Virtual Reality, kurz VR, war für mich immer ein schwieriges Thema, erst recht in Bezug auf Videospiele. Jedes der VR-Headsets, die ich in der Vergangenheit aufsetzte, fühlte sich aus unterschiedlichen Gründen merkwürdig an. Jedes der Videospiele, die ich bei verschiedenen Gelegenheiten ausprobieren konnte, stufte ich als, naja nett ein. Also nett aus genereller Sicht, aber nichts was mich wirklich beeindruckte und auch nichts, was mich länger als 15 Minuten zum Spielen motivierte. Aber dann kam die Kombination aus dem eigenständigen VR-Headset Oculus Quest und dem den Genre Rhythm Game zugehörigen Videospiel Beat Saber. Beat Saber ist das erste Videospiel in VR welches ich deutlich länger als 15 Minuten am Stück gespielt habe, Beat Saber ist das Videospiel welches ich Freunden zeige um meine mittlerweile vorhandene Faszination bezüglich VR zu erklären und Beat Saber ist ein unterhaltsames und verdammt gutes Videospiel.
Eigentlich witzig, wenn ich darüber nachdenke wie grundlegend einfach Beat Saber ist und wie schwer es mir fällt eine verständliche Beschreibung zu verfassen, die nicht komplett merkwürdig klingt. Als Spieler steht man ruhig auf einer festen Position und blickt einfach nach vorne. Trotz der grundlegenden Möglichkeit in VR in alle Richtung zu blicken, ist dies bei Beat Saber nicht erforderlich, da sich das gesamte Geschehen direkt vor dem Spieler abspielt. In seinen Händen in VR hält man ein rotes und blaues Lichtschwert und die Grundaufgabe lautet, dass man damit die von vorne auf einen zufliegenden kleinen Würfel halbiert. Die Farbe der Würfel signalisiert, mit welchem der beiden Lichtschwerter die Schwungbewegung zur Halbierung des Würfels durchzuführen ist. Neben der Farbe finden sich ein Pfeil auf jedem der Würfel, welcher die Richtung der Schwungbewegung vorgibt. Vereinfacht gesagt gilt es mit dem richtigen Lichtschwert den auf einen zufliegenden Würfel im richtigen Moment in der korrekten Richtung zu halbieren. Das alles passiert im Takt und Rhythmus zu einem der in Beat Saber enthaltenen Lieder aus dem Genre elektronische Tanzmusik. Je nach Tempo des Liedes und dem vom Spieler gewählten Schwierigkeitsgrad ist das Absolvieren eines Liedes leicht oder entsprechend herausfordernd.
Trotz der bewusst reduzierten Nutzung der technischen Möglichkeiten in VR und dem minimalistisch in Neonfarben gehaltenen optischen Stil, übt das Videospiel innerhalb weniger Momente eine schwer in Worte zu fassende Faszination aus. Eine Faszination, die bisher jeder dem ich die Oculus Quest samt Beat Saber ausprobieren lies innerhalb von Sekunden bestätigen konnte. Gefühlt verfällt man aufgrund der starken Immersion von VR, der fast durchgehend hypnotischen sowie sich in die Gehörgänge einbrennenden Musik und der dazu im Takt durchgeführten Schwungbewegungen der Hände in einen äußerst angenehmen tranceartigen Zustand. Gleichzeitig fühlt sich das Zerteilen der Würfel mit den Lichtschwertern richtig sowie befriedigend an. Die Kombination dieser beiden Aspekte ist für mich vermutlich der Auslöser für diese Faszination und auch für meine Begeisterung. Das Absolvieren von einem Lied ist ein in sich geschlossenes so zufriedenstellendes Erlebnis, welches auf eine merkwürdige Art und Weise Sinn ergibt und gleichzeitig eine innere Leere hinterlässt, wodurch man fast schon zwanghaft erneut spielen möchte und es eigentlich auch macht. Eine Erfahrung die ich als Freund von Videospielen aus dem Genre Rhythm Game kenne, die ich jedoch zuvor nie so intensiv wie bei Beat Saber am eigenen Leib erlebt habe.
Die bisherige Beschreibung des Videospiels klingt hinsichtlich langfristiger Abwechslung überschaubar und auch der Umfang des Titels mit den enthaltenen 20 Liedern wirkt im Vergleich zu anderen Titeln desselben Genres eher gering. Überraschenderweise ist dies aber kein Problem, denn Beat Saber überzeugt mit der Kombination verschiedener vordefinierter Adaptierungen, einer überraschend in die Tiefe gehenden Mechanik des Zerteilens sowie mit wirklich herausragend für den Titel geeigneten Liedern. Was am Ende jedoch am meisten motiviert, ist die Jagd nach einer höheren Punktezahl und genau hier kommt die in die Tiefe gehenden Mechanik des Zerteilens der Würfel zum Tragen. Ist man in den ersten Stunden glücklich, wenn man Lieder ohne Fehler absolviert, entwickelt man nach und nach den Drang auch jeden einzelnen Schwung mit dem Lichtschwert optimal durchzuführen. Jedes Zerteilen eines Würfels wird von Beat Saber bewertet, wodurch man je nach Geschwindigkeit sowie Länge des Schwungs, dem genau zum Takt passenden Zeitpunkt des Treffen eines Würfels und der Genauigkeit bezüglich der Richtung sowie des Zentrums des Würfels mit mehr oder weniger Punkten belohnt wird. Zusammengefasst ist es eine Videospielmechanik, die leicht erlernt wird, schwierig gut zu können ist und fast unmöglich perfekt beherrscht werden kann.
Beat Saber ist ein einfaches und doch komplexes Videospiel. Beat Saber wirkt auf den ersten Blick nicht besonders, wird aber nach dem ersten echten Kontakt zu etwas sehr Besonderem. Ohne offensichtlich viel zu machen, macht der Titel was er macht im Prinzip perfekt. So perfekt, dass Beat Saber mich überrascht, beeindruckt und auch überzeugt hat. So überzeugt, dass ich mein Umfeld mittlerweile quasi nötige das Videospiel und damit VR selbst zu testen. Etwas was eigentlich immer merkwürdige Blick hervorruft. Zumindest solange, bis diejenigen selbst die Erfahrung machen konnten. Beat Saber ist in meinen Augen nicht einfach ein Videospiel in VR, Beat Saber ist vermutlich derzeit das Videospiel für VR.
Gespielt wurde Beat Saber auf der Oculus Quest. Entwickelt und vertrieben wird der Titel vom tschechischen Indie-Studio Beat Games. Das Videospiel ist für alle gängigen VR-Plattformen erhältlich. Digitale Bezugsmöglichkeiten sind Steam (PC Direktkauf), der Oculus Store (Rift & Quest Direktkauf) sowie der PlayStation Store (PlayStation AT Direktkauf). Preislich liegt das Videospiel bei etwa 30 Euro.