Games Summit Hagenberg 2016

Letztes Jahr wagten mehrere Studenten der FH Hagenberg in Oberösterreich den Versuch ein League of Legends Turnier am Campus der Fachhochschule zu veranstalten. Das Resultat war der Besuch mehrerer Mitarbeiter des League of Legends Entwicklers Riot Games, ein bis auf mehr als den letzten Platz mit Zusehern gefülltes Audimax und der Beweis, dass in Österreich Veranstaltungen mit dem primären Thema Videospiele auch außerhalb von Wien und noch konkreter am Land funktionieren können. Der letztjährige Erfolg motivierte die Studentengruppe und das diesjährige Ergebnis war die Neuauflage in Form des Games Summit Hagenberg 2016. Inhaltlich erneut mit einem League of Legends Turnier, einer Ausstellung von Retrogames sowie Studentenprojekten, einer Free Play Area und Vortragen von österreichischen Unternehmen aus dem Videospielumfeld.

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Der Grund für den Beitrag? Ich war letztes Wochenende als Besucher auf der Veranstaltung in Hagenberg. Und der tatsächliche Grund für diesen Beitrag? Vor vier Jahren versuchte ich die Faszination des gemeinsamen Ansehens eines StarCraft II Turniers zu verstehen, bin aufgrund mehrerer Faktoren gnadenlos gescheitert und habe einfach das Thema eSport für tot erklärt. Worauf ich hinaus möchte? Das Thema eSport ist auch im Jahr 2016 nicht von der Bildfläche verschwunden, die Industrie dahinter hat sich aber deutlich anders entwickelt als man es damals erwartet hat oder diese heute teilweise auch wahrnimmt. Der zweite Aspekt ist aber vermutlich viel spannender, denn abgesehen von der grundlegenden Spielmechanik von League of Legends habe ich keine Ahnung davon. Champions, Buffs, Creeps, Pulls und Pentakills? Ich bin absolut planlos diesbezüglich und damit wohl optimal vorbereitet für eines der größten League of Legends Turniere in Österreich.

Am späten Samstagvormittag saß ich also mit vielen offenen Fragen in einer der hinteren Reihen im Audimax der Fachhochschule Hagenberg, im Bereich des Vortragenden saßen zehn Spieler konzentriert vor den Spiele-PCs und das Geschehen wurde auf der Leinwand im Saal leicht zeitverzögert übertragen und auch kommentiert. Voll motiviert lies ich die erste Partie des Tages auf mich wirken um im besten Fall nach und nach die Feinheiten einer League of Legends Runde zu verarbeiten sowie zu verstehen. Zumindest war dies mein Plan für den Tag. Zuerst ein Match, danach die zweite Partie und im Anschluss verlies ich flotten Schrittes das Audimax.

Der Grund ist im Prinzip einfach, denn ich bin erneut gescheitert. League of Legends rein durch das Zusehen verstehen ohne das Videospiel selbst zu spielen? Geht nicht oder ich bin zu dumm oder ich bin mittlerweile zu alt oder die Wahrheit ist eine beliebige Kombination dieser Gründe. Für mich als Außenstehender wirkt alles eher zufällig und ohne Plan, auch wenn etliche Zuseher gegenüber mir die strategische Komponente mehrfach in den Vordergrund gestellt haben und meine spitzzüngigen Bemerkungen von League of Legends als Glücksspiel sofort wegdiskutieren wollten.

Aber auch wenn ich das Videospiel selbst nicht verstanden habe, habe ich im Gegensatz zu meinem früheren persönlichen StarCraft II Desaster eine Sache doch verstanden: Die Faszination des gemeinsamen Ansehens von eSport Turniere. Für mich war es bis dato nicht verständlich, warum jemand Turnierübertragungen auf Streamingdiensten ansieht und nicht einfach selbst spielt. Okay, genau diese Motivation verstehe ich auch weiterhin nicht, aber Rahmen des Games Summit Hagenberg 2016 durfte ich die überaus spannende Dynamik erleben, die durch eine enthusiastische Zuschauermenge entsteht und von der man sich als Unwissender auch mitreißen lassen darf. Egal ob man versteht was am Bildschirm passiert oder wie in meinem Fall eher nicht versteht, sobald um einen herum geklatscht, gebrüllt oder gelacht wird, man macht einfach mit. Die dabei entstehende Euphorie ist ähnlich wie bei klassischen Sportturnieren ansteckend und man freut sich oder leidet gemeinsam mit den anderen Zusehern. Dabei ist es im Prinzip auch egal für welches der beiden Teams man ist, solange man einfach weniger nachdenkt und sich der Stimmung hingibt, macht das gemeinsame passive Erleben eines eSport Turniers auch ohne wirkliches Hintergrundwissen oder tiefes Verständnis einfach nur Spaß.

Auch wenn beim Games Summit Hagenberg 2016 das eSport Turnier im Vordergrund stand, war meiner Meinung nach die durchgehend positive Stimmung in allen Bereichen der treibende sowie primäre Faktor der Veranstaltung. Egal ob es das gemeinsame Spiel im Retrobereich war, Gespräche mit Studenten über ihre aktuellen Projekte im Bereich Videospiele oder das Anfeuern von mir unbekannten League of Legends Teams. Solange die Freude am Hobby Videospiele im Vordergrund steht und es Spaß macht, sollte man nicht vom Scheitern sprechen, auch wenn man wie ich weiterhin keine Ahnung von League of Legends hat und auch innerlich aufgegeben hat jemals die Faszination daran tatsächlich verstehen zu können.

Der Games Summit Hagenberg 2016 fand Anfang Mai 2016 zum zweiten Mal statt und wurde von Studenten der Fachhochschule Hagenberg mit Unterstützung diverser Partner und Professoren veranstalten. Weitere Informationen gibt es unter gamessummit.fh-hagenberg.at sowie auf Facebook.