Dann fangen wir einfach mal mit den Inhalten aus dem Review Letter zu Gears of War 4 an. Es ist die Rückkehr eines der am meisten in der Videospielwelt gefeierten Franchises und gleichzeitig der beste sowie ambitionierteste Teil der Videospielserie. Die hübscheste Einzelspielerkampagne, ein neues Trio an Helden, andere Gegner, eine unbekannte Bedrohung und natürlich auch neue mystische Geheimnisse warten auf die Videospieler. Die Adjektive brutal, intensiv und atemraubend habe ich im letzten Satz nicht mehr unterbringen können. Zusätzlich enthalten ist der damals und auch heute für das Genre als Referenz geltende Mehrspielermodus. Die technische Grundlage bietet die Unreal Engine 4 sowie Direct X12 um Videospielern auf der Xbox One und dem Windows 10 PC die hübschesten Pixel überhaupt auf den Bildschirm zu zaubern. Gears of War 4 ist dank Cross-Play-Co-Op auf beiden Plattformen in den verschiedensten Spielmodi mit 60 Bildern pro Sekunden auf dezidierten Servern oder geteiltem Bildschirm das ultimative Videospiel für gemeinsame Videospielsitzungen mit Freunden. Keine Sorge, es geht inhaltlich nicht so weiter und ebenso keine Sorge, es folgt nicht der Standardabsatz zur allgemeinen Erklärung sowie Kritik in Bezug auf Spielmechanik, Ausrichtung oder der Gewaltdarstellung in der Gears of War Reihe. Sollte jemanden keine Kenntnisse zum Franchise haben, empfiehlt sich jetzt der Blick auf den Wikipedia-Eintrag der Videospielserie.
Obwohl die im ersten Absatz und den Presseunterlagen genutzten übertriebenen Superlativen im Regelfall das Gegenteil bedeuten, ist Gears of War 4 ein spielmechanisch sowie technisch sehr gutes Videospiel, wenn nicht sogar das beste Videospiel des Jahres in diesen Bereichen. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und würde dies nicht nur als persönliches Empfinden einstufen, sondern als Fakt. Unabhängig was man von der für die Serie üblichen massiv übertriebenen Gewaltdarstellungen sowie der zwar packenden aber mit etwas Abstand doch eher überschaubaren Geschichte halten mag, das Entwicklungsstudio The Coalition hat mit ihrem ersten eigenen Videospiel die Messelatte neu definiert. Trotz der Ziffer Vier im Namen beschreitet der Titel in vielen Bereichen Neuland. Erstmalig eine parallele Veröffentlichung auf zwei Plattformen, der erste Teil der Serie der sich so anfühlt als hätte es von Anfang bis Ende ein konsistentes Konzept gegeben, weibliche Charaktere die nicht beliebige austauschbar sind und der erste Teil der Videospielserie bei dem ich die Einzelspielerkampagne durchgespielt habe.
Es ist raus, Gears of War 4 stellt tatsächlich den ersten Teil der Serie dar, bei dem ich den Erfolg für den Abschluss der Kampagne auf dem normalen Schwierigkeitsgrad erhalten habe. Das mag vielleicht merkwürdig klingen, denn in meiner digitalen Videospielbibliothek befinden sich zwar alle vorherigen Teile, jedoch bei keinem davon bin ich weiter als bis zur Hälfte der Einzelspielerkampagne und ein paar wenigen Partien im Mehrspielermodus gekommen. Selbiges gilt für die im Jahr 2015 veröffentlichte generalüberholte Version des ersten Teils, für welche ich mir gefühlt seit ewiger Zeit vornehme mich durchzukämpfen, aber bei jedem meiner zig Anläufe aus primär zwei Gründen scheiterte.
Ein Aspekt ist die Thematik der Spielwelt und der Geschichte, die mich nicht wirklich fesseln und zum Weiterspielen motivieren kann. Kurz und knapp gesagt, der Anfang des ersten Teils von Gears of War ist inhaltlich dämlich. Die Rettung und Flucht aus dem Gefängnis ist auch nach zig Jahren unglaubwürdig und unverständlich. Mir ist klar, dass Gears of War nie den Anspruch auf Realismus und oder Tiefe hatte und das Videospiel eher mit einem stumpfen Actionfilm als mit einer kritischen Kriegsdokumentation zu vergleichen ist, aber ein zumindest mitreißend inszeniertes erste Drittel der Kampagne hätte ich der stets graubraunen Umgebung samt spielmechanischen Wiederholungen vorgezogen. Ein erneuter Versuch beim zweiten Teil war zwar etwas besser, verlief jedoch analog wie beim dritten Teil im digitalen Sand.
