Vor ein paar Wochen wurde ich von einer Arbeitskollegin während einer Besprechung in einem Nebensatz als Experte für Videospiele bezeichnet. Nach dem Termin und bei einer Tasse Tee erkundigte ich mich aus persönlicher Neugierde wie sie zu diesem Eindruck kommt. Ihre Begründung war im Prinzip mein Blog, also genau diese Internetseite hier. Ich glaube inhaltlich war es irgendwie so, dass ich Videospiele spiele, darüberschreibe und mich mit dem Medium beschäftige. So beiläufig die initiale Aussage gekommen ist, so rasch habe ich diese wieder vergessen und dem Nebensatz keine weitere Beachtung geschenkt. Aber Menschen sind oder ich bin manchmal kompliziert und seither hat mich diese Bemerkung gedanklich immer wieder eingeholt. Es ging dabei aber weniger um den Nebensatz oder den Zeitpunkt, sondern viel mehr um den Aspekt des Experten zum Thema Videospiele. Initial ist es selbstredend schmeichelnd, wenn einem von jemanden eine Expertise zu einem Thema attestiert wird. Aber je häufiger ich in meinem Kopf diese Facette durchdachte, desto mehr bin ich für mich zum Schluss gekommen, dass es in meinem Fall schlichtweg nicht stimmt. Ich gehe sogar weiter und sehe aus meiner Perspektive meine Einstufung als Experte für Videospiele als totalen Blödsinn und möchte auch nicht als solcher gesehen werden.
Begonnen haben meine Überlegungen bei der Frage was ich überhaupt hinsichtlich Videospiele tue und daraus resultierend auch mit diesem Blog mache. Es ist unerwartet einfach, denn ich spiele schlichtweg Videospiele und das ohne großes Konzept. Mal sind es Titel von unabhängigen kleineren Entwicklern, mal sind es klassisch große Produktionen mit Teams, die aus hunderten bis tausende Personen bestehen. Ich habe keine favorisierte Nische, die ich zu bedienen versuche, auch wenn ich natürlich persönliche Vorlieben habe. Parallel dazu verfasse ich Texte über die Tatsache, dass ich Videospiele spiele. Das Resultat ist am Ende eine bunte Mischung und inhaltlich sind es mal Gedanken über einzelne Elemente, es sind Erlebnisse, die ich mit einem Titel verbinde, sowie auch Texte, mit denen ich einen gewissen Reiz beim Leser erzeugen möchte. Das zentrale Element dabei bin aber am Ende irgendwie immer ich, beziehungsweise genauer formuliert ich beim Spielen von Videospielen.
Über was ich nicht schreibe sind Videospiele. Konkretisiert weder über die Art und Weise wie das Videospiel gemacht wurde noch über Möglichkeiten was wie besser gemacht werden könnte oder generell Aussagen zur Produktion eines Titels. Also ich versuche es zumindest, auch wenn es in der Vergangenheit sicher gelegentlich zum Bruch dieses bisher nicht niedergeschriebenen Ansatzes gekommen ist. Der Ursprung von diesem Gedanken kann kurz zusammengefasst werden, denn ich habe schlichtweg keine wirkliche Ahnung von Videospielen und noch weniger wie diese entstehen. Mir ist vollkommen bewusst, dass hinter jedem Titel ein Team von Menschen steckt und es auch gewisse Strukturen gibt, um zu dem Resultat zu kommen, welches ich am Ende konsumiere, welches mit unterhaltet und mit dem ich mich schlussendlich auf unterschiedliche Arten beschäftige. Phasen und Begriffe wie Vorproduktion, Prototypen, Entwicklung und Testen sind mir geläufig. Aber ich entwickle keine Videospiele, ich war nie wirklich an der Produktion von einem Titel beteiligt und auch wenn ich manchmal bei unterschiedlichen Teams vor Ort war sowie diverse Phase bei verschiedenen Studios als auch Teams begleiten durfte, würde ich niemals behaupten, dass ich irgendetwas davon wirklich verstehe oder vollumfänglich begreife. An Videospielen arbeiten viele Personen mit unheimlich viel Talent und Können und es sind diese Personen, die im Prinzip die Experten auf dem Gebiet sind. Verständlicherweise nicht über alle Bereiche der Entwicklung übergreifend, aber jeder für sich in seinem Bereich.
Mir ist vollkommen bewusst, dass es eine harte Aussage und auch eine Art Statement ist, dass ich kein Experte hinsichtlich Videospiele bin und mich auch nicht als solcher sehen kann oder möchte. Spinne ich diesen Gedanken weiter, stellt sich die Frage was das hinsichtlich meiner Reputation bedeutet und ob eine solche Behauptung von mir über mich nicht negative Auswirkung auf private Projekte mit Bezug zum Thema haben könnte. Aber diese Frage ist Prinzip nicht relevant. Weil es neben dem Fakt, dass es die Wahrheit ist, nüchtern betrachtet auch absolut nichts ändert. Diese Feststellung für mich ändert nichts an der Art wie ich mich mit dem Medium beschäftige, bei der Auswahl der Videospiele, die ich mir in meiner verfügbaren Zeit ansehe ändert sich nichts und inhaltlich wird es auch keine Auswirkungen auf die Texte hier im Blog haben. Wenn einem Leser die Inhalte hier gefallen, zu etwas inspiriert oder einfach zum Schmunzeln gebracht haben, dann ist mein grundlegendes Ziel erreicht. Unabhängig davon, ob ich vollumfänglich das Medium Videospiele verstehe. Unabhängig davon, dass ich schlichtweg kein Experte hinsichtlich Videospiele bin.
Ich gehe noch einen Schritt weiter und finde es sogar gut, dass ich kein Experte diesbezüglich bin. Generell stellt sich mir nach diesem Gedankenweg die Frage wie erstrebenswert es überhaupt ist ein Experte bei einem Thema zu sein und ob man sich überhaupt selbst als Experte sehen kann. Nicht falsch verstehen, besondere Kenntnisse in unterschiedlichen Bereichen sind durchaus wichtig, aber solche Kenntnisse vereinfacht hinter dem Begriff des Experten zusammenzufassen, wirkt für mich teilweise irgendwie falsch. Ja, ich mag kein Experte für Videospiele sein und sehe mich auch nicht als solcher. Ich möchte nicht über Videospiele urteilen oder klugscheißen, da ich keine wirkliche Ahnung vom Thema habe. Was ich aber schon machen kann und auch weiterhin machen werde, darüber Schreiben was bei mir passiert, was in mir passiert und was um mich passiert während ich ein Videospiel spiele und schlussendlich zu welchen Gedanken es dazu für mich gekommen ist. Weshalb? Zum einen, weil ich Videospiele spiele und zum anderen, weil es mir Spaß macht und ich es schlichtweg kann.