Spiel doch Mittelerde: Mordors Schatten haben sie gesagt. Es ist das bessere Assassin’s Creed und du magst doch Assassin’s Creed haben sie gesagt. Das Nemesis-System, durch welches dynamisch generierte gegnerische Orks eine Persönlichkeit bekommen, die sich durch Aktionen sowie Begegnungen mit dem Videospieler verändert, ist speziell und macht aus dem guten Videospiel ein noch besseres Videospiel haben sie gesagt. Und dann habe ich mir Mittelerde: Mordors Schatten gekauft, aufgehoben für einen späteren Zeitpunkt, an dem ich mehr Zeit für ein Action-Rollenspiel-Abenteuer in einer offenen Videospielwelt habe, nie die Zeit dafür gefunden und es dann am Ende verkauft. Spiel doch Mittelerde: Schatten des Krieges habe ich mir zur Ankündigung des zweiten Teils der Serie Anfang 2017 gedacht. Ähnlich wie bei Assassin’s Creed wird der zweite Teil etwaige Kinderkrankheiten des ersten Teils nicht mehr haben habe ich mir gedacht. Und dann kam eine Kombination aus fehlender Zeit auf meiner Seite und soweit ich es verstanden habe berechtigter Kritik bezüglich Loot Boxen und im Prinzip zwingend erforderlichen Mikrotransaktionen um mit überschaubarem Aufwand die zweite Hälfte des Titels normal spielen zu können. Die fehlende Zeit auf meiner Zeit war am Ende irgendwie praktisch, denn im Juli 2018 erhielt Mittelerde: Schatten des Krieges eine umfangreiche Aktualisierung, durch welche der Spielablauf im Vergleich zu vorher verbessert wurde und gleichzeitig die kritisierten Zufalls- und Bezahlelement komplett entfernt wurden. Und dann habe ich in den Sommermonaten 2018 Mittelerde: Schatten des Krieges gespielt und bin laut den Daten bei einer Spieldauer von etwa 22 Stunden und einem Fortschritt von 67%. Irgendwann war meine Motivation nicht mehr vorhanden und ich wollte den Titel nach einer kurzen Pause fertig spielen. Nach drei oder vier für mich eher frustrierenden Versuchen habe ich aber irgendwie innerlich kapituliert. Ich werde Mittelerde: Schatten des Krieges wohl nicht weiterspielen, vermutlich also auch nicht fertigspielen, auch wenn es mir noch nicht komplett eingestanden habe.
Es war irgendwie schon ein schwerer Start für mich bei Mittelerde: Schatten des Krieges. Ohne inhaltliche Vorkenntnisse des Vorgängers bin ich mir vorgekommen als wäre ich ins kalte Wasser geworfen worden. Was mache ich hier? Warum bin ich teilweise ein Geist? Wer ist der Geist neben mir? Was soll ich überhaupt machen? Hat mich etwas gestört, war mir aber dann doch egal. Ich mag das von J. R. R. Tolkien geschaffene Mittelerde-Universum. Mein Alter Ego hat irgendwie spezielle Kräfte und muss sich kämpferisch mit Unmengen von Orks und anderen Vertretern der dunklen Mächte auseinandersetzen. Nicht sonderlich kreativ, aber wird schon funktionieren war mein Gedankengang und es hat nicht funktioniert. Meine Spielfigur war schwach, durch meine Spielweise wurde meine Spielfigur oft angegriffen und ich habe mein Können sowie die Fähigkeiten der Spielfigur massiv überschätzt. Ich bin gestorben, ich wurde getötet und etliche sogenannte Erzfeinde-Orks, welche als lernende und anpassungsfähige Charakter im sogenannten Nemesis-System mich über den weiteren Verlauf des Videospiels begleiten sollten, haben sich über mich mehrfach lustig gemacht. Ich habe nicht aufgegeben, ich habe mich an die Steuerung gewöhnt, ich habe mich mit den unterschiedlichen Typen der Gegner auseinandergesetzt und ich habe alle Aufgaben erfüllt, die man am Anfang so erfüllen könnte. Der anfängliche Frust ist gewichen und Mittelerde: Schatten des Krieges hat begonnen mir Spaß zu machen.
