What To Play Next

Momentan befinde ich mich in einer für mich eher ungewohnten und fast schon komischen Lage sowie Stimmung hinsichtlich Videospiele beziehungsweise dem Spielen von Videospielen. Über die letzten Monate hinweg habe ich einen für mich rückblickend guten als auch regelmäßigen Rhythmus hinsichtlich des Konsums von Videospielen gefunden. Zu großen Teilen funktioniert dieser Rhythmus auch noch, zum Beispiel an den beiden wöchentlichen Abenden, an denen ich auf Twitch streame. Aber abgesehen von diesen zwei Fixpunkten bin ich irgendwie ratlos unmotiviert, ja ratlos unmotiviert beschreibt es wirklich ganz gut. Mit etwas Abstand klingt meine derzeitige Situation wie mein Wunschtraum von vor einem Jahrzehnt, denn ich habe aktuell deutlich mehr verfügbare Zeit als die letzten Monate oder gar Jahre, meine Liste an Titeln, die ich gerne spielen möchte wenn ich endlich genug Zeit habe ist über den Lauf der Zeit ordentlich angewachsen, meine digitale Videospiel-Bibliothek umfasst irgendwie mittlerweile fast 500 Titel und durch Dienste wie den Xbox Game Pass, Nintendo Online oder PlayStation Now kommen noch mal ein paar Dutzend bis Hunderte hinzu. Aber trotz all dieser Faktoren, habe ich keine Ahnung was ich spielen soll, ich habe keinen Plan was mir gefallen wird und keine Idee, welcher Titel mich so sehr begeistert, dass ich bei diesem bis zum Ende motiviert dranbleibe. Daraus resultieren zwei Fragen: Warum und was spiele ich als nächstes?

Dice

Aber beginnen wir mit der Frage nach dem Grund, der Fragen nach dem Warum eine solche Motivationslosigkeit bei mir vorhanden ist. Wie so oft lässt sich das Thema nicht einfach mit einer Antwort erklären, sondern ist am Ende eine teils komplexe Kombination unterschiedlicher Aspekte. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Reihung nach der Relevanz fallen mir spontan Themen wie das Überangebot an guten Videospielen, der innere Drang nach neuen Erfahrungen sowie gleichzeitig der Wunsch nach bekannten Erfahrungen deren Wirkung auf mich bereits ein bekanntes Thema für mich ist, eine teils stark ausgeprägte Unsicherheit hinsichtlich Commitment zu einem Titel mit ausufernder Spielzeit trotz reizvoller Aspekte, dem Hintergedanken ob das Videospiel für das Streamen auf Twitch oder auch einen Beitrag im Blog geeignet ist, wie lange es für mich dauert in den Flow, also den Zustand völliger Konzentration und Versunkenheit während des Spielens, zu komme und ob das Videospiel überhaupt aus meiner persönlichen Sicht gut ist als auch schlichtweg einfach Spaß macht. In den letzten Tagen habe ich mehrfach und länger über diese Aspekte nachgedacht und auch versucht diese zu gewichten, um im besten Fall diese dann in schriftlicher Form auszuführen. Um es abzukürzen, ich bin gescheitert. Bei jedem gedanklichen Durchgang änderte sich das Gerüst, wodurch es schlussendlich zum Ansatz der Auflistung in unstrukturierter Form gekommen ist.

Vielleicht ist es aber auch genau diese fehlende Struktur die es für mich, jemanden der stark in logischen Mustern denkt und eine strukturierte Vorgehensweise bevorzugt, schwer macht. Mir ist vollkommen bewusst, dass dies alles komisch und verwirrend klingt, aber genauso ist das Thema auch in meinem Kopf. Zumindest etwas besser erging es mir auf der Suche nach den möglichen Auslösern für meine aktuellen Gedanken. Auch wenn es komisch klingen mag, ist es vielleicht der bewusst erzwungene Rhythmus hinsichtlich Videospiele und das Streamen auf Twitch. Oder ein weiterer Auslöser ist das schier fast schon unüberschaubare Angebot an sofort verfügbaren Titeln, den damit aufgrund geänderten Vertriebsmodellen geringen Kosten je Titel und einer unter Umständen damit einhergehenden geringeren Wertschätzung gegenüber früher teureren Videospielen, für welche ich vor Jahren lange sparen musste, um mir diese kaufen zu können. Aber auch die Tatsache, dass durch die vorhandene Reizüberflutung auf allen Kanälen man selbst konditioniert wird lieber die kurzfristige unkomplizierte als auch einfache Befriedigung zu bevorzugen, auch wenn einem bewusst ist, dass diese nicht lange anhält und eine Suche nach immer neuen vergleichbaren Reizen auslöst. Es ist am Ende einfach kompliziert, man oder genauer ich mache es mir vielleicht auch einfach zu kompliziert. Spinne ich meine Gedanken etwas weiter, stellt sich auch die Frage, ob die Frage nach den Gründen überhaupt sinnvoll ist oder etwas bringt, denn am Ende ist dies immer nur ein flüchtiger Blick in die eigene Vergangenheit, welche nicht mehr veränderbar ist. Bitte nicht falsch verstehen, es ist wichtig regelmäßig zu reflektieren, jedoch ist es nicht in allen Bereichen erforderlich und Videospiele sollten bei normalem Umgang aus heutiger Sicht kein wirklich relevantes Thema für eine überkritische Selbstreflexion sein.

Nach dem mehr oder weniger indirekten Scheitern beim Klären der Warum-Frage, bleibt die Frage nach dem oder eher den Videospielen, die ich als nächstes spielen werde, sollte oder möchte. Konkreter formuliert eigentlich nicht dem Videospiel selbst, sondern viel mehr meine künftige Strategie um aus meiner ungewohnten und komischen Lage sowie Stimmung hinsichtlich Videospiele zu kommen. Und diese Strategie ist eigentlich relativ einfach, denn es läuft am Ende auf eine Mischung aus Zufall, einem selbst auferlegtes Commitment den zufällig ausgewählten Titeln eine reale Chance zu geben und die Möglichkeit dann noch immer zu sagen, dass etwas für mich persönlich einfach nichts ist. Die Gedanken dahinter sind, dass ich dadurch vielleicht Videospiele spiele als auch entdeckte, die bereits in meiner Bibliothek sind oder ohne zusätzliche Kosten zur Verfügung stehen, dass ich mich an Genres versuche, welche ich momentan grundlegend nicht beachte und am Ende einfach ein diverseres Bild über Videospiele im Jahr 2020 erhalte. Wirkt nach einer unkonventionellen Strategie beziehungsweise einem unkonventionellen Vorgehen? Absolut, aber vermutlich genau deswegen habe ich mich mit dem Ansatz hinsichtlich der Strategie mittlerweile so sehr angefreundet und blicke freudig auf meine Videospielherausforderungen als auch Themen der nächsten Monate. Was ich nun konkret als nächstes Videospiele in Angriff nehmen werde? Ehrlich gesagt keine Ahnung, aber ich bin dann mal den D20-Würfel holen.

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