Manchmal gibt es Videospiele, die ich einfach gerne spielen möchte. Die Titel der Videospielserie Kingdom Hearts haben in der Vergangenheit dazu gehört, jedoch war ich immer zur Veröffentlichung eines Ablegers auf der nicht richtigen Plattform. Vor 17 Jahren begann die Reihe mit Teil Eins auf der PlayStation 2, der zweite Teil folgte vier Jahre später ebenso auf der PlayStation 2 und nach einer Wartezeit von 13 Jahren wurde Kingdom Hearts III neben der PlayStation 4 auch auf der Xbox One veröffentlicht. Die Titel sind vereinfacht zusammengefasst eine Mischung eines Rollenspiels mit starken japanischen Einflüssen als Basis, einer sehr stark westlichen Ausrichtung durch die Integration von Charakteren und Welten aus etlichen Disney-Universen auf inhaltlicher Ebene und der videospielmechanischen Adaption in Richtung Action um zum Genre der Action-Rollenspiele zu gehören. Es ist für mich immer erschreckend, wenn ein Videospiel wie Kingdom Hearts III auf dem Papier viele Punkte meiner persönlichen Liste für ein mich passendes Videospiel erfüllt, mich am Ende aber enttäuscht verwirrend zurücklässt.
Seit fast zwei Stunden blinkt der Cursor vor mir am Beginn eines leeren Absatzes. Obwohl ich etliche Stunden Kingdom Hearts III gespielt habe, obwohl ich verschiedenste Gedanken zum Verfassen von diesem Beitrag durchgespielt habe, fällt es mir schwer mit dem Schreiben zu beginnen. Blicke ich auf meine früheren Beiträge zu Videospielen, ist die Struktur zumeist so, dass der Absatz nach der Einleitung eine kurze Zusammenfassung der Videospielmechaniken beziehungsweise eine kurze Beschreibung des Titels selbst ist. Denke ich an meine Motivation welche Videospiele ich für Beiträge auswähle, dann sind es normalerweise solche, die mir gefallen und oder etwas bei mir auslösen. Dieser Beitrag wird schwierig, Kingdom Hearts III ist für mich als Videospiel schwierig.
Ich möchte bei der Geschichte von Kingdom Hearts III beginnen. Vorab sei angemerkt, dass mir durchaus bekannt war, dass die Geschichte der Videospielserie komplex ist, aber dieser Aspekt hat mich im Vorfeld nicht gestört. Ich wusste, dass es neben den drei Hauptteilen noch dutzende Nebenableger gibt, aber ich dachte mir nicht wirklich etwas dabei. Im Vorfeld von Kingdom Hearts III wurde darauf hingewiesen, dass es kein Problem ist mit dem dritten Teil einzusteigen und dass man keine Vorkenntnisse zu den vorherigen Teilen und Nebenablegern der Videospielserie benötigt. Für Neueinsteiger gibt es die Möglichkeit eine Zusammenfassung der Ereignisse der Geschichte bisher in Form von Videos anzusehen und diese Möglichkeit gibt es auch. Und diese Möglichkeit habe ich genutzt. Und diese Möglichkeit hat mir ehrlich gesagt wenig bis nichts geholfen, um zu verstehen was inhaltlich in Kingdom Hearts III passiert. Ich bin auch einen weiteren Schritt gegangen und habe zusätzlich vorab mehrere Zusammenfassung der Geschichte in Form von Texten und Videos konsumiert, aber wirklich geholfen hat es nichts. Entweder bin ich zu dumm für die Geschichte von Kingdom Hearts III oder die Geschichte von Kingdom Hearts III ist zu dumm für mich. Genau sagen kann ich es nicht, irgendwann habe ich aufgegeben die gefühlt hundert unterschiedlichen Namen von den immer gleichen aber dann doch anderen Charakteren nachzuschlagen, ich habe kapituliert die Beziehungen von diesen zueinander zu verstehen und habe mich auf das Minimum beschränkt. Was das war? Grundlegend sind alle Charaktere im Team der Guten, abgesehen von denen mit einem schwarzen Mantel oder schwarzer Kleidung, denn die sind Teil von Team Böse. Warum ich gegen die Bösen kämpfe? Keine Ahnung. Weshalb ich von einem Disney-Universum zum nächsten in einem Gummiraumschiff fliege? Ich habe es bis heute nicht verstanden. Aus welchem Hintergrund und mit welcher Motivation Donald und Goofy die dauerhaften Begleiter bei meinem Abenteuer sind? Ich vermute, dass es zu Dritt einfach lustiger ist.
