Es ist fast Sommer und mit stetig steigender Anzahl an Sonnenstunden reduziert sich auf natürliche Art und Weise die Menge an neuen Beiträgen. Es wäre einfach dem schönen Wetter die Schuld zu geben, aber da ist noch dieser komische Virus. Eine Krankheit die sich in einer weltweiten Epidemie langsam ausbreitet und ausgehend von anderen Plattformen nun auch die Xbox 360 heimsucht: Minecraft
In 0815 Vorlagen für Videospielberichte ist es nach der kurzen Einführung an der Zeit das Spiel selbst zu umreißen und wenn man sich von anderen Texten inspirieren lässt, folgt jetzt die Spielerklärung anhand des Namens. Zuerst gilt es abzubauen (to mine), danach zu gestalten (to craft) und dazwischen versucht man die Welt zu erkunden (to explore) sowie die Nächte zu überleben (to survive). Die korrekte Namensgebung wäre somit eigentlich MineExploreSurviveCraft (Kurzform: Miexsuco). Liest sich blöd, spricht sich merkwürdig aus, erinnert an Mexiko und kann sich auch niemand merken. Grundlegend eine eher suboptimale Ausgangssituation für eines der erfolgreichsten Indie-Spieler überhaupt (über 5 969 690 Käufer) und daher hat sich wohl auch Markus Persson (@notch), der Erschaffer der bunten Klötzchenwelt, für eine Reduzierung auf die ersten beiden Verben entschieden.
Der dritte und vorletzte Textteil geht bei Portierungen von anderen Plattformen oftmals auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Versionen ein. Bei Minecraft sind dies im Schnellverfahren die deutlich kleinere Welt, das stark vereinfachte Erschaffen von Gegenständen (durch Vorlagen) sowie der deutlich ältere Versionstand (es fehlt zum Beispiel der Adventure Modus und einige Blocktypen). Die spielmechanischen Ecken der Ausgangsversion wurden deutlich geschliffen und am Ende ist die spielerisch runde aber optisch durchaus eckige Xbox 360 Edition der Sandkastensimulation rausgekommen. Für Minecraft Spieler der ersten Stunde mag die Spielerfahrung zerstört wirken, aber es ist nichts anderes als ein Zugeständnis an die Zielgruppe. Das klingt vielleicht negativ, ist es aber nicht. Der Einstieg ist bei der Version auf dem Heimcomputer die größte Hürde und aufgrund des fehlenden Handbuchs (abgesehen von den unzähligen Wikis) sowie nicht vorhandener Tutorials sind die ersten Stunden mehr als frustrierend. Minecraft auf der Xbox 360 scheint zwar deutlich einfacher und simpler, entwickelt aber nach und nach eine gewisse Tiefe und Anziehungskraft.
Der Anfang mag zwar noch immer etwas verwirrend sein, aber irgendwann macht es Klick. Dies ist meist der Punkt, an dem man realisiert, dass es kein Ziel gibt und die eigene Vorstellungskraft sowie der innerliche Forscherdrang die eigentlichen Herausforderungen sind. Keine Bossgegner, kein Kampf um Ressourcen oder Gebiete. Man verbringt einfach Zeit im Spiel, mit dem Spiel, der Umgebung und akzeptiert den nicht vorhandenen Druck. Es ist egal was man macht, es ist egal wie man es macht, es ist egal wann man es macht und es gibt auch praktisch keine Rückmeldung über das eigene (Er)Schaffen. Zenartig zerschlägt man Steine, baut ein Zuckerrohrfeld vor der Haustür, erforscht einen Stollen und entdeckt einen unterirdischen Lavasee, den man als Ausgangspunkt für ein kleines Untergrundmuseum nutzt. Mit diesem protzt man vor seinen Xbox LIVE Freunden oder lädt diese im optimalen Fall zu einem gemeinsamen Bauprojekt ein. Dies hat auch massive Vorteiler für alle Beteiligten, denn das Erschaffen geht gemeinsam deutlich schneller von der Spitzhacke und macht gleichzeitig zwei Mal, drei Mal oder sogar vier Mal mehr Spaß.
Minecraft ist ein Phänomen, welches sich nur schwer in Worte fassen lässt. Man muss sich überwinden, auf die Welt einlassen und sich von seinem Bauch leiten lassen. Die anfängliche Ungewissheit und Ratlosigkeit sind kein Zeichen von falschem Spieldesign, es sind gezielte Mittel um den eigenen Videospielforscherdrang wiederzubeleben. Die große Vorlage schafft dies zwar besser effektiver als die Xbox 360 Edition von Minecraft, aber als Einstiegsdroge ist der kleine Bruder für das Wohnzimmer eine verdammt gute Wahl.
Gespielt Erlebt Erforscht wurde die Xbox 360 Edition von Minecraft, die seit Anfang Mai als Xbox LIVE Arcade Titel am Spiele-Marktplatz von Microsoft für 1600 MS Points (etwa 20 Euro) erhältlich ist. Weitere Informationen gibt es auf der Infoseite von Xbox.com und einen (englischsprachigen) Review mit hübschen Bilder bei den Jungs und Mädels von theverge.com.