Ich mag es Beiträge mit Geschichten aus meiner Vergangenheit zu beginnen. Es ist dieser leicht sentimentale Rückblick auf die Zeit früher, früher als nicht immer alles besser war, aber anders. Es war ein paar Jahre vor der Jahrtausendwende, als ich mich erstmals verstärkt mit dem Medium Videospiele beschäftigte. Damals, ich war noch jung, da war das Internet nicht wirklich weit verbreitet, die Abrechnung erfolgte auf Minutenbasis und es war extrem teuer. Printmagazine waren meine primäre Informationsquelle und es gab für mich zwei besondere Ausgaben pro Jahr. Zum einen die Ausgabe im November mit den Testberichten der Videospiele die man sich als Schüler vom Christkind wünscht und die Ausgabe im Juli. Gefüllt mit Vorschauberichten von der E3 war es der jährliche Ausblick in die Zukunft gekoppelt mit dem Traum selbst mal durch die Türen des Los Angeles Convention Centers zu gehen, der dann 2006 dank Electronic Arts für mich zur Realität wurde.
Wir springen weiter in die noch nahe Vergangenheit, nämlich zur E3 2013. Im Rahmen von aufwändigen Media Briefings wurde die heute aktuelle Konsolengeneration konkretisiert, sowie die künftige Strategie der Plattformbetreiber erkennbar. Für Microsoft und die Xbox One war es freundlich formuliert eine eher schwierige E3 mit noch schwierigeren Feedback von Spielern, Fans und den Medien. In Redmond wurde reagiert und innerhalb von einem Jahr folgten ein Austausch des Managements, ein Strategiewechsel und eine massive Änderung in der Art der Kommunikation nach außen. Ein Jahr später auf der E3 2014 wurden die getroffenen Maßnahmen für eine breitere Masse sichtbar und Microsoft feierte mittels einer von viel akustischen Woop Woop begleiteten Show die neue Zukunft der Xbox One. Aber ich schweife ab mit Geschichten aus der Vergangenheit, Zeit in die Zukunft zu blicken.
Die E3 2015 steht vor der Tür und was erwarte sowie wünsche ich mir als Xbox Fan von Microsoft? Um ehrlich zu sein, erwarte ich nicht wirklich etwas Neues. Das klingt langweiliger als es tatsächlich ist und liegt daran, dass ich mit einem Alter von über 30 Jahren gefühlt zu einem Videospieldinosaurier geworden bin oder dass durch die vorhandene Nachrichtenflut einfach die Neugier nachgelassen hat. Alternativ könnte es natürlich auch an meinem gestiegenen Interesse der wirtschaftlich strategischen Ausrichtung der Videospielindustrie liegen, denn die Marktgröße hat meiner Ansicht nach eine so kritische Dimension erreicht, dass Konsolenhersteller im Gegensatz zu früher viel konservativer agieren. Es gilt mehr die Masse zu zufrieden zustellen und weniger durch Experimente gegebenenfalls negativ aufzufallen. Microsoft war 2013 dort, hat seine Lektion gelernt und wird nicht so schnell erneut in diese Falle tappen.
Aber nun zur Xbox Edition des Wunschkonzerts und des Ausblicks, welcher im Segment der Videospiele den zuvor beschriebenen und von der Masse gut angenommenen konservativen Trend fortsetzt. Jeder der glücklich mit den Videospielen der letzten fünf Jahre war, wird auch mit der diesjährigen Auswahl mehr als glücklich sein. So werden wir vermutlich die ersten Spielszenen aus der Kampagne von Halo 5: Guardians, hübsche Polygone für Autofetischisten in Forza Motorsport 6, neue Sequenzen von Lara Croft in Rise of the Tomb Raider und zwecks Steigerung der Diversität noch etwas Fable Legends zum drüber streuen sehen. Allesamt bereits im Vorfeld angekündigte Fixstarter, die mit überarbeiteten Xbox One Versionen der Gears of War sowie der Fable Reihe ergänzt werden könnten. Microsofts Indie Initiative ID@Xbox bekommt den mittlerweile üblichen Trailer, das seit ein paar Monaten angekündigte Rock Band 4 wird wohl sein Bühnendebut haben und zum Schluss wird man wohl endlich etwas von Battletoads zu sehen bekommen.
