Der blaue Igel ist zurück! Besser als je zuvor! Das beste Sonic aller Zeiten! Bla bla bla! Die Lobeshymnen für das neue Spiel von Team Sonic übertrumpfen sich wieder einmal und es ist, wenn man den Berichten so glaubt, das (dritte) beste Sonic Spiel aller Zeiten nach den im letzten Jahr erschienenen Sonic The Hedgehog 4 sowie Sonic Colo(u)rs. Natürlich gab es vor etwa einem Jahr auch noch Sonic Free Riders für Kinect, welches aber nach einer ausgiebigen Tour durch eine samstägliche Nacht erfolgreich aus meinem Gedächtnis eliminiert wurde und das auch so bleiben soll.
Bei Sonic Generations handelt es sich um eine Art Hommage an die Vergangenheit und gleichzeitig auch um die Fortführung einer Serie, die in den letzten Jahren einige harte Zeiten durchgemacht hat. Der jüngste Ableger beinhaltet keine Spuren von Werwölfe und der blaue Igel übt sich auch nicht im Umgang mit LARP Waffen und die einzige Absurdität besteht in der Tatsache, dass es doppelte Igelpower in Form des klassischen sowie modernen Sonic gibt. Sega erklärt das Doppelpack mit einem fiesen Zeitmonster, welches die Sonics samt Anhang quer durch die Zeit katapultiert und in einer Art Fegefeuer zusammenführt. Gemeinsam aber doch getrennt müssen der heutige schlanke Sonic und sein jüngeres fettes Ebenbild zur Befreiung ihrer entführten und “eingefrorenen” Freunde die letzten 20 Jahre Revue passieren lassen und erleben viele alte Erinnerungen neu.
Spielerisch gibt es neun unterschiedliche Levels aus drei Epochen mit je einem klassischen sowie modernen Akt (inklusive Mini Boss Challenges), drei Boss Gegner und den finalen Endgegner. Die einzelnen Levels steuert man aus einer anfangs einfarbigen Hubwelt an, in der man auch zwischen den beiden Sonics wechseln kann. Als klassischer Sonic erwarten einen die Levels mit klassischem 2D Gameplay und einer Mischung aus extrem schnellen Passagen gepaart mit Sprungabschnitten. Der moderne blaue Igel sprintet durch die 3D Variante der Level und dies mit einer Geschwindigkeit, als würde sein Leben davon abhängen. Klingt alles gut und spielt sich überraschenderweise auch so.
(2D) Sonic funktioniert eigentlich nur aufgrund des Leveldesigns und Sonic Generations leistet sich hier bis auf wenige Ausnahmen (Pfui du rosa Stachelding aus der Planet Wisp Stage!) keine Ausrutscher. Man heizt blind an der von rechts nach links ziehenden Landschaft vorbei und hat es neben dem Steuerkreuz nur mit zwei weiteren Tasten zu tun (Sprung und Dash). Fast schon tranceartig sprintet man durch die Levelabschnitte und findet auch nach mehrmaligen Spielen zusätzliche Wege und Abkürzungen, die man im wiederum nächsten Anlauf versucht zu kombinieren um eine stetig besser Levelzeit zu erreichen (Highscore Bitch FTW!). Es spielt sich wie ein klassisches HD Sonic aus der Mega Drive Äre und es fühlt sich auch genau so an. Die andere Hälfte des Spiels absolviert man zum Großteil in 3D Abschnitten, welche von kurzen (fast) klassischen 2D Abschnitten unterbrochen werden, wobei hier die Fähigkeiten des modernen Sonics genutzt werden können (automatische Zielanvisierung, Angriffs-Sprung, Stampfattacke, Boostfunktion in der Luft). Trotz des ebenfalls gutem Leveldesigns passiert es in den 3D Abschnitten öfter, dass man hängen bleibt oder eine Vollbremsung mittels Wand vollführt, was sich aber selten störend auf den für Sonicspiele so wichtigen Flow auswirkt. Mit etwas Übung (= wiederholte Spielversuche) schafft man die Level aber dann doch und dank praktisch unendlicher Leben sollte auch der größte Sonic-N00b den grundlegend Spielumfang innerhalb von etwa vier Stunden absolvieren können.
Vier Stunden mag jetzt eher wenig klingen, aber im Gegensatz zu anderen Spielen ist das erste Durchsprinten unterhaltsamer und abwechslungsreicher als so manche zähe sechs Stunden Kampagne in einem Kriegsshooter. Neben der obligatorischen Highscore Jagd nach den besten Levelzeiten (= Mehrspielermodus) kann der geneigte Igelfreund praktisch alles was das Fanherz begehrt noch freischalten. Dies ist zum einen durch das Sammeln von je zwei mal fünf roten Ringen (je Stage und je Akt) möglich und durch die nach erfolgreicher Absolvierung einer Stage freigeschalteten Challenges möglich. Dabei absolviert man die gleiche Stage mal in voller Länge, nur einen Abschnitt oder einen neu arrangierten Bereich und hat dabei verschiedenste Ziele. Es gibt zum Beispiel Rennen gegen einen selbst (was praktisch die freundliche Version eines Zeitlimits ist), dann darf man Kisten zerdeppern, keine Ringe verlieren oder Plattform-Schalter-Rätsel absolvieren. Als Belohnung winken Artworks und Soundtracks aus den letzten 20 Jahren, die das Herz eines jeden Sonic Fans höher schlagen lassen und als Bonus kann man im “Upgrade”-Shop (= Cheat-Shop für Sonic-N00bs) auch das Ursonic aus dem Jahre 1991 freischalten.
Sonic is back und macht Spaß. Dies ist ernst gemeint und steht hier nicht, damit ich von der deutschen Sega Niederlassung möglichst viel Sonic Merchandise zu Weihnachten bekommen (@Fabian: Mein Anschrift sollte bekannt sein!). Die letzte der neun Stages (Planet Wisp) kommt zwar nicht an die Qualität der anderen acht ran, aber eine 8:1 Quote ist für ein Sonic Spiel im Jahr 2011 mehr als nur herausragend. Das zweite (eher kleine) Manko ist noch der Endgegner beziehungsweise die Endgegner im Allgemeine, da diese eher zu einfach sind oder einfach nur zufällig herumnerven. Sonic Generations lebt zum Glück jedoch von den Stages und verdient die Liebe und Zuneigung eines jeden Fans des blauen Igels. Dank des im Vergleich zu früheren Spielen abgeschwächten Schwierigkeitsgrad können auch Neulinge bedenkenlos zugreifen und zum ersten Mal seit langem ein gutes (modernes und klassisches) Sonic Spiel erleben. Als Dank gibt es nach dem Kauf viel Abwechslung in den ersten vier Stunden und viele weitere Stunden Spaß beim Absolvieren der optionalen Challenges, dem Sammeln von freischaltbaren Extras, der Suche nach dem optimalen Weg durch die einzelnen Stages und obendrauf eines der besten Jump ’n‘ Runs der aktuellen Konsolengeneration.
Gespielt wurde eine von Sega zur Verfügung gestellt Version auf der Xbox 360. Sonic Generations ist seit November 2011 im Handel erhältlich und wechselt bei einem einschlägig bekannten Internethändler names Amazon* für etwa 45 Euro den Besitzer. Am PC* wird es mit etwa 30 Euro günstiger, wobei die Nutzung eines ordentlichen Gamepads* quasi Pflicht ist.
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