SSX

Manche Beiträge sollten mit einem Songtext begonnen werden und bei dem kommenden Textpassagen passt eine markante Refrainzeile von Run D.M.C. erstaunlich gut: It’s Tricky … it’s Tricky, Tricky, Tricky. Nach etwas weniger als sieben Jahren ist SSX zurück (das 2007 erschienen SSX Blur für die Wii zählt nicht wirklich) und ist gleichzeitig das Revival des Extremsport-Genres im aktuellen Konsolenzyklus. EA Canada hat sich ins Zeug gelegt, das Franchise auf Vordermann gebracht und trotzdem den Flair der alten Teile beibehalten: Es wird getrickst, es wird getrickst und es wird verdammt nochmal noch mehr getrickst.

Als Grundgerüst dient die Story um das Team SSX (mit vielen bekannten Gesichtern aus den Vorgänger), welches die neun tödlichsten Abfahrten der Welt meistern möchte. Griff, ein früheres Teammitglied, spaltete sich aber von der Gruppe ab und versucht fortan im Alleingang das Projekt der neun Deadly Descents zuerst zu Ende zu bringen. Somit wird es nicht nur der Kampf gegen die Naturgewalten, sondern auch ein Wettkampf gegen den abtrünnigen und egomanischen Snowboarder.

Die neun Abfahrten spiegeln quasi neun Level wieder, die die Gruppe von Extremsportlern beherrschen muss. Von den Alpen über den Himalaya und durch die Antarktis nach Afrika sowie in die Rocky Mountains führt die Reise, welche pro Gebirgszug mehrere Gipfel mit drei unterschiedlichen Spielmodi (Rennen, Trickrennen sowie Überlebensrennen) bietet. Optisch und spielerisch abwechslungsreich und immer für eine Überraschung gut, haben die Gebiete ihren eigenen unverkennbaren Flair. Einmal sind es Sprünge über die chinesischen Mauer, dann ein stillgelegtes Atomkraftwerk bei dem die Reaktoren als Halfpipe genutzt werden können oder verwinkelte Rohre, die die Abfahrt in eine trickreiche Achterbahnfahrt verwandeln. Auch wenn manche Abschnitt ganz oben auf der Hassliste stehen (z.B. die verwinkelten Höhlenpassagen in Afrika), sind es atemberaubende und sehr abwechslungsreiche Abfahrten für ein Videospiel das quasi im Schnee stattfindet.

Tricky, Tricky, Tricky wird es beim (analog zum vierten Teil der Serie getauften) Einzelspielermodus names „World Tour“. Spielerisch mit wenigen Ausnahmen durchwegs unterhaltsam, aber das konstruierte Storygerüst mit den auf Hipsterstyle getrimmten Comicvideosequenzen der Mitglieder des Team SSX stößt merkwürdig auf. Zusammen mit den ultrafunky und hippen Deadly Descents Introvideos stellt dies den (einzigen) qualitativen Tiefpunkt des Spiels dar, der glücklicherweise mittels Tastendruck übersprungen werden kann und auch sollte. Ansonsten absolviert je ein Mitglied der Vereinigung die unterschiedlichen Abfahrten eines Gebietes um sich am Ende den Naturgewalten des Gebietes zu stellen. Unterstützt von Gadgets (z.B. Eispickel, Stirnlampe oder Rüstung) geht es den Berg hinab, wobei der Wingsuit, mit dem Gletscherspalten überflogen werden können wohl die coolste Erweiterung darstellt.

Seine tatsächlichen Stärken spielt SSX jedoch im Zusammenspiel mit Freunden und dem streckenbasierten Mehrspielermodus namens „Global Events“ aus. Inspiriert vom Autlog Feature der Need for Speed Serie informiert euch das RiderNet über die Aktivitäten eurer Freunde und erstellt individuelle Herausforderungen aufgrund deren Leistungen auf den einzelnen Abfahrten. Die „Global Challenges“ funktionieren ähnlich, wobei man hier in zeitlich limitierten Wettkämpfen (zwischen 30 Minuten und zwei Wochen ist alles dabei) gegen die restliche Welt antritt. Die Spielmodi sind grundlegend gleich (auch wenn es manchmal Einschränkungen bei der Nutzung der Gadgets gibt), aber anstatt gegen seine Freunde oder die AI, tritt man gegen die restliche SSX Welt an. Je mehr Spieler an einer Herausforderung teilnehmen desto höher wird das mögliche Preisgeld für vorderen Platzierungen. Verbunden mit dem wirtschaftlichen Ecosystem des Spiels ist die Teilnahme nicht immer kostenlos und bei vielen der Herausforderungen zahlt man für die Teilnahme mit seinen hart verdienten Credits, die gleichzeitig als Zahlungsmittel im spielinternen Laden dienen (z.B. für neue Snowboards, Kleidung, Gagdets oder kurzfristigen Helferlein namens Boosts).

Wenn in der aktuellen Generation ein Genre gefehlt hat, dann war es der ultrahippe Extremsport, der mit SSX endlich in frischen Gewand Einzug gehalten hat. Optisch, spielerisch, steuerungs- und audiotechnisch auf erstaunlich hohen Niveau jagt man gerne mit dem Team SSX die Berge hinunter. Auch wenn die Einzelspielererfahrung zu Abzügen in der B-Note führt, sorgen die Global Challenges in Zusammenspiel mit dem RiderNet für eine Snowboarderfahrung, die mit keinem bisherigen Titel des Genres vergleichbar ist.

Gespielt wurde eine von EA zur Verfügung gestellte Version auf der Xbox 360. SSX ist seit Anfang März für die Xbox 360 und PlayStation 3 erhältlich und wechselt bei Amazon* für etwa 60 Euro den Besitzer.

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