Nur noch wenige Tage bis mit der Nintendo Switch die neuste Videospielkonsole aus dem Hause Nintendo veröffentlicht wird. Nach einer bedingt erfolgreichen Videospielkonsolen-Generation mit der Nintendo Wii U, versucht der japanische Videospielkonsolen-Hersteller durch das Bestreiten eines von den Marktbegleitern abweichenden Konzepts, erneut an den wirtschaftlichen Erfolg der Nintendo Wii anzuschließen. Der Hype-Zug ist bereits mit voller Geschwindigkeit unterwegs und seit ein paar Tagen wird man als interessierter Videospieler mit Auspack-Videos, Vorabeindrücken zur Hardware und Anspielberichten zu The Legend of Zelda: Breath of the Wild fast erschlagen. Weltweit zeitlich synchron und inhaltlich durch Embargos koordiniert, erscheinen täglich Informationsschnippsel, um dem Hype noch mehr Schwung zu geben. Die ersten Tage des Spektakels habe ich bereits versäumt, aber besser spät als gar nicht dabei.
Wobei dabei sein zum heutigen Zeitpunkt relativ ist, denn im Gegensatz zu anderen Medien die über Videospiele berichten, habe ich keine Nintendo Switch vorab erhalten. Mag missmutig klingen, ist es aber nicht. Sogar verständlich, wenn man nüchtern die Reichweite und primäre Leserschaft des Blogs bedenkt und in Relation setzt. Ebenso hat es einen Vorteil, denn für mich gibt es in diesem Fall keine Embargos und inhaltlich konnte ich dank eines Nintendo Switch Preview Events in Wien bereits ein paar Stunden mit der Nintendo Switch, dem Pro Controller und einigen Videospielen verbringen. Natürlich nicht vergleichbar mit der Nutzung ein paar Tage zu Hause, aber gefühlt ausreichend um ein Gefühl für den neuen alten Ansatz von Nintendo zu bekommen.
Die einfachen Dinge zum Beginn, die Hardware in Form eines Tablets, eines überraschend kleinen Tablets. Mit einer Bildschirmdiagonale von etwa 16 cm ist der primäre Teil der Videospielkonsole deutlich kleiner als häufig am Markt vertretene Tablets und man merkt wieder einmal wie schlecht der Mensch im Abschätzen von Dimensionen ist. Im Gegensatz zur Nintendo Wii U ist die gefühlte Verarbeitungsqualität der Nintendo Switch um ein Vielfaches hochwertiger und auch in Hinblick auf Gewicht sowie Gewichtsverteilung sehr gut. Der Hintergrund der geringen Größe der Basiseinheit ist relativ rasch selbsterklärend, denn sobald auf der linken und rechten Seite die Joy-Con-Controllern eingeklickt werden, versteht man weshalb jeder zusätzliche Zentimeter zu viel gewesen wäre. Nintendo hat die perfekte Größe für die beiden mobilen Betriebsarten der Videospielkonsole gefunden. Ähnliches gilt für die geringe Größe der einzelnen Joy-Con-Controller, welche bei Nutzung an der Basiseinheit auch bei größeren Händen als gut empfunden werden. Etwas kniffliger wird es, wenn jeder der Controller im Querformat als eigenständiges Eingabegerät genutzt wird, denn die Nutzungserfahrung ist hier stark vom jeweiligen Videospiel abhängig. Grundlegend gilt, je weniger unterschiedliche Tasten benötigt werden, desto besser kann ein Joy-Con-Controller alleine verwendet werden. Die gefühlte Qualität der mitgelieferten Eingabegeräte entspricht der Basiseinheit der Nintendo Switch und ist trotz geringer Größe und geringen Gewichts durchgehend im wertigen Bereich anzusiedeln. Selbiges gilt für den zusätzlich erhältlichen Nintendo Switch Pro Controller, welcher für ambitionierte Videospieler als primäres Eingabegerät bei der Nutzung am heimischen Fernseher zu sehen ist. Die Nutzung am größten Bildschirm im Haushalt ist über die mitgelieferte Docking-Station möglich, welche die Nintendo Switch mit Strom versorgt und den Bildschirm auf den Fernseher durchschleift. Entgegen meiner Erwartung ist das Zusammenspiel der beiden Komponenten äußerst stabil und zumindest während meiner Nutzungszeit war die Videospielkonsole mehr als unbeeindruckt von meinen Versuchen das System mit Rein-Raus-JoyCon-Standby-Rein-Reaktivieren-Raus-ProController-Rein zum Absturz zu bringen.
