Wie beginnt man seinen Text zu einem Videospiel, auf welches man sich sehr gefreut hat und welches sich am Ende als einfach nur okay herausgestellt hat? Meiner Meinung nach mit Fragen, denn auch während des Spielens stellen sich einige davon. Beispiele solcher Fragestellungen sind zum Beispiel weshalb man das Videospiel dennoch weiterspielt, welche persönlichen Erwartungshaltungen nicht erfüllt werden konnten, wieso es zusammengefasst nur okay ist und was bei einer so optimal klingenden Ausgangslage wie bei Minecraft Dungeons eigentlich passiert ist, um zu einem solch ernüchternden Resultat zu kommen.
Minecraft Dungeons gehört zum Genre der Dungeon Crawler und wie man es sich von einem Videospiel des Genres erwartet, steht das Kämpfen und Erkunden in zufallsgenerierten Level im Vordergrund. Gleichzeitig sammelt man dabei Erfahrungspunkte zwecks Aufstiegs des eigenen Charakters, Münzen zum Kauf diverser Gegenstände bei Händlern und ebenso zufallsgenerierte Ausrüstungsgegenstände zur Verbesserung der eigenen Ausrüstung. Zur Auflockerung gibt es dort weitere für das Genre typische Elemente wie Fallen, Endgegner und Truhen mit verschiedensten Belohnungen. Darüber gezogen ist, beziehungsweise als Rahmen gibt es die einfach gehaltene Geschichte im Minecraft-Universum und hinsichtlich Funktionsumfang wird das Videospiel vom kooperativen Modus für vier Spieler, der sowohl Online als auch Lokal funktioniert, vervollständigt. Damit ist Minecraft Dungeons auch schon relativ gut zusammengefasst, auch wenn dieses Mal die Erklärung für meine Verhältnisse ungewohnt nüchtern klingt. Dieser mitschwingende emotionslose Unterton ist bewusst gewählt, da er meine Spielerfahrung mit dem Videospiel widerspiegelt, denn ich habe den Titel relativ rasch als schlichtweg nur okay empfunden.
Trotz dessen habe ich es mir über mehrere Tage hinweg immer wieder auf dem Sofa gemütlich gemacht und in mehreren Intervallen von je etwa einer Stunde, nach und nach die unterschiedlichen Level absolviert. Dabei zu meinem Spielstil passende Ausrüstung gesucht, nach etwa fünf bis sechs Stunden Spielzeit die Geschichte abgeschlossen und am Ende den nächsthöheren Schwierigkeitsgrad mit mehr sowie anderen Belohnungen in Form von Gegenständen für meinen Charakter freigeschaltet. Die erste wichtige Frage dieses Essays ist nicht warum ich nach dem ersten Durchspielen nicht mehr weitergespielt habe, sondern warum ich trotz fehlender Euphorie beim Spielen von Minecraft Dungeons überhaupt bis zum Ende der Geschichte gespielt habe. Mit ein paar Tagen Abstand lässt es sich am einfachsten damit erklären, dass ich innerlich hoffte, dass sich vielleicht im Verlauf des Videospiels mein Eindruck von nur okay bessert, was jedoch leider nicht passiert ist, egal wie sehr ich es auch bei jedem Start eines Levels gehofft habe.
Um diese Hoffnung besser zu verstehen, hilft es meine Erwartungshaltung an den Titel zu verstehen beziehungsweise zu erklären. Obwohl meine eigene Spielzeit mit Minecraft gering ist, mag ich die zugrundliegenden Konzepte, selbst Dinge herzustellen und damit gleichzeitig die in meinen Augen hübsche blockige Videospielwelt zu erkunden, doch sehr. Videospiele aus dem Genre der Dungeon Crawler sagen mir