Beyond Medusa’s Gate

Vor ein paar Wochen verschlug es mich samt Begleitung nach Traunkirchen in Oberösterreich. Ein Ort im Salzkammergut, der mit etwas mehr als 1600 Einwohnern als eher überschaubar bezeichnet werden kann. Das Ziel an diesem Tag war aber nicht der Blick auf den Traunsee von der Terrasse eines der Gastronomielokale direkt am Wasser, sondern ein etwa 36 m² großer nahezu leerstehender Raum neben der Bankfiliale am Marktplatz direkt gegenüber der Kirche. Dieser Raum war der Absprungpunkt für uns, denn bereits ein paar Minuten nach dem Eintreffen und durch das vorhandene technische Equipment im Wert eines Mitteklassewagens klärte uns die virtuelle Trainingskoordinatorin von Abstergo Industries über unser heutiges Ziel in der anstehenden Simulation auf. Es ging ins antike Griechenland, genauer in eine ägäische Küstenhöhle, um das dort ankernde legendäre Schiff der Argonauten hoffentlich zu finden und damit auch aus der Höhle zu entkommen. Wenige Sekunden später verschwanden jegliche erkennbare Fragmente der Computer-Simulation und die gemeinsame Mission unter dem Titel Beyond Medusa’s Gate startete für uns beide in einem kleinen nahezu stockdunklen Raum und wir hatten nur eine Stunde Zeit um unsere Mission zu absolvieren.

Beyond Medusa’s Gate war nicht nur der Titel für unser Abenteuer, sondern ist einer der Titel aus der Reihe Ubisoft Escape Games. Dabei handelt es sich um Virtual-Reality-Videospielerfahrungen, welche grundlegend den Prinzipien von Live Escape Games folgen, mit typischen Elementen von Videospielen angereichert sind und in speziell ausgestatteten Virtual-Reality-Spielhallen gemeinsam gespielt werden können. Anders formuliert stehen zwei bis vier Videospieler in einem leeren Raum, bekommen kabellose Virtual-Reality-Headsets samt Kopfhörer aufgesetzt und werden gemeinsam in ein kooperatives Videospiel versetzt. Aus der Egoperspektive navigiert man sich durch die Videospielwelt und versucht zusammen durch das Entdecken von Hinweisen, dem Lösen unterschiedlicher Rätsel sowie dem Absolvieren von Geschicklichkeitspassagen das Ende des Abenteuers innerhalb der Frist zu erreichen. Man sieht sich gegenseitig in der Videospielwelt, man hört sich in dieser und interagiert auch gemeinsam miteinander, um sein Ziel zu erreichen. Im Falle von Beyond Medusa’s Gate ist es zuerst das Finden des legendären Schiffs der Argonauten sowie dieses dann mittels verschiedener Aktionen aus der Küstenhöhle, in der man gestartet ist, zu manövrieren.

Sowohl in der Einleitung des Textes als auch in der Kurzbeschreibung kommen Begriffe vor, welche geneigten Videospielern eine Tendenz hinsichtlich der Ausrichtung des Titels geben. Die inhaltliche Begründung für die Simulation und die Wichtigkeit das Abenteuer innerhalb von 60 Minuten zu absolvieren kommen von der fiktiven Firma Abstergo Industries, welche in einer bekannten Videospiel-Serie aus dem Hause Ubisoft eine wichtige Rolle spielt, nämlich in den Videospielen im Universum von Assassin‘s Creed. Und Beyond Medusa’s Gate spielt genau in diesem Universum, konkret im digital neu geschaffenen antiken Griechenland von Assassin’s Creed Odyssey. Die Frage wieviel Assassin’s Creed am Ende tatsächlich in der Virtual-Reality-Erfahrung Beyond Medusa’s Gate steckt ist schnell beantworten, denn abgesehen vom optischen Erscheinungsbild und grundlegenden Elementen wie der Nutzung von Pfeil und Bogen nicht wirklich etwas. Bedeutet kein Schleichen, keine im Handgelenk versteckte Klinge zwecks des Ausübens heimtückischer Attentate oder sonst etwas in der Art. Beyond Medusa’s Gate ist ein gewaltfreies Abenteuer mit Fokus auf das gemeinsame Entdecken und Lösen von Rätseln in und mit der Videospielwelt in einer linearen Reihenfolge.

Hinsichtlich der Mechaniken beginnt es klassisch wie ein Live Escape Game, in dem man in eine kleine Kammer gesperrt wird und sich aus dieser typisch für das Genre befreien muss. Bedeutet konkret herumstehende Gegenstände erfassen, mit beweglichen Elementen interagieren und beides am Ende richtig kombinieren, um die Tür zum nächsten Bereich zu öffnen. Ab dann bewegt sich Beyond Medusa’s Gate jedoch langsam und stetig weg von diesem Grundprinzip und bettet im Verlauf immer mehr Videospielmechaniken ein, die in der realen Welt nur mit hohem Aufwand bis hin zu überhaupt nicht möglich sind. Der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Rätsel und Abschnitte über die gesamte Spielzeit kann als eine angenehm steigende Kurve beschrieben werden und Beyond Medusa’s Gate schafft es auch durch die schrittweise Einführung der unterschiedlichen Elemente nicht zu frustrieren. Die optische Abwechslung der teilweise wirklich beindruckenden Videospielwelt, die Reihenfolge der sich nicht wiederholenden Herausforderungen und zwei bis drei doch sehr überraschende Erlebnisse in der zweiten Hälfte des Abenteuers sorgten am Ende dafür, dass auch einem langjährigen Videospieler wie mir mehrfach ein breites Grinsen ausgekommen ist und ich mit meiner Begleitung im Verlauf des restlichen Tages noch mehrfach über das Erlebte gesprochen und auch positiv diskutiert haben.

Ende ist auch ein gutes Stichwort, denn nach genau 38 Minuten und 25 Sekunden erreichten wir auf dem Schiff der Argonauten den Ausgang der Höhle und befanden uns im Tageslicht zwischen mehreren Inseln im ägäischen Meer und damit auch am Ende unserer Mission Beyond Medusa’s Gate. Wir absolvierten das gesamte Abenteuer ohne Hilfe oder Tipp unserer Spielleiterin, welche unsere Aktivitäten in der virtuellen Welt am Bildschirm mit verfolgte und theoretisch bei Bedarf mit Hinweisen helfen hätte können. Was zum Abschluss noch folgte war das obligatorische Schlussfoto samt Siegerpose, passend zum Medium jedoch nicht nur in der realen, sondern auch in der virtuellen Welt. Sollte man Beyond Medusa’s Gate erleben, wenn man die Möglichkeit dazu hat? Meiner Ansicht nach absolut und noch viel mehr, wenn man so wie ich eine Vorliebe für kooperative Erfahren, Virtual Reality oder Assassin’s Creed hat.

Gespielt wurde Beyond Medusa’s Gate bei Virtual Escape in Traunkirchen (Oberösterreich). Entwickelt wurde der Titel vom deutschen Entwicklungsstudio Ubisoft Düsseldorf. Vertrieben wird die Virtual-Reality-Erfahrung unter der Marke Ubisoft Escape Games vom französischen Publisher Ubisoft. Der Titel ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags bei ausgewählten Anbietern in Virtual-Reality-Spielhallen weltweit verfügbar, in Österreich aktuell in den Städten Wien, Salzburg und Traunkirchen.  Preislich liegt die Virtual-Reality-Erfahrung je nach Anbieter und Anzahl der Videospieler bei etwa 75 € für zwei Personen und 125 € für vier Personen.

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