In How to Review Videogames versucht sich Dan Amrich an einem Leitfaden über den Videospiel-Journalismus. Auch wenn ich kein Verfechter solcher Anleitungsbüchern bin, ist eines von Amrichs Themen bei mir verstärkt hängen geblieben: Wen ein Spiel anhand eines anderen erklärt wird oder ein direkter Vergleich erfolgt, dann hat der Autor nichts von Journalismus verstanden und sollte zurück ins Testlabor zu seinen Waschmaschinen gehen. Gut, die Sache mit den Waschmaschinen hat Amrich nicht so formuliert. Auch gut dass ich kein Journalist bin und pauschale Regeln des Journalismus nicht immer ernst nehmen muss.
Castle of Illusion ist das adaptierte Remake des 1990 für das Sega Mega Drive erschienene gleichnamige Jump’n’Run. Adaptiert aus dem Grund, da zwar quasi alle Elemente des fast 13 Jahre alten Titels enthalten sind, diese aber neu arrangiert wurden. Die Level, die Feinde und die Endgegner sind ident, aber doch anders. Der Bezug auf den Ursprung ist unabstreitbar, aber wenn das Spiel nach den ersten 10 Minuten den Winkel der Kamera anhebt und in eine spielbare 3D-Ansicht wechselt, ist klar, dass Mickey Maus in einem vom Klassiker inspirierten Spiel hüpft und nicht in einem Remake im klassischen Sinne. Trotz dessen fühlt und spielt es sich Großteils wie ein Titel der 90er und spätestens wenn man bei den Endgegnern der fünf unterschiedlichen Themenwelten die Bewegungsmuster auswendig lernt, merkt man, was man die letzten Jahre nicht vermisst hat.
DuckTales Remastered ist ein Remake des ebenfalls 1990 für das NES erschienene Jump’n’Run. Wie bei Castle of Illusion quasi gleichnamig, jedoch vor 13 Jahren ohne das Remastered im Titel. Beide Disney Lizenztitel sind gleich alt, die beiden neuen Ableger erschienen kürzlich fast zeitgleich, jedoch wurde der Beititel bei Remastered wörtlich genommen. Es handelt sich spielerisch um eine 1:1 Umsetzung des Originals, welche optisch durchwegs was hermacht, aber leider auch die spielerische und technische Weiterentwicklung der Genres mehr als deutlich spürbar macht. Die Steuerung fühlt sich schwammig ungenau an und die Aktion der Spielfigur auf eine Eingabe ist zu oft unerwartet und wirkt manchmal fast schon willkürlich. Damals aufgrund technischer Limitierungen übliche Probleme wie das erneute Erscheinen bereits eliminierter Gegner wenn diese kurz aus dem Blickfeld verschwinden wurden ebenso übernommen, wie auch der für heutige Verhältnisse eher hohe Schwierigkeitsgrad. DuckTales Remastered bleibt seinem Vorbild zu 100% treu, ohne auch nur eines der für die damalige Zeit üblichen und für die heutige Zeit meist nervigen Probleme auch nur irgendwie zu lösen.
Das tatsächlich zugrundeliegende Problem ist jedoch ein anderes. Es ist der verklärte Nostalgiegedanke, den man als langjähriger Videospieler oft in sich hat und der gnadenlos täuscht und trügt. Zehn oder 15 Jahre alte Spiele lassen sich in zwei Kategorien unterteilen. Die Gruppe bei der die Spielmechanik auch nach zig Jahren noch funktioniert und Spaß macht, sowie die andere Hälfte, bei der eine persönliche Bindung zum Universum, den Figuren oder noch viel gefährlicher, zu seiner persönlichen Zeit als man das Spiel damals gespielt hat vorhanden ist. Hier erinnert man sich gerne an Höhepunkte, die oft einen bleibenden Eindruck auf einen hinterlassen haben, vergisst dabei aber meist den oft langatmigen und nervigen Weg dorthin. Das stundenlange aufleveln in Rollenspielen mag in jungen Jahren eine befriedigende Tätigkeit gewesen sein, ist es aber heute nicht mehr. Das händische Zeichnen einer Karte oder stupide verinnerlichen von pixelgenauen Sprungfolgen war früher vielleicht ein unterhaltsamer Zeitvertreib für einen Nachmittag, heute nervt es bereits nach 15 Minuten an einem verregneten Abend.
Ist nun Castle of Illusion oder DuckTales Remastered die bessere Neuauflage eines vor 13 Jahren erschienenen Jump’n’Run? Aus persönlich nostalgischer Perspektive lautet meine Antwort DuckTales Remastered, aus spielmechanischer Sicht eher Castle of Illusion. Trotz unklarer Antwort im Bezug auf die Neuauflage, lässt sich die Frage nach dem besseren Spiel aus heutiger Sicht relativ leicht beantworten, denn wer diese mit DuckTales Remastered beantwortet, lässt sich nüchtern betrachtet leider zu stark von seinen nostalgischen Gefühlen für das Spiel, Entenhausen oder seiner damaligen Zeit täuschen. Castle of Illusion funktioniert auch heute ohne gleichzeitig den Charme eines Jump’n’Run aus den 90ern zu verlieren, fühlt im Jahr 2013 wie ein gutes Spiel aus der Vergangenheit an und spielt sich auch so.
Gespielt wurde eine von Sega zur Verfügung gestellte Version von Castle of Illusion auf der Xbox 360. Für Duck Tales Remastered wurde die im Xbox Games Store verfügbare Demo Version angespielt. Beide Titel kosten etwa 15 Euro. Auf der PC, PlayStation 3 und Xbox 360 gibt es beide Spiele und DuckTales Remastered wurde zusätzlich auch auf der Wii U veröffentlicht.