Etwas kniffliger wird es bei den Videospielen. Nintendo liefert die gewohnte Qualität. Mario Kart 8 Deluxe sieht aus wie ein Mario Kart, spielt sich wie ein Mario Kart und unterhält wie man es von der Serie gewohnt ist. Die neue Puzzle-Marke Snipperclips überrascht positiv mit adaptierten Mechaniken und interessanten kooperativen Ansätzen. Das Kampfspiel Arms bietet mehr als nur wildes Herumfuchteln mit den Joy-Con-Controllern. 1-2-Switch zeigt in etlichen Minispielen die technischen Fähigkeiten der neuen Nintendo Plattform, der Eingabegeräte und bekommt dank Wettmelken einen Platz in meinem Herzen für den besten Titel eines Videospiels. Super Bomberman R sowie Sonic Mania bieten klassische digitale Unterhaltung und funktionieren mit nur einem Joy-Con-Controller erstaunlich gut. Das derzeitige Highlight ist aber definitiv The Legend of Zelda: Breath of the Wild, welches die größte Weiterentwicklung der Serie seit dem Wechsel zu einer 3D-Welt darstellt und den Videospieler analog zum 1991 erschienenen ersten Teil der Videospielserie in eine große offene und spielmechanisch unbarmherzige Videospielwelt wirft. Das Resultat ist mehr als nur ein kribbeliges Gefühl in der Magengegend und dies ist mehr als nur positiv zu bewerten.
Der dritte große Aspekt, welcher im Rahmen des Nintendo Switch Preview Events und bis heute ungeklärt geblieben ist, ist die Art und Weise welche Strategie Nintendo künftig gehen wird. Die Marktbegleiter treiben seit Jahren die digitalen Marktplätze voran, versuchen das Videospiel der nächsten Generation zu definieren, schaffen eigene Social Gaming Networks zur Steigerung der Interaktionen und sind manchmal mehr als Plattformbetreiber und weniger als Herstellers einer Videospielkonsole zu sehen. Die Weichen für die Nintendo Switch deuten in Richtung digitalen Vertriebs von Videospielen, einer Premium-Mitgliedschaft um Online-Dienste nutzen zu können und erste Zeichen eines Social Gaming Networks mit Hilfe von Apps auf Smartphones sind erkennbar. Es wirkt aber teilweise so, als ob der primäre Fokus des Schaffens von positiven und unkomplizierten Videospielerfahrungen bei Nintendo so stark im Vordergrund steht, dass auf die im Jahr 2017 für andere Plattformbetreiber selbstverständlichen Funktionen verzichtet oder vergessen wurde.
Aber Nintendo war in der Vergangenheit immer schon anders als der Rest und zeigt mit der Nintendo Switch, dass man nicht vor hat etwas an der eigenen Einstellung zu ändern. Diese Aussage bezieht sich nicht rein auf die Thematik bezüglich Plattformhersteller oder nicht, sondern zog sich wie ein roter Faden durch die Videospielerfahrungen im Rahmen der Veranstaltung und zieht sich auch durch diesen Text. Die Hardware und die gebotene Qualität hebt sich im Vergleich zu früherer Hardware von Nintendo ab, jedoch bleibt der japanische Hersteller der Strategie mit Premiumpreisen bei Zubehör treu. Bestes Beispiel ist der gefühlt erforderliche Nintendo Switch Pro Controller, welcher sich mit einem im Vergleich zur Konkurrenz sehr hohen Preis von fast 70 Euro niederschlägt. Die angespielten Videospiele haben durch die Bank unterhalten und Lust auf mehr gemacht, sind aber im Vergleich zu anderen Videospielen am Markt aufgrund der geringeren Leistung der Basiseinheit optisch für aktuelle Standards nicht revolutionär.
