Seit etwa 30 Minuten sitze ich in einem dunklen Raum vor dem Bildschirm und nur die Überschrift des heutigen Beitrags hat es bisher auf das virtuelle Blatt Papier geschafft. Das Thema ist eigentlich einfach, denn es geht um ein fast zehn Jahre altes Spiel oder eigentlich um die vor wenigen Wochen erschienene Neuauflage dazu. Aber zurück in den März 2002, als Halo (Untertitel im Deutschen: Kampf um die Zukunft) mein Grund war, einen schwarzen unförmigen Block samt einem für meine kleinen Hände deutlich zu großen Controller anzuschaffen. Als PC Spieler wagte ich den Versuch einen Ego Shooter mittels Analogsticks zu steuern und was soll ich sagen, ich scheiterte kläglich und der Master Chief starb geschätzte 1091 Tode im Kampf gegen die Allianz sowie die Flood. Gefrustet gab ich irgendwann auf und gestehe nun meine wohl größte Videospielsünden: Ich habe Halo: Combat Evolved nie zu Ende gespielt.
Das Spiel aus dem Hause Bungie war damals aufgrund stark beschränkte Munition, keiner regeneriender Gesundheit sowie taktisch klug vorgehende Gegner schwer und das Remastering von 343 Industries hat nichts daran geändert. Abgesehen von hübschen optischen Effekten, hochauflösenden Texturen, einer Online Integration via Xbox LIVE (inklusive Coop Modus), dem neu eingespielten Soundtrack, Minianpassungen für Fans sowie dem im wahrsten Sinne des Wortes in Halo: Reach ausgelagerten Mehrspielermodus ist alles beim Alten. Die Auflistung klingt zwar nach einem neuen Spiel und das ist es eigentlich auch, aber dann doch irgendwie nicht. Halo hatte (damals) etwas besonderes an sich, das ein gewisses Gefühl in der Magengegend erzeugte, welches einzigartig war. Es war der Wow-Effekt der sich einstellte, als man im ersten Level den Angriff auf das UNSC Raumschiff namens Pillar of Autumn überlebte und kurz danach als Spartan 117 seine virtuellen Füße auf die künstliche Ringwelt Halo setzte. Man stieg aus dem abgestürzten Rettungsschiff und erblickt den Ring, auf dessen Innenseite man sich fortan befand und hatte im Jahr 2002 eigentlich keine genaue Vorstellung wer man war, was vor einem lag, was da eigentlich gerade abgeht und mit der im perfekten Moment einsetzenden orchestralische Musik im Hintergrund startet man seinen Suche nach weiteren Überlebenenden des Angriffs.
Analytisch betrachtet liegt auch hier das Geheimnis des Titels und damit auch der Neuauflage. Die Kombination aus Story, Optik und Musik hievten das gefühlt träge Gameplay in den Olymp der Videospiele. Der Trick liegt im Soundtrack (Amazon Affiliate-Link*) und vermutlich war sich damals weder Bungie noch Microsoft bewusst, welch meisterhaften Coup sie damit gelandet haben. Obwohl ich selbst damals schnell frustriert war und bereits im ersten Drittel des Titels aufgab, hat mich der Soundtrack auf einer bestimmte Art und Weise geprägt. Mein musikalisches Gedächtnis ist schlecht, aber wenn man mich Mitten in der Nacht aufwecken würde und mir drei Sekunden aus dem Halo Soundtrack vorspielt, wäre die Erkennungsrate bei 100%.
Halo: Combat Evolved Anniversary funktioniert glücklicherweise trotz massiven Facelifting genauso wie das ursprüngliche Spiel. Innerhalb weniger Sekunden ist es wieder da, das gleiche Gefühl wie im März 2002 und dank der optischen Generalsanierung mindert die optische Komponente nicht die nostalgisch weichgezeichneten Erinnerungen. Wegen Vollständigkeit und so sei noch erwähnt, dass man dank technischem Voodoo jederzeit im laufenden Spiel zwischen der remasterten optischen Spielerfahrung und der (hochgerechnete) zehn Jahre alte Version wechseln kann. Ein nettes Gimmick, welches einem die rosarote Brille abnimmt und deutlich aufzeigt, wie trügerisch doch das eigene Erinnerungsvermögen sein kann.
Die Anniversary Edition von Halo: Combat Evolved wechselt überraschenderweise zum fairen Budgetpreis von etwa 35 Euro den Besitzer (Amazon Affiliate-Link*) und ist natürlich exklusiv für die Xbox 360 erhältlich. Jeder der den Titel damals gespielt hat und in Besitz einer Xbox 360 ist muss eigentlich zuschlagen und alle anderen ebenso, denn bei Halo: Combat Evolved handelt es sich um das wohl beste Halo aller Zeiten und dank des Coop Modus über Xbox LIVE haben auch Halo-Versager wie ich die Chance das Ende vom Anfang zu sehen.
Gespielt wurde eine von Microsoft zur Verfügung gestellt Version auf der Xbox 360. Dank des Coop Modus über Xbox LIVE wurde vor dem Verfassen des Beitrags der sechste Level absolviert und einige Runde im Mehrspielermodus verbracht.