Die in den Missionen erzählte Geschichte hat begonnen sich in einen für mich verständlichen Bogen zu einem spannenden Element des Titels zu entwickeln. Durch das Absolvieren von Herausforderungen, dem Sammeln etlicher Objekte und dem Erfüllen von Nebenaufgaben, habe ich stetig neue Fähigkeiten freigeschaltet. Das Aufsammeln und Hochrüsten von Ausrüstungsgeständen wurde fast schon zur Routine. Inneren Frieden bereitete aber der nun meist erfolgreiche Kampf gegen die speziellen Erzfeinde-Orks, noch mehr wenn es sich dabei um bereits zuvor begegnete Erzfeinde-Orks handelte, denn nach etlichen Stunden und gewonnener Erfahrung hatte ich mit meinem Alter Ego die Oberhand gegenüber den Feinden gewonnen. Es folgten neue Gebiete, es folgte der Sturm auf den Feldherren eines jeden Gebiets und damit um die Eroberung der Burg samt Beherrschung des jeweiligen Gebiets. Ich versuchte mich an den asynchronen Online-Duellen mit Erzfeinde-Orks, die ich für meine Armee im Laufe des Videospiels rekrutiert habe und ich versuchte Burgen anderer Videospieler zu erobern. Egal was ich auch machte, es funktionierte und brachte nebenbei zusätzliche Punkte für den mittlerweile fast vollständig absolvierten Fähigkeitsbaum, zusätzliche Geldeinheiten um meine Ausrüstung anzupassen und Erfahrungspunkte um den Level meines Alter Egos steigern zu können. Es war schön, es hat Spaß gemacht und dann bin ich mit voller Geschwindigkeit in eine spielerische Wand gelaufen.
Konkret habe ich irgendwie alle verfügbaren Nebentätigkeiten absolviert und hatte das Gefühl, dass ich gut gerüstet für das vermutete letzte Drittel des Titels bin. Ich habe die einzig verfügbare Mission der Hauptgeschichte gestartet und bin innerhalb weniger Minuten einfach getötet worden. Was schreibe ich getötet, vielmehr brutal und skrupellos niedergemetzelt beschreibt es besser. Ein erneuter Versuch hat mich zwar etwas weitergebracht, aber die gesamte Videospielerfahrung war dennoch eher frustrierend und zermürbend. Videospielkonsole aus, Mittelerde: Schatten des Krieges weg und einfach etwas anderes tun war meine Lösung. In der Vergangenheit reichte oft ein erneuter Versuch am nächsten Tag und die Videospielwelt ist wieder gut, aber in diesem Fall dasselbe Resultat wie am Vortag. Der Vorgang wiederholte sich noch zwei Mal und jetzt sitze ich hier und schreibe etwas frustriert darüber.
Klassischerweise gibt es Lösungsansätze für diese Problematik. Die Komplettlösung auf den üblichen verdächtigen Internetportalen suchen oder auf YouTube ein Video zum problematischen Abschnitt ansehen. Funktioniert aber nicht, denn fast alle Informationen, die auffindbar sind, beschäftigen sich mit Mittelerde: Schatten des Krieges vor der umfangreichen Aktualisierung im Juli 2018. Und fast noch schlimmer, ich habe absolut keine Ahnung was ich eigentlich falsch mache. Der Level meines Alter Egos müsste aufgrund der vielen erledigten Aktivitäten hoch genug sein, Fähigkeiten habe ich grundlegend alle freigeschaltet und nichts deutet darauf hin, dass eine davon überhaupt im konkreten Fall genutzt werden muss. Habe ich einen Videospielmechanik vergessen oder nicht erlernt? Habe ich durch meinen ausgeprägten Erkundungsdrang irgendwie Dinge in einer nicht optimalen Reihenfolge erledigt? Ist durch die Aktualisierung im Juli 2018 irgendwas komplett bezüglich Lernkurve falsch gelaufen? Ich habe keine Ahnung und bin ratlos. Aber eines weiß ich, ich bin frustriert von Mittelerde: Schatten des Krieges. Nicht wegen den gefühlt unendlich vielen Fähigkeiten, nicht wegen den nicht enden wollenden Armeen an Orks, ebenso wenig wegen der gefühlt wirren Dinge im Videospiel oder den mehr als 22 Stunden Spielzeit. Viel eher, weil ich nicht verstehe warum ich immer wieder scheitere, trotz jahrelanger Videospielerfahrung keinen Lösungsansatz finde, dass die Industrie aufgrund ihrer Schnelllebigkeit einen Titel aus dem Jahr 2017 nach weniger als zwölf Monaten im Prinzip vergessen hat und der Großteil der verfügbaren Informationen veraltet und dadurch einfach nur mehr falsch ist. Einfach nur Schade.
Gespielt wurde die Xbox One Version von Mittelerde: Schatten des Krieges auf einer Xbox One S. Entwickelt wurde der Titel vom amerikanischen Studio Monolith Productions und vertrieben wird der Titel von Warner Bros. Interactive. Das Videospiel ist seit Oktober 2017 für die PlayStation 4 und Xbox One erhältlich und wurde kürzlich als Definitive Edition mit zusätzlichen Inhalten aufgelegt. Digitale Bezugsmöglichkeit sind der PlayStation Store (PlayStation Direktkauf) sowie der Microsoft Store (Xbox Direktkauf)*. Physische Versionen gibt es bei Amazon (Versionen mit Datenträger)*. Preislich liegt die digitale Version bei etwa 50 Euro, die physische Version mit Datenträger kommt ebenso auf etwa 50 Euro.