Ausgelurzt

Ohne großartig drumherum zu schreiben, das inhaltliche Fazit dieses Texts: Dies ist der letzte Text, den ich vorerst auf diesem Blog veröffentlichen werde oder um es mit dem Kunstwort der Überschrift zu sagen, ausgelurzt. In den letzten Wochen habe ich oft und lange über das Projekt gelurzt nachgedacht, mit mir wichtigen Menschen über meine Gedanken dazu gesprochen, resümiert was ich damit als auch dadurch in der Vergangenheit erreicht habe, wo ich heute bin und wie eine Zukunft aussehen könnte. Das Resultat dieser vielschichtigen Überlegungen ist, dass die Zeit gekommen ist diesen Text zu verfassen und das Projekt zu einem für mich zufriedenstellenden Abschluss zu bringen.

Es ist kein leichter Abschluss für mich, da mich gelurzt mehr als ein Jahrzehnt als Konstante begleitet hat und auch die Startbasis für etliche andere Abenteuer und rückblickend viel wichtiger, ebenso der Auslöser für Bekanntschaften und Freundschaften im Laufe der Jahre war. Eine Retroperspektive wäre reizvoll, würde inhaltlich aber nur bedingt zu diesem Text passen. Viele der Dinge, die ich hier aufzählen würde, haben es in die hier veröffentlichten Texte geschafft, welche gesammelt im Archiv gefunden werden können und auch in Zukunft dort abrufbar sein werden.

Etwas traurig stimmt mich jedoch ein Punkt am Ende, dass ich hier nicht mehr die Geschichten erzählen werde, die bereits in meinem Hinterkopf herumschwirren oder die ich bereits begonnen habe niederzuschreiben. Anders als beim Rückblick, möchte ich diese zumindest kurz anführen. Es gibt ein Textgerüst zum ersten Teil von The Last of Us aus der Perspektive eines von der Erzählweise begeisterten, aber mit Unverständnis hinsichtlich der Gewaltdarstellung hadernden Zusehers. Oder meine persönliche Heldenreise als nur bedingt guter und nicht sehr frustresistenter Videospieler mit dem bockschweren Bloodborne. Ein Essay, weshalb ich seit zwei Jahrzehnte beginnend mit The Legend of Zelda: Ocarina of Time alle Teile der Serie bewusst ignoriert habe und mich nun seit dem Sommer 2020 mit einem Nintendo 64 versuche in die Vergangenheit zurück zu versetzen, wird wohl auch nicht mehr veröffentlicht. Und dann gibt es noch verschiedenste Gedanken zu neuen Videospielkonsolen, den Strategien der jeweiligen Plattformbetreibern, den technologischen Fortschritt als auch den Auswirkungen durch das Streamen von Videospielen oder wie sich die Videospielindustrie durch unterschiedliche Abo-Modelle für verschiedene Zielgruppe von Videospielern verändert hat und noch verändern wird. Alles Geschichte, deren Ideen, Notizen oder Textgerüste nun als nicht umgesetzt mit allen anderen Essays bei mir abgelegt und archiviert werden.

Die Frage, die sich stellt, ist jene, weshalb ich das Projekt gelurzt trotz dieser Vergangenheit und der noch nicht erzählten Geschichte jetzt zu einem Abschluss bringe. Die einfache Antwort ist, dass ich für mich im Laufe des letzten Jahres immer mehr die Freude am Schreiben von mich ansprechenden Inhalten verloren habe, da die Reaktionen auf die Texte von außen nahezu komplett verschwunden sind und sich daran ohne eine komplette Neuausrichtung wohl nichts in Zukunft ändern wird. Die Gründe, weswegen dies so ist, sind divers. Am einfachsten lässt es sich jedoch wie folgt zusammenfassen: Die inhaltliche Schärfung der Ausrichtung der Texte, die ich auf gelurzt im Laufe der Jahre veröffentlicht habe, passt nicht mehr dazu, wie sich der Konsum von Informationen zum Medium Videospiele im gleichen Zeitraum verändert hat. Oder anders formuliert, im Jahr 2020 ist das Interesse an Texten zu Videospielen verhalten und eher gering, wenn die Textform mehr inhaltlich fordernden Geschichten entspricht. Über eine Veränderung weg von der Textform habe ich mehrfach nachgedacht, jedoch diese Ansätze immer wieder verworfen, da sich dies schlichtweg nicht nach mir angefühlt hat.

Das Projekt gelurzt war mein Hobby, um über Videospiele als auch die Videospielindustrie aus anderen Perspektiven und mit teils ungewohnten Ansätzen zu schreiben, oftmals mehr zu erzählen. Ich wollte Geschichten erzählen und ich habe diese erzählt. Ich wollte Leser mit meiner Faszination für das Medium Videospiele inspirieren sowie zum Nachdenken anregen und ich hoffe, dass mir dies in den Jahren manchmal gelungen ist. Es war für mich eine interessante, lehrreiche, fordernde und spannende Zeit und wenn ich über alles so nachdenken, dann ist genau jetzt für mich der beste Moment das Projekt gelurzt zumindest für mich zufriedenstellend beenden zu können.

Vielen Dank an alle die mich auf meiner Reise bis hierher begleitet haben und auch vielen Dank an alle deren Weg sich mit meinem während dieser Reise gekreuzt hat. Und damit nun auf zu neuen Abenteuern.