Mein Verhalten beim Kauf von Videospielen ist schon manchmal eine Kombination aus witzig, merkwürdig und irgendwie ohne Konzept. Ich kann selbst nicht genau erklären weshalb ich bei manchen Titel gefühlt unendlich lange mit mir selbst ringe um diese zu kaufen, bei anderen Titeln ohne großes Nachdenken einfach blind vorbestelle und wieder andere Titel einfach kaufe ohne zu wissen, ob mir diese zusagen oder noch viel schlimmer, im Falle von Videospielen für den PC, ob diese überhaupt auf meinem PC aus technischer Sicht spielbar sind. Hollow Knight ist ein Videospiel, welches mich vorab auf diese Art und Weise mehr als nur ein paar Stunden beschäftigt hat. Also vielleicht nicht am Stück, aber immer wieder über einen längeren Zeitraum. Seit dem ersten Gedanken den Titel spielen zu wollen und heute sind mehrere Monate vergangen, ich habe einige Podcasts mit Besprechungen zum Videospiel gehört, Beiträge in unterschiedlichen Medien gelesen und mit Freunden mehr als nur einmal darüber gesprochen.
Hollow Knight beschreibt man am besten als Mischung der beiden Subgenres Metroidvania und Soulslike. Metroidvania bedeutet konkret, dass man in bester 2D-Plattformer-Manier die Videospielwelt erkundet, tatsächlich vielmehr entdeckt und dabei diese erlernt sowie versucht diese zu verstehen. Es gibt keinen Pfeil, der zum nächsten Zwischenziel zeigt, es gibt keinen leuchtenden Pfad, dem man folgen muss und es gibt nur wage Informationen wie es weitergeht. Die Videospielwelt lädt zum Entdecken ein, die Gegner in der Videospielwelt zwingen zum Erlernen der Videospielmechaniken sowie des Regelwerks und gleichzeitig bestimmt die Videospielwelt den Weg des Videospielers durch diese mit den für das Genre üblichen Mechanismen. Mal ist eine Lücke zu groß, um darüber zu springen oder es blockieren Stacheln oder eine leicht brüchige Mauer den Weg und hindern einen daran den Pfad vollständig zu entdecken oder den dahinterliegenden Bereich der Videospielwelt zu erkunden. Zumindest so lange, bis man die entsprechende Fähigkeit erlernt hat oder den erforderlichen Gegenstand gefunden hat, um nach und nach die zuvor unerreichbaren Bereiche betreten zu können. Soulslike wiederum bedeutet hier die grundlegende Art wie Hollow Knight mit dem Videospieler hinsichtlich der Einführung, generell Erklärungen oder Hilfestellungen umgeht. Nämlich nichts davon gibt es, denn es gilt alles selbst zu erlernen, zu verstehen und umzusetzen. Besonders gilt dies für die Gegner, auf die man in der Videospielwelt trifft, denn auch kleinere Gegner haben Verhaltensmuster, die es gilt zu erlernen, Angriffsmuster, die es gilt zu erkennen und Schwachstellen, die es gilt auszunutzen. Wo in anderen Videospielen Gegner aus den ersten Bereichen innerhalb kurzer Zeit keine Herausforderung mehr darstellen, ist dies hier anders. Jeder Gegner ist im Prinzip eine gewisse Herausforderung, jeder Gegner kann den Videospieler in den Tod reißen und viele Gegner werden dies im Verlauf des Videospiels auch tun. Man wird beim Spielen von Hollow Knight sterben, man stirbt oft, mit jedem Tod lernt man als Videospieler etwas dazu, bei jedem Tod verliert man die bis dahin mühsam gesammelte Währung, mit welcher man Dinge im Videospiel kaufen kann und wird am zuletzt genutzten Speicherpunkt wiederbelebt.
