Alle Jahre wieder findet die Central European Games Conference, kurz CEGC, in Wien statt. Wobei alle Jahre noch etwas verfrüht ist, handelte es sich bei der diesjährigen Ausgabe erst um die zweite Veranstaltung unter diesem Namen. Die primäre Motivation hinter der von Games Austria veranstalteten mehrtägigen Konferenz ist das Schaffen einer gemeinsamen Plattform für Personen in der Videospielindustrie in Zentral- als auch Osteuropa. Es geht hierbei um das Vernetzen und den Austausch unter Spieleentwicklern, das Zusammenbringen verschiedener Interessensgruppen und eine damit einhergehende Stärkung und im optimalen Fall auch eine damit verbundene Professionalisierung der lokalen Szene.
Die Einleitung zu diesem Beitrag lässt die Veranstaltung komplexer und theoretischer klingen als sie es tatsächlich ist. Die Schwerpunkte der fünftägigen Veranstaltung teilen sich in teils parallel stattfindende Vorträge, der Möglichkeit sein eigenes Projekt im Rahmen der Indie Expo auszustellen, beim Austrian Game Jam gemeinsam mit Gleichgesinnten an Prototypen zu arbeiten und während Abendveranstaltungen Kontakte zu knüpfen. Die diesjährige inhaltliche Fokussierung lag bei den Themen Diversität und Frauen in der europäischen Spieleentwicklung, sowie dem Arbeiten als auch Leben zwischen Entwicklern, Publishern, Presse und dem Spieler in Form der Community. Eine vollständige Aufstellung aller Vorträge und weitere Detailinformationen zu den Inhalten bietet der digital verfügbare Event Guide.
Alles gut, alles spannend. Stellt sich nur wie fast immer die klassische Frage: Warum? Konkreter: Warum war ich dort und mit welcher Motivation, da es sich primär um eine Veranstaltung für Entwickler handelt und diese im konkreten Fall der CEGC auch tendenziell einen Fokus in Richtung des PCs als Plattform hatte. Ich kann nicht wirklich programmieren und ärgere mich regelmäßig, dass ich den Vorsatz es zu lernen seit Jahren nach hinten schiebe. Zum anderen beschäftigt sich dieser Blog fast ausschließlich mit Videospielkonsolen als Plattform. Die Antwort ist relativ einfach: Den Status Quo der Entwicklerszene in Österreich sowie Osteuropa besser zu verstehen und offener mit für mich neuen Themen umzugehen. Und im Rahmen meines Besuchs waren es viele neue Themen für mich, im Prinzip zu viele um diese tatsächlich zu verarbeiten. Ein für mich persönlich erschreckendes Thema ist jedoch hängen geblieben: Entwickler wollen entwickeln.
Eine nicht sonderlich spannende oder neue Erkenntnis auf den ersten Blick, aber in meinen Augen ein Problem eine Generation an Entwicklern die gerade versucht ein Hobby zu einer Einnahmequelle für Ihren Lebensunterhalt machen. Manche agieren als Einzelkämpfer, andere haben sich mit Freunden oder Bekannten in kleinen Teams organisiert. Es wird entwickelt, was dabei jedoch zu kurz kommt ist die Thematik was danach kommt. Das Videospiel muss zum Spieler, dem Kunden, gebracht werden und was in Zeiten des Selbstvertriebs auf Steam Greenlight, ID@Xbox oder Indies auf der PlayStation 4 wie ein leichtes Unterfangen wirkt, ist in Wirklichkeit eine massive zusätzliche Belastung und löst in einer Zeit mit einem ebenso massiven Überangebot an Videospielen das Grundproblem nicht. Pressearbeit? Eine offensichtlich ebenso einfache Nebenaufgabe, denn ein paar Pressemeldungen an ein paar Webseiten inklusive Review-Exemplare schicken kann ja nicht so zeitaufwändig sein, schließlich ist es ja der Job der Webseiten die sich mit Videospielen beschäftigen auch darüber zu berichten.
Die schlechte Nachricht ist, dass alles nicht so einfach ist wie es wirkt und weder die Aufgabe Selbstvertrieb noch das Thema Pressearbeit so husch pfusch von einzelnen Personen nebenbei gemacht werden sollten oder können. Jeder unerfahrene Entwickler der diesen Weg bereits einmal gegangen hat, ist im Regelfall gnadenlos gescheitert. Das logische Resultat: Wenn man es nicht selbst schafft auf den unterschiedlichen Plattformen verfügbar zu sein, dann arbeitet man mit einem Publisher zusammen. Wenn die eigenen Versuche mit Berichterstattern gemeinsam zu arbeiten scheitern, dann beauftragt man eine Agentur dies zu machen. Die leider ebenso traurige Wahrheit dabei: Die Zusammenarbeit zwischen kleinen Entwicklern und großen Publishern hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kampf von David gegen Goliath. Nur mit dem Unterschied, dass hier im Regelfall Goliath und nicht David am Ende gewinnt und ähnlich sieht es bei Agenturen aus. Nur weil eine Agentur eine Aussendung zustande bringt, ist dies nicht gleichbedeutend mit Berichterstattung. Erst Recht, da nur sehr wenige Agenturen im deutschsprachigen Raum tatsächlich mit den Eigenheiten der Videospielindustrie vertraut sind und wirklich nützliche Berichterstattung erzeugen können.
Das Problem an der Sache mit diesem Ungleichgewicht und der schwierigen Wahl eines passenden Partners? Frust, der im Endeffekt dazu führt, dass man es wieder alleine versucht und im Regelfall erneut frustriert dabei ist. Die Lösung um diesen Kreis zu durchbrechen? Ich kenne leider keine wirkliche Antwort. Am ehesten ist ein Ausweg bereits möglichst früh die Wichtigkeit des Vertriebs und der Pressearbeit zu erkennen, mit genügend Zeit und Ressourcen das erforderliche Wissen sich selbst anzueignen, die eigenen Erfolgsaussichten realistischer einzuschätzen und das Thema der Diversität im Team zu überdenken. Diversität in dem Sinn, dass Teammitglieder primär entsprechende Managementfähigkeiten besitzen, auch wenn diese Mitglieder zu Beginn oft als eher nicht produktive Zusatzbelastung gesehen werden. Zu Beginn zwar vermutlich tatsächlich eine nicht produktive Zusatzbelastung, die aber im Zweifel später für die Transformation eines Hobbys zu einer Einnahmequelle für den eigenen Lebensunterhalt und oder des Teams sorgen könnte. Wenn da nur nicht schwierige Wahl der richtigen Person wäre …
Die zweite Ausgabe der Central European Games Conference fand Anfang Februar 2016 in den Räumen der Universität Wien statt. Veranstaltet von Games Austria nahmen über 500 Teilnehmer an der mehrtägigen Veranstaltung teil, die zur Stärkung der Entwicklercommunity in Zentral- und Osteuropa dienen soll. Weitere Informationen sind auf der Homepage der CEGC sowie Games Austria zu finden. Hinweis hinsichtlich Transparenz: Der Veranstalter hat mir ein kostenloses Presseticket für den Besuch der Konferenz zur Verfügung gestellt.