Und genau hier setzt meine Enttäuschung oder je weiter ich im Videospiel fortgeschritten bin eher Verzweiflung fort. Die Geschichte wird durch Zwischensequenzen erzählt, durch sehr viele Zwischensequenzen, genauer durch sehr viele sehr häufige Zwischensequenzen. Diese sind zwar unheimlich hübsch und wohl das Beste was ich optisch in den letzten Jahren gesehen habe, aber die Zwischensequenzen haben mich durch die Häufigkeit an den Rand der Verzweiflung getrieben. Normalerweise nutzen Videospiele diese, um die Geschichte voranzutreiben und gleichzeitig auch das Tempo eines Videospiels besser zu steuern. Kingdom Hearts III sind diese Grundsätze komplett egal, denn Kingdom Hearts III überflutet den Videospieler mit Zwischensequenzen. Zu Beginn einer jeden Welt, am Ende einer jeden Welten, zwischen jeden thematischen Wechsel in jeder Welt und gefühlt nach jedem dritten Kampf oder maximal nach zehn Minuten Spielzeit. Kaum bin ich etwas zum Spielen gekommen, folgt die Unterbrechung durch eine Zwischensequenz. Unterbrochen durch oft lange Zwischensequenzen, manchmal und damit meine ich eigentlich sehr häufig mit Zwischensequenzen mit einer Dauer von 15 bis 20 Minuten. Mehr als nur einmal hatte ich den Eindruck, dass ich mich nach einer Zwischensequenz mit meinem Charakter ein paar Meter in der Videospielwelt bewegt habe um sofort die nächste Zwischensequenz auslösen. So hübsch diese auch sind, so störend waren diese. Zum einen natürlich wegen der damit erzählten und für mich nicht nachvollziehbaren Geschichte und auch der Tatsache, dass ich eigentlich lieber Kingdom Hearts III spielen und nicht ansehen wollte.
Das Stichwort Kingdom Hearts III spielen ist auch ein Gutes, denn dies ist der nächste Punkt den ich bei dem Titel nur bedingt und eigentlich teilweise auch gar nicht verstehe. Das Videospiel gehört wie bereits erwähnt zum Genre der Action-Rollenspiele und über solche Videospiele bin ich ehrlichweise oft froh. Persönlich habe ich mittlerweile wenig Ambitionen die perfekte Ausrüstung, die optimale Kombination meiner Fähigkeiten und die ideale Stufe meiner Spielfiguren zu haben, um im Videospiel voran zu kommen. Titel, die solche Fehler verzeihen sind super und genau dies macht Kingdom Hearts III. Es bietet die komplexen Systeme eines Rollenspiels, funktioniert aber auch ohne diese. Diese Basis hinsichtlich Videospielmechaniken hat für mich aufgrund der Einfachheit unheimlich gut funktioniert. Was eher problematisch war, war die Erweiterung dieser Elemente. In jeder der unterschiedlichen Welten aus den Disney-Universen gibt es in Kingdom Hearts III spezielle Mechaniken und auch Logiken, welche nur in der jeweiligen Welt vorhanden sind und auch nur dort relevant sind. Dies geht soweit, dass manche Elemente nur ein einziges Mal im gesamten Videospiel vorkommen. Eigentlich nicht so schlimm, wenn man es als angenehme Abwechslung zu den Basiselementen der vorhanden Videospielmechaniken sieht. Aber irgendwie dann nervig, wenn es andauernd passiert, dass eine neue Videospielmechanik eingeführt wird und danach komplett wieder weg ist. Was bleibt ist sind die Basiselemente hinsichtlich Videospielmechaniken in Form des Kampfes gegen die Gegner.
Ein Beitrag wie dieser, der im Prinzip durchgehend aus Erfahrungen auf der eher negativen Seite des Spektrums besteht, ist eher ungewöhnlich für mich. Noch ungewöhnlicher ist es, wenn ich meine Statistiken zu Kingdom Hearts III ansehe. Mehr als 30 Stunden habe ich mit dem Titel verbracht, ich habe den Titel durchgespielt und auch wenn ich manchmal selbst motivieren musste weiterzuspielen, hat sich mein persönlicher Frust in Grenzen gehalten. Stellt sich natürlich die Frage wie weit man bei einem Videospiel frustriert sein darf, aber dies ist ein Thema für einen anderen Beitrag. Was mich bis zum Ende angetrieben hat? Schwierig zu konkretisieren. Waren es die vielen unterschiedlichen und hübschen Disney-Universen? Hat mir als Disney-Fanboy sicherlich geholfen. Waren es die 60 Euro, die ich für das Kingdom Hearts III bezahlt habe und das mögliche schlechte Gewissen etwas Bezahltes nicht zu konsumieren? Ehrlich gesagt schon etwas. Bin ich froh darüber Kingdom Hearts III gespielt zu haben? Ja, doch. Würde ich Kingdom Hearts III empfehlen? Eher nicht. Bin ich froh darüber das Thema Kingdom Hearts für mich abgeschlossen zu haben? Ja. Weshalb? So sehr ich Kingdom Hearts III lieben wollte, so sehr habe ich es gehasst. Es war für mich am Ende eine Hassliebe, leider nicht die positive Art einer Hassliebe.
Gespielt wurde die Xbox One Version von Kingdom Hearts III auf einer Xbox One S. Entwickelt und vertrieben wurde der Titel vom japanischen Studio Square Enix. Das Videospiel ist seit Jänner 2018 für die Sony PlayStation 4 sowie Xbox One erhältlich. Digitale Bezugsmöglichkeiten sind der PlayStation Store (PlayStation AT Direktkauf) und der Microsoft Store (Xbox Direktkauf). Physische Versionen gibt bei Amazon (PlayStation 4 und Xbox Version)*. Preislich liegt das Videospiel je nach Version und Edition zwischen 40 und 70 Euro.