Meine Geschichte mit Hollow Knight beginnt Anfang 2017. Über meine Informationskanäle erfahre ich von einem neuen Videospiel, welches kurz zusammengefasst die bereits erwähnte Mischung aus Metroidvania und Soulslike ist und egal was ich auch lese oder höre, Hollow Knight wird gelobt. Hinzu kommt, dass mich der Aspekt des 2D-Plattformers anspricht, mir gefällt der hübsche optische Stil des Videospiels auf Anhieb und auch der Videotrailer zur Veröffentlichung triggert bei mir ein gewisses Verlangen. Aber ich zögere beim Kauf, der Grund ist die beschränkte Verfügbarkeit rein am PC und nicht für die gängigen Videospielkonsolen. Aus eigener Erfahrung kenne ich mich mittlerweile so gut, dass ich bei Titel für den PC einen deutlich geringeren Antrieb habe dies auch wirklich zu spielen. Ich hoffte auf eine bald erscheinende Version für die PlayStation 4 oder Xbox One und speicherte gleichzeitig Hollow Knight auf meiner Wunschliste. Über Monate hinweg wurde ich per E-Mail erinnert, dass der Titel auf meiner Wunschliste ist und ebenso oft, dass der Titel gerade im Rahmen verschiedener Angebotswochen preislich reduziert gekauft werden kann. Mit jeder Erinnerung drängte sich das Videospiel erneut in meine Gedankenwelt, manchmal war ich kurz davor einfach die Schaltfläche zum Kauf zu betätigen, am Ende hat jedoch meine persönliche Ausrede zwecks Plattform den Kauf verhindert.
Bis September 2018 hat diese Argumentationsbasis gehalten, bis Hollow Knight für mich unerwartet für die PlayStation 4 und Xbox One veröffentlicht wurde. Bereits ein paar Monate vorher erschien die Version für die Nintendo Switch und die Berichterstattung darüber verfolgte ich ähnlich wie Anfang 2017 und grundlegend hat sich nichts geändert. Die Texte, Tweets, Podcasts und Videos zum Titel waren positiv, eigentlich dank der inhaltlichen Erweiterungen, die seit der ursprünglichen Veröffentlichung hinzugefügt wurden, noch positiver als vorher. Meine persönliche Argumentation gegen den Kauf wechselte von der für mich falschen Plattform hin zu den Elementen des Genres Soulslike. Ich bin schlichtweg kein Fan davon, ich verstehe zwar die Faszination und habe in meinem Umkreis ein paar Freunde, die Videospiele des Genres mehrfach und gerne vollständig durchspielen, aber ich selbst werde einfach nicht glücklich damit. Es stresst mich irgendwie, es ärgert mich irgendwie und am Ende frustriert es mich einfach nur. Die Zeiten, in denen ich mich mit Videospielen selbst gequält habe, sind vorbei, es gibt heutzutage mehr als genug Alternativen, um einfach eine gute Zeit zu haben und ich muss es mir bei meinem Hobby nicht schwerer machen, als es eigentlich nötig ist. Aber da waren noch die Teile des Genres Metroidvania und das durchgehende Lob von allen Seiten. Ich blieb bei meiner neuen persönlichen Ausrede, aber platzierte Hollow Knight dennoch auf einer weiteren Wunschliste, dieses Mal aber auf der für mich bevorzugten Plattform.
