Moonlighter

Die Art und Weise, auf welche ich neue Videospiele entdecke, ist manchmal etwas atypisch im Vergleich zu anderen Videospielern. Bei Moonlighter war dies wieder einmal der Fall, den das Abenteuerspiel mit Pixeloptik rückte erst im Rahmen der Berichterstattung des Videospieljahres 2018 in meinen Aufmerksamkeitshorizont. Die Gründe dafür sind schnell aufgezählt, denn es ist die Kombination von einem Abenteuerspiel mit leichten Elementen eines Rogue-like, um es ganz korrekt zur formulieren Rogue-lite, meiner persönlichen Schwäche in Form der reduzierten Optik und der Umstand, dass der Umfang des Titels überschaubar ist. Was folgt? Moonlighter gekauft, vielleicht etwas süchtig danach geworden und nach 15 Stunden Spielzeit das Videospiel nach mehrfachem tiefen Durchatmen von der Xbox One gelöscht.

Der Begriff Moonlighter stammt aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Er bezeichnet Personen, die neben ihrem Hauptjob einen oder auch mehrere Nebenjobs in den Nachtstunden haben. Die Motivation der Leute ist der Umstand, dass das Einkommen durch den Hauptjob zu gering ist, um überhaupt überleben zu können. Oft sind diese Nebenjobs kleinere Jobs wie Verkäufer in Convenience Shops oder auch als nächtlicher Wachdienst. Diese Nebenbeschäftigungen finden häufig vollkommen im Verborgenen statt, quasi geschützt durch die Nacht und begleitet vom Licht des Mondes.

Im Videospiel Moonlighter ist das Grundprinzip ähnlich, denn als Videospieler geht man zwei unterschiedlichen Jobs nach. Unter Tags ist man Inhaber und Betreiber eines Geschäfts in einer Kleinstadt und verkauft diverse Gegenstände, Waffen, Rüstungen und merkwürdige Artefakte. Während der Nachstunden wird man zum Entdecker und man wagt sich in unterschiedliche über mehrere Etagen erstreckende Verliese, kämpft dort gegen Monster, sammelt Gegenstände, entdeckt Schätze und versucht es lebend wieder raus zu schaffen. Weshalb? Was man in der Nacht gesammelt hat, verkauft man am folgenden Tag im eigenen Geschäft, verdient dadurch Geld, um dadurch bessere Ausrüstung und für die Nacht hilfreiche Gegenstände bei den unterschiedlichen Händlern in der Stadt kaufen zu können. Dieses Wechselspiel wiederholt sich und mit jedem Zyklus wird man etwas besser, etwas stärker, dringt tiefer in die Verliese vor, findet bessere Schätze, verdient dadurch mehr Geld bis man bereit für die nächste Herausforderung ist.

Für mich faszinierend waren die Videospielmechaniken beim Betrieb des Geschäfts, da diese dem Abenteuerspiel bereits von Beginn an eine starke Wirtschaftskomponente hinzufügen. Die Zusammenfassung im Geschäft Gegenstände zu verkaufen klingt nur bedingt komplex, jedoch bietet die hier gewählte Umsetzung Twists und Unbekannte. Wie bereits erwähnt geht es um das Betreiben des Geschäfts mit dem Ziel Einnahmen zu generieren, möglichst viele Einnahmen. Dazu platziert man die zuvor in der Nacht gesammelten Gegenstände auf Verkaufspodesten und legt einen Verkaufspreis fest. Potenzielle Käufer betreten das Geschäft, schauen sich um und kaufen, falls der festgelegte Verkaufspreis günstig oder akzeptabel ist. Als Videospieler hat man zu Beginn keine bis sehr wenig Anhaltspunkte über die passenden Preise der unterschiedlichen Güter und man tastet sich mit jedem Verkauf etwas weiter hin zum optimalen Verkaufspreis. Aufgemischt wird dies durch die unterschiedlich starke Nachfrage nach Gütern, dem Nachfüllen der Verkaufspodeste sowie der Kassiertätigkeit an der Kasse und der dauerhaften Überwachung der Kunden, da es unter diesen auch Diebe gibt. Erweitert wird dieser Zyklus durch den Ausbau des eigenen Geschäfts, der Möglichkeit gegen ein 30% Umsatzbeteiligung einen Assistenten einzustellen, mit Dekorationsgegenständen das Kaufverhalten zu manipulieren und auch lukrative Spezialaufträge von Kunden anzunehmen.

In den Nachtstunden sind die Videospielmechaniken deutlich klassischer für ein Abenteuerspiel und man kämpft sich durch zufällig zusammengesetzte Verliese, um immer mehr und bessere Gegenständen mit nach Hause zu nehmen. Es gibt unterschiedliche Angriffsarten, es gibt begrenzten Platz im Inventar samt kleinerer Mechaniken hinsichtlich optimaler Platzierung von gefundenen Gegenständen, es gibt am Ende eines jeden Verlieses einen starken Hauptgegner und wenn man im Verlies stirbt, dann stirbt man und verliert fast alle Gegenstände die man in der aktuellen Nacht, im aktuellen Lauf, gesammelt hat. Sprich im Grundprinzip wie ein Videospiel aus dem Untergenre Rogue-like, da aber nur der aktuelle Lauf zurückgesetzt wird und dies auch nicht komplett und auch ein stetiges Weiterkommen vorhanden ist, fällt Moonlighter mehr in die Genre-Abwandlung Rogue-lite.