Bei der Konsole selbst ist es relativ ähnlich, da das Motto nicht Revolution sondern Evolution lautet. Der neue Xbox One Controller mit integrierter 3,5mm Headsetbuchse ist so wie neue Xbox One Bundles quasi das diesjährige Pflichtprogramm. Möchte Microsoft einen Schritt weiter gehen, ist das Upgrade der Festplatte auf 1 TB sowie die Integration des derzeit als Zubehör erhältlichen TV-Tuners für mich am realistischsten vorstellbar. Windows 10 als neues Betriebssystem für PC und Konsole bildet schlussendlich mit der bereits im halböffentlichen Test befindlichen Xbox App sowie Microsoft HoloLens einen kurzen visionären Ausblick in ein voll vernetztes Leben im erweiterten Unterhaltungsuniversum von Microsoft. Liest sich unspektakulär? Technologie klingt nieder geschrieben meist unspannend. Aber es ist dennoch spannend, denn kein anderer Hersteller könnte aktuell eine solch universelle Strategie umsetzen, die dann auch tatsächlich erstmals funktionieren und aufgehen könnte.
Microsoft wird dieses Jahr im Bereich der Xbox den Kurs des letzten Jahres weiterverfolgen und erneut die starke Spieleauswahl in den Vordergrund stellen. Aber dann ist da noch diese eine Sache, die ich mir persönlich wirklich im Rahmen der E3 2015 für die Xbox One wünsche, die aber leider im Fall der Fälle keine Erwähnung finden wird: Xbox Live Cloudservices. Klingt technisch, langweilig und irgendwie bekannt? Jup, denn im Rahmen der E3 2013 wurde die Leistung der Cloud mehrfach vom Teleprompter gelesen. Leider lässt zwei Jahre nach der Ankündigung die Integration zu wünschen übrig und abgesehen von den Mehrspielerpartien in Titanfall und Forza Motorsport 5 wurde es eher ruhig um die Xbox Live Cloudservices. Ich will mehr davon, viel mehr davon. Alle Mehrspielerpartien sollten über Server in der Xbox Live Cloud abgebildet werden, alle Xbox Live Partys müssen künftig in der Xbox Live Cloud laufen und jedes Spiel sollte nicht zeitkritische rechenintensive Aufgabe auf Hochleistungsserver berechnen lassen können. Mir ist bewusst, dass dadurch eine Verbindung zum Internet zwingend erforderlich ist und eine solche Entscheidung vor zwei Jahren stark negativ aufgefasst wurde. Aber wenn ich mir dieses Jahr wirklich nur eine Sache wünschen darf, dann ist es tatsächlich die verstärkte Nutzung der Xbox Live Cloudservices. Wenn anhand tatsächlicher Anwendungsfälle die Vorteile einer solchen Kopplung demonstriert werden, dann besteht meiner Ansicht nach nur eine geringe Gefahr bezüglich negativen Feedbacks trotz quasi experimenteller Nutzung von Technologie. Gleichzeitig wäre es der spannendste Schritt seit der Xbox One Ankündigung vor zwei Jahren, welcher der bereits guten Basis von Xbox Live einen spürbaren sowie nachhaltigen Schub in Richtung Zukunft geben könnte und ebenso für eine wirklich neue Generation an Videospielen sorgen kann.
Microsoft starten als erster der drei großen Konsolenhersteller in die E3 2015 Woche am 15. Juni um 18:30 unserer Zeit mit dem Xbox E3 2015 Briefing, welches live auf der Xbox One sowie auf Xbox.com übertragen wird. Danach gibt es tägliche Zusammenfassungen von Ankündigungen, Spielepräsentation und Interviews mit Entwicklern im Rahmen der einstündigen Live Show Xbox Daily. Alle Informationen zur E3 aus Xbox Sicht gibt es unter http://www.xbox.com/e3.
Xbox ist langweilig und doof? Unvorstellbar, aber es gibt natürlich auch eine Videospielwelt außerhalb der grünen Plattform. Dieser Beitrag ist als Gastbeitrag bei den Kollegen des Continue Magazins erschienen. Das Team dort hat ebenso ein persönliches Wunschkonzert für die E3 2015 verfasst und sind wir mal ehrlich, wer träumt nicht von Red Dead Redemption 2, einem neuen Abenteuer mit Fox McCloud und dem wirklichen Nachfolger von Banjo-Kazooie.