Seit zwölf Jahren veröffentlicht Microsoft unter der Marke Forza Rennspiele für die Xbox-Plattform und seit zwei Jahren erscheinen diese auch für den PC. Die Franchise besteht aus dem seit 2006 zweijährlich erscheinenden simulationsorientierten Forza Motorsport, sowie dem seit 2012 ebenso alle zwei Jahre erscheinenden Arcade-lastigen Forza Horizon. Das jüngste Videospiel der Marke, das kürzlich veröffentlichte Forza Motorsport 7, ist der achte Forza-Titel den ich spiele und mein Verhalten hierbei ist seit Jahren gleich. Der jüngste Titel wird gestartet, die Stunden hinter dem virtuellen Lenkrad summieren sich in den nächsten Wochen auf eine dreistellige Zahl und nach Monaten fasse ich den Entschluss beim nächsten sowie übernächsten Titel auszusetzen, um im Herbst dann doch wieder einzuknicken.
Aber zurück zum siebten Ableger der Motorsport-Reihe, welcher wie üblich mit Stand heute den besten Teil der Serie darstellt. Alles andere wäre auch merkwürdig, da die Herangehensweise im Rahmen der Entwicklung der Forza-Videospiele in den letzten Jahren perfektioniert wurde. Mit perfider Genauigkeit wird mit jeder Iteration weiter perfektioniert, mit jedem veröffentlichten Titel steigt die Anzahl der enthaltenen Autos sowie Strecken und optisch als auch akustisch wird das am Bildschirm gezeigte ebenso immer etwas mehr aufgehübscht. Die Innovationen zwischen den einzelnen Versionsnummern sind nüchtern betrachtet eher gering und im direkten Vergleich mit den Sprüngen zwischen den oft viele Jahre auseinanderliegenden Versionen anderer Rennspiel-Serien sogar eher nur minimal, jedoch besticht Forza Motorsport mit einem konstanten Veröffentlichungs-Zyklus und einer seit Jahren bereits äußert umfangreichen Basis an hochqualitativen Inhalten. Forza Motorsport 7 setzt hier wie erwartet fort und macht genauso wenig falsch wie Forza Motorsport 6 oder Forza Motorsport 5 und so weiter.
Stellt sich nur die Frage, was macht Forza Motorsport 7 zu einem so guten simulationsorientierten Rennspiel und was ist die perfide Mechanik, die über Wochen funktioniert und trotz der überschaubaren Innovation doch zu einem Kauf des Nachfolgers verleitet. Es ist schwierig in ein Wort zu fassen, aber ich würde es als die virtuellen Rennerfahrung am Limit beschreiben. Zusätzlich sei angemerkt, dass Forza Motorsport 7 im Gegensatz zu vielen anderen Rennspielen für alle Videospieler funktioniert, unabhängig von der eigenen Erfahrung mit der Serie, der Franchise oder dem Genre überhaupt.
Okay, die Beschreibung klingt etwas merkwürdig und vielleicht sogar generisch, aber es wird verständlicher anhand eines Rennens. Forza Motorsport 7 funktioniert am besten für einen selbst, wenn man nicht jedes Rennen gewinnt, sondern sich über den ersten Platz freut und bei den meisten Rennen einen Rang im oberen Drittel der Rangliste erreicht. Es sind die Momente, wenn einem beim Lenkeinschlag in die Kurve klar ist, dass man etwas zu schnell ist, aber es dennoch schafft die Kurve fehlerfrei zu absolvieren und am Scheitelpunkt sauber aus der Kurve heraus beschleunigen kann. Wenn man die Luft anhält während man auf einer Geraden den Windschatten des Vorderautos verlässt und versucht das Überholmanöver bis zur nächsten Kurve abzuschließen, ohne dabei das andere Fahrzeug zu touchieren. Quasi das Fahren soweit am Limit, dass jedes falsche Bremsmanöver, jeder unbedachte Lenkeinschlag oder eine Unachtsamkeit das eigene Fahrzeug in das Kiesbett, die Wiese oder Bande befördert und einem just in jenen Moment der eigene Fehler bereits klar wird.
Das Beindruckende dabei ist, dass sich diese Videospielerfahrung nicht erst nach etlichen Stunden des Trainings einstellen kann, sondern bereits nach ein paar wenigen Rennen. Der Weg dorthin ist das Optionsmenü der Fahrhilfen in Kombination mit dem Schwierigkeitsgrad für die anderen Autos auf der Strecke. Neben einer üblichen globalen Einstellung, lassen sich angezeigte Ideallinie, Bremsen, Lenkung, Traktionskontrolle, Stabilitätskontrolle, Schaltung, Verschleiß als auch Reibung in mehreren Stufen feinjustieren. Grundlegend bereits positiv, aber sehr löblich ist, dass jeder Parameter und jede Einstellung auf Knopfdruck erklärt wird, wodurch auch Videospieler mit einer geringeren Faszination an Autos die Auswirkungen jeder Einstellung ein- und abschätzen können. Und genau dies ist wichtig, denn ohne dieses Wissen, wäre es schwierig die persönliche Herausforderung schnell auf den Level des Fahrens am Limits bringen, welcher die stärkste positive Auswirkung auf die persönliche Videospielerfahrung mit Forza Motorsport 7 hat. Den zweiten Aspekt stellt der Schwierigkeitsgrad der anderen Fahrzeuge dar. Seit dem fünften Teil der Motorsport-Reihe als Drivatar-Schwierigkeitsgrad bezeichnet, da das schwierig vorherzusehende Verhalten der anderen Fahrzeuge auf dem spielerischen Verhalten anderer Forza-Videospieler basiert.
Die perfekte Kombination dieser beiden Elemente führt zum Erreichen des besten Videospielgefühls: Eine optimale Herausforderung, welche durch die schwer berechenbare Komponente der anderen Fahrzeuge nie langweilig werden kann. Der Spagat zwischen dem Meistern des eigenen Fahrzeugs unter Berücksichtigung der anderen Fahrzeuge. Und das Perfide daran: Sobald die Herausforderung aufgrund der eigenen Erfahrung zur Routine wird, kann einfach an einer der Stellschrauben nachjustiert werden. Und das Schöne daran ist nicht der höhere Verdienst nach jedem Rennen, sondern das eigene Grinsen, wenn man mit angespannten Händen am Controller die Ziellinie als erstes Auto passiert.
Gespielt wurde die Xbox One Version von Forza Motorsport 7. Das Videospiel ist seit Oktober 2017 für die Xbox One sowie Windows 10 PCs erhältlich. Amazon verkauft die Standard sowie Ultimate Edition in Form eines physischen Datenträgers* für die Xbox One und als Download-Code* für Xbox Play Anywhere auf der Videospielekonsole und Windows 10 PCs. Hinweis hinsichtlich Transparenz: Microsoft hat mir einen Download-Code für Forza Motorsport 7 zur Verfügung gestellt.