Das Wechselspiel der beiden unterschiedlichen Jobs wirkt in Textform merkwürdig, funktioniert aber spielerisch bei Moonlighter gut, fast schon zu gut. Hintergrund hierfür ist der zeitlich perfekt ausbalancierte Wechsel zwischen dem actionorientierten Job in der Nacht und den wirtschaftsgetriebenen Aufgaben unter Tags. Die im Videospiel vorhandene Uhr gibt genügend Zeit um sich den anstehenden Aufgaben zu widmen, aber am Ende etwas zu wenig, um alle Tätigkeiten perfekt durchführen zu können. Es gibt am Ende jeder Phase immer noch etwas zu tun, man schafft es aber zeitlich nicht. Die unterschiedlichen Jobs dienen ebenso dazu, um das grobe Ziel für die nächste Nacht oder den folgenden Tag vorzugeben. Hat man wenig Geld, fokussiert man sich in der folgenden Nacht auf hochwertige Güter. Sind die Gegner im aktuellen Verlies zu stark, investiert man das am nächsten Tag verdiente Geld in neue Ausrüstung. Bekommt man einen Spezialauftrag und muss innerhalb von wenigen Tagen eine gewisse Anzahl eines bestimmten Gegenstands sammeln, dann versucht man seine nächsten Läufe strategisch danach zu optimieren.

Moonlighter ist optimiert darauf beim Videospieler den Drang zur Optimierung zu wecken. Noch ein schneller Lauf in der Nacht samt einer nachfolgenden Verkaufsphase am nächsten Tag, um bessere Ausrüstung zu erhalten und dadurch tiefer oder in ein anderes Verlies gehen zu können. Moonlighter ist darauf optimiert den Videospieler die perfekte Abwechslung zwischen Abenteuer und Wirtschaft zu liefern, ein Wechselspiel zwischen Adrenalin in den Verliesen und der wirtschaftlichen Intelligenz im Tagesgeschäft. Moonlighter ist optimiert darauf dem Videospieler zu jedem Zeitpunkt ein in kurzer Zeit erreichbares Ziel zu zeigen und gleichzeitig so optimiert, das zur Verfügung stehende Zeitkontingent etwas zu gering zu machen, um den Videospieler nicht alle Dinge perfekt erledigen zu lassen.

Der Titel hat mich in eine Videospielwelt geworfen, welche ich zuerst selbst erkunden und verstehen musste. Mit jedem Lauf in der Nacht und mit jedem Verkauf unter Tags verstand ich die Abläufe etwas besser und verinnerlichte innerhalb kurzer Zeit die Systeme, die Logik und begann mit der Optimierung. Es gab immer etwas zu tun, es gab immer etwas zu erledigen und es gab immer ein greifbares Ziel zu erreichen. Und wenn ein Ziel erreicht wurde, dann wartete schon das nächste Ziel und gedanklich war dieses nur einen oder maximal zwei Läufe entfernt. Es entwickelte sich eine Art Suchtverhalten, nur noch der eine Lauf, nur noch der eine Tag und dabei der zwanghafte Versuch alles immer perfekt zu erledigen. Der Begriff Moonlighter bezeichnet Personen, die neben ihrem Hauptjob einen oder auch mehrere Nebenjobs haben, um genug Geld zum Überleben zu verdienen. Eine Lebenssituation, die für die betroffenen Personen sowohl körperlich als auch physisch unheimlich anstrengend ist. Das Videospiel Moonlighter konfrontiert den Videospieler mit genau dieser Problematik, verpackt das Thema aber in hübscher Pixeloptik und verzichtet auf Gesellschaftskritik. So gerne ich die Videospielmechaniken und auch das Videospiel habe, es stresst mich spielerisch als auch gedanklich nach etlichen Stunden Spielzeit. Moonlighter wurde für mich von einem anfänglichen Vergnügen zu Arbeit, zu erschöpfender Arbeit auf körperlicher und geistiger Ebene. Mein Ausweg? Mehrfach tief durchatmen und mittels Tastendruck das Videospiel nach etwa 15 Stunden Spielzeit leider von meiner Xbox One S zu löschen.

Gespielt wurde die Xbox One Version von Moonlighter auf einer Xbox One S. Entwickelt wurde der Titel vom spanischen Studio Digital Sun und vertrieben durch 11 bit studios. Das Videospiel ist seit Mai 2018 für PC, Sony PlayStation 4 sowie Xbox One erhältlich. Im November 2018 folgte die Version für die Nintendo Switch. Digitale Bezugsmöglich sind GOG.com (PC Direktkauf), Steam (PC Direktkauf), der Humble Store (PC Direktkauf), der Nintendo Game Store (Switch AT Direktkauf), der PlayStation Store (PlayStation AT Direktkauf) und der Microsoft Store (Xbox & PC Direktkauf dank Xbox Play Anywhere). Preislich liegt das Videospiel bei etwa 20 Euro.

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