Der zweite und nüchtern betrachtet relevantere Punkt hat weniger mit den einzelnen Teilen der Videospielserie zu tun, sondern indirekt etwas mit dem Spieldesign und dem damaligen Konzept in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad. Gears of War war einfach schwer, teilweise frustrierend schwer. Die Kombination dessen und meiner spielerisch anscheinend zu schwachen Leistung harmonierte einfach nicht. Kurz und knapp: Ich war und bin zu schlecht für die Einzelspielerkampagne der ersten drei Teile. Richtig gelesen, ich erlitt zu viele digitale Tode und habe frustriert irgendwann aufgegeben mich selbst durch den normalen Schwierigkeitsgrad zu quälen. Natürlich hätte es die Möglichkeit gegeben, dass ich mich von einem Freund durch die kooperative Kampagne durchziehen lasse, jedoch ist das Erfolgserlebnis bei weitem nicht so befriedigend als wie man selbst die Herausforderungen bis zum Abspann meistert.
Liest man die für die Branche übliche Berichterstattung zu Gears of War 4 (zum Beispiel bei Polygon oder auf derStandard.at), scheint das Videospiel die perfekte Kombination aus Fortsetzung, stetiger Optimierung und erforderlicher Weiterentwicklung zu sein. Aufgrund meiner Erfahrung mit der Franchise sehe ich es etwas anders, denn The Coalition hat die Serie durch deutlich gewichtigere Änderungen für eine breite Zielgruppe zugänglich gemacht und gleichzeitig die Bedürfnisse der eingeschworenen Fangemeinschaft berücksichtigt. Bedeutet konkret, dass die in der Kampagne erzählte Geschichte zumindest bis kurz vor dem Ende als packend sowie mitreißend bezeichnet werden kann und die Spielwelt in keinem der vorhergehenden Teile auch nur annähernd so intensiv farbenfroh und abwechslungsreich ist wie in Gears of War 4.
Die gravierendste Auswirkung stellt jedoch die Anpassung der Spielmechanik in Form des stetigen Begleiters sowie der Möglichkeit der Wiederbelebung dar. Zu keinem Zeitpunkt kämpft man sich alleine durch die Kampagne, sondern wird von zumindest einer weiteren Spielfigur begleitet und unterstützt. Sei es durch zusätzliche Feuerkraft in den Deckungsgefechten oder durch das Wiederbeleben, wenn man zu viele feindliche Treffer abbekommen hat. Was in den Vorgängern in einem dunkelroten Ladebildschirm geendet hat, lässt in Gears of War 4 den Videospieler an Ort und Stelle weitermachen. Nicht unendlich oft, aber häufig genug um den Grad der Frustration bei neuen oder schwächeren Videospielern wie mir in Grenzen zu halten.
Setzt Gears of War 4 streng den Fokus der Vorgänger fort? Nein, es ist durch die Anpassungen um ein Vielfaches besser als die Vorgänger. Kann man zugreifen, wenn man bisher noch überhaupt keinen Kontakt mit der Serie hatte? Durchaus, da die überschaubare Vorgeschichte geschickt in Form eines halbstündigen spielbaren Prologs erzählt wird, welcher ebenso als interaktives Tutorial zum Kennenlernen der Steuerung und Spielmechanik dient. An wen richtet sich der vierte Teil des Franchises? An alle volljährigen Videospieler die Lust auf eine etwa zehn Stunden lange unterhaltsame und abwechslungsreiche Einzelspielerkampagne haben und im optimalen Fall mit Freunden die verschiedenen kooperativen und kompetitiven Spielmodi erleben möchten. Kaufen, Warten oder Vergessen? Definitiv Kaufen.
Gespielt wurde die Xbox One Version von Gears of War 4. Das Videospiel ist nicht nur den ersten Teil der Serie auf der Xbox One, sondern gleichzeitig der erste Teil der Gears of War Reihe der von Microsofts internen Entwicklungsstudio The Coalition stammt. Das Videospiel ist ab sofort verfügbar und Amazon verkauft die Standard sowie Ultimate Edition in Form eines physische Datenträgers* für die Xbox One und als Download-Code* für Xbox Play Anywhere auf der Videospielekonsole und dem Windows 10 PC. Hinweis hinsichtlich Transparenz: Microsoft hat mir vorab einen Xbox One Download Code für Gears of War 4 zur Verfügung gestellt.