I Don’t Wanna Be A Blogger Anymore …

Große Heulsusenzeit? Jup! Gründe? Schwer zu sagen, es ist wohl wieder an der Zeit zurückzublicken, über die Vergangenheit nachzudenken und daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Fast auf den Tag genau vor drei Jahren ging nach einem Besuch bei Microsoft der ersten Beitrag online und etliche weitere folgten in den kommenenden Tagen, Wochen und Monaten. Die irgendwann einsetzende Verwässerung mit Artikeln zu Filmen, Büchern und FAQ Anleitungen wurden in den letzten Monaten entfernt und die Fokussierung auf Videospiele hielt getreu dem Slogan „just gaming, nothing else“ wieder Einzug.

Der ursprüngliche Motivationsgrund für die Seite war ein Gespräch mit einem ehemaligen Schulkollegen auf der Games Convention 2008 in Leipzig. Damals noch unter der Fahne des EA CommunityTeams erlebte ich viel Spannendes (quasi alle Games Conventions, etliche Studio Besuche, die E3 im Jahr 2006, unzählige Releaseveranstaltungen, …), was durchaus für die Nachwelt erhaltenswert gewesen wäre. Kurz darauf zog ich jedoch die EA Mütze von meinem Kopf um nach neuen Perspektiven zu suchen und startete fast zehn Monate später das Projekt gelurzt.at. Anfangs sprachlich durchwegs laienhaft verbesserte sich mit der Zeit der textliche Stil und obwohl mittlerweile viele alte Beiträge nicht mehr meinen aktuellen Vorstellungen entsprechen, bin ich ein kleines bisschen Stolz auf das bisher veröffentlichte.

Drei Jahre im Internet sind eine lange Zeit und viele Veranstaltungen, unzählige Spiele und manche Presseveranstaltungen der Branche sind vorbei gezogen. Anfangs belächelt (und vermutlich auch heute noch) entwickelte sich eine gewisse Dynamik und irgendwann war dann plötzlich dieser Zwang da. Der jährliche gamescom Besuch stand ohne darüber nachzudenken auf dem fixen Jahresplan, 0815 Berichte über die E3 wiederholten sich jeden Juni und auch die typischen Videospielreviews nahmen stetig zu. Man wird eingeladen, man kennt ein paar Leute und man erhält irgendwann Videospielmuster. Es wird erwartet dass man etwas darüber schreibt und irgendwann stellt man sich die dazugehörige Gretchenfrage: Optimiere ich einen Beitrag und entschärfe die Kanten um in einem „besseren Licht“ dazustellen und auch zukünftig in den Genuss von Einladungen und Muster zu kommen oder ist es mir egal? Wobei unabhängig davon stellt sich ebenso die Frage, ob es überhaupt fair ist ein Produkt in der Luft zu zerreißen, in welches viele Menschen oft jahrelang ihr Herzblut gesteckt haben. Auch ich machte mich zum Beispiel über Kinect Star Wars mehr als nur einmal lustig, aber ist es gerecht etwas zu verurteilen ohne es selbst besser machen zu können? Meine Strategie das Problem zu umgehen war die klare Info ob es sich um ein Muster handelte und gleichzeitig auf tendenziell eher „schlechtere“ Titel zu verzichten.

Es handelte sich dabei nicht um eine wirkliche Lösung, denn das Gefühl des Zwangs blieb. Wenn mir jemand vor 14 Jahren gesagt hätte, dass Videospiele spielen und darüber schreiben anstrengend und nervend sein kann, dann hätte ich gelacht. Mittlerweile sehe ich es anders und spätestens wenn man in seiner knapp bemessenen Freizeit ein Spiel fast krampfhaft spielt um danach darüber schreiben zu können, dann läuft irgendwas falsch. Wenn man dann noch bemerkt, dass das Geschriebene nur aus x-beliebigen Textbausteinen besteht und auf gefühlten zwölf anderen Seiten etwas in ähnlicher Form zu finden ist, dann ist es an der Zeit sich sich einzugestehen dass etwas falsch läuft. Blogs über Videospiele gibt es mittlerweile unzählige, aber qualitativ hochwertig sind nur sehr wenige Projekte. Ich verstehe mittlerweile was die gamescom Verantwortlichen zur Ihrem Bloggergate getrieben hat und finde es auch gut (wobei die Formulierung und die Art der Kommunikation falsch war). 99% aller Blogger sind keine Journalisten, sondern Fans die sich mit Sachen beschäftigen und andere daran teilhaben lassen. Einige wenige machen dies gut, der große Rest jedoch nicht und dazu muss ich mich (mittlerweile) wohl auch zählen. Über Videospiele zu schreiben ist mit etwas Übung und Disziplin kein wirkliches Problem, sich jedoch auf interessante und lesenswerte Art und Weise mit der Materie zu beschäftigen ist fast schon eine Kunst.

So wie ich mich persönlich in den letzten Jahren, Monaten und Wochen stetig weiterentwickelt habe, so wird es auch Zeit das Projekt gelurzt.at voranzubringen. Schluss mit dem Einheitsbrei den man überall findet, Schluss mit Inhalten die dazu dienen die Zugriffszahlen in die Höhe treiben und auch Schluss mit dem inneren Zwang wöchentlich etwas zu veröffentlichen. Warum ich das hier schreibe? Zunächst um die letzten drei Jahre zu einem ordentlichen Ende zu bringen und auch gleichzeitig um einen Startpunkt für den weiteren Weg zu haben. Der erste Schritt ist getan und der nächste große Schritt folgt demnächst. So Long, and Thanks For All the Fish!

Update 10.06.2012: Nach dem ersten Schritt folgte der zweite Schritt und anstatt des verspielten Designs ist nun ein gewisser Minimalismus eingekehrt.

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