Erneut vergingen Monate und immer wieder tauchte Hollow Knight auf. Auf meiner Merkliste, in E-Mail-Benachrichtigungen, während unterschiedlicher Aktionswochen, in den Listen zu den spannendsten Videospielen des Jahres 2018 und im Laufe des ersten Halbjahrs 2019 auch immer öfter in Gesprächen mit Freunden. Freunde die Hollow Knight gespielt habe, Freunde, die den Titel mehr als nur einmal gelobt haben und mir das Videospiel ans Herz gelegt haben. In diesen Gesprächen wurden meine Bedenken bezüglich der Elemente aus dem Genre Soulslike bestätigt, es wurde meine Angst hinsichtlich Frustration bestätigt und in mir stiegen unerwartet Selbstzweifel und auch erneut entflammtes Interesse. Zum einen, weil ich zu Beginn des Jahres mit Celeste einen ebenso frustrierend schweren 2D-Plattform gespielt habe, genauer sogar durchgespielt und den Titel irgendwie genossen habe. Viel mehr jedoch, weshalb ich dann doch so lange zögere beim Kauf und immer wieder darüber nachdenke. Hollow Knight erfüllt zumindest zur Hälfte meine Wünsche an ein Videospiel, es wird in höchsten Tönen gelobt, der Titel verfolgt mich irgendwie seit zwei Jahren und ist im Vergleich zu vielen anderen Videospiele preislich auch günstig. Kurze Zeit nach dieser innerlichen Feststellung war Hollow Knight erneut Teil einer Aktionswoche auf den digitalen Marktplätzen aller Plattformen und ich habe einfach die Schaltfläche zum Kauf betätigt und der Fortschrittsanzeige beim Herunterladen gespannt zugesehen.
Ach, Hollow Knight ist schon und stimmungsvoll und spannend und erwartet anders und habe ich schon erwähnt wie schön Hollow Knight ist. Die Bilder und Videos, die ich im Vorfeld gesehen habe, haben mich bereits begeistert, aber so in echt am eigenen Bildschirm wirkt der Titel um einiges noch intensiver in positiver Hinsicht. Relativ rasch verstand ich auch die Faszination hinsichtlich des Erlernens der Videospielwelt, dem Verstehen von Gegnern und der Art und Weise wie der Titel grundlegend funktioniert. Ich bin gestorben, ich bin sehr oft gestorben und habe auch mehrfach einfach die Videospielkonsole aus Frust abgeschaltet, aber nur um diese nach ein paar Minuten wieder einzuschalten. Nach und nach lernte ich als Videospieler dazu und passte meine Art des Spielens an Hollow Knight an. Die Elemente des Genres Metroidvania sind nahezu perfekt umgesetzt und greifen gut abgestimmt mit den Soulslike-Elementen ineinander. Dieses nicht wirklich Wissen was man tut, dieses Erkunden des Unbekannten und die Glücksgefühle, wenn man wieder ein Stück weiterkommt, sind schon etwas sehr Besonderes. Auch wenn der Schwierigkeitsgrad hoch ist, kämpfte ich mich im wahrsten Sinne des Wortes voran und musste dabei mehrfach schmunzeln, dass ich im Vorfeld länger als zwei Jahre immer wieder gezögert habe, um Hollow Knight dann doch zu kaufen. Mit jeder Stunde, die ich mit dem Videospiel verbrachte, stieg der Schwierigkeitsgrad, aber nach und nach arbeitete ich mich durch. Und dann kam nach etwa einem Drittel im Videospiel das Dorf der Mantis und die Mantis-Lords als Gegner. Ich habe beim Kampf gegen diese die Videospielkonsole mehrfach aus Frust ausgeschaltet, ich habe die Videospielkonsole danach mehrfach wieder eingeschaltet und am Ende Hollow Knight einfach aus Frust gelöscht. So schön Videospiele auch sein können, so reizvoll die Grundelemente davon am Ende auch wirklich sind, nicht alle Videospiele sind für jeden Videospieler geeignet, leider.
Gespielt wurde Hollow Knight auf der Xbox One S. Entwickelt und vertrieben wird der Titel vom australischen Indie-Studio Team Cherry. Das Videospiel ist für den PC, Mac, Linux und die gängigen Videospielkonsolen erhältlich. Digitale Bezugsmöglichkeiten sind Steam (PC Direktkauf), GOG.com (DRM freier PC/Mac/Linux Direktkauf), der Nintendo Store (Switch AT Direktkauf), der PlayStation Store (PlayStation AT Direktkauf) und der Microsoft Store (Xbox Direktkauf bzw. Xbox Game Pass). Preislich liegt das Videospiel bei etwa 15 Euro.