Nüchtern reduziert ist die Nintendo Switch ein Kompromiss. Die geringe Größe der Basiseinheit und des verbauten Bildschirms ist erforderlich um die Mobilität der Videospielkonsole zu erreichen. Ähnliches gilt für die im Vergleich zu anderen Herstellern eher geringe Leistung, da durch die geringe Größe vergleichsweise wenig Platz für Hardwarekomponenten und Batterien im Tablet vorhanden ist. Realistisch betrachtet ist die Nintendo Switch aber der beste Kompromiss für eine mobile und stationäre Videospielkonsole. Der beste Kompromiss und Ansatz den es bisher gab und den es in naher Zukunft wohl geben wird, denn ich erwarte von keinem anderen Plattformanbieter ein annähernd vergleichbares Produkt in den kommenden drei Jahren. Ebenso hat Nintendo drei massive Vorteile durch ein äußerst diverses Portfolie an Eigenmarken, die sehr hohe Qualität der selbst entwickelten Videospiele und die Fähigkeit Videospielhardware kostendeckend zu produzieren, zu vermarkten und zu verkaufen.
Wo wird die Nintendo Switch in drei Jahren sein? Am Markt und gerade am Beginn einer zweiten starken Wachstumsphase. Weshalb? Der Hybrid zwischen stationäre und mobiler Videospielkonsole wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit als indirekter Nachfolger zum Nintendo 3DS positionieren und für die hier aktive Zielgruppe durch eine in drei Jahren zu erwartende Preissenkung massiv an Attraktivität gewinnen. Sollte man eine Nintendo Switch jetzt kaufen? Wenn man ein Fan von Zelda ist, definitiv. Wenn man eine mobile Videospielkonsole mit vernünftiger Auflösung und der Möglichkeit zur Nutzung zu Hause sucht, dann durchaus bis Ende des Jahres, wenn das Portfolie an verfügbaren Videospielen abwechslungsreich genug. Nintendo überrascht mit der Nintendo Switch und im Gegensatz zu früheren Videospielkonsolen quasi durchgehend positiv.
Die Nintendo Switch erscheint weltweit am 3. März, ist als Nachfolger der Wii U zu sehen und hat das Potential die erfolgreiche Nintendo 3DS-Hardwarereihe in den kommenden Jahren schleichend abzulösen. Für 330 Euro verkauft Amazon* die Videospielkonsole, welche neben dem Tablet auch zwei Joy-Con-Controller, eine Joy-Con-Halterung, einen Satz Handschlaufen, die Docking-Station zum Anschluss an den Fernseher, ein HDMI Kabel und das Netzteil beinhaltet. Erfahrene Videospieler sollten zusätzlich noch 70 Euro für den Nintendo Switch Pro Controller* investieren. Videospieltechnisch ist The Legend of Zelda: Breath of the Wild* ein Pflichtkauf zum Start. Weitere Videospiele und Zubehör gibt es auf der Nintendo Switch Übersichtsseite* bei Amazon. Hinweis hinsichtlich Transparenz: Nintendo Österreich hat mich für das Nintendo Switch Preview Event in Wien akkreditiert. Gleichzeitig geht ein großes Lob an die Kollegen von Nintendo Österreich, welche ein hochqualitatives Preview Event mit extrem gut geschulten Promotoren und einer äußerst positiven Grundstimmung bei den Besuchern geschaffen haben. Einen Raum mieten, diesen dekorieren und Videospielkonsolen platzieren kann fast jeder. Nach Wochen positiv in Erinnerung zu bleiben fast niemand. Gratulation an das gesamte Team von Nintendo Österreich und einen guten Start der Nintendo Switch. One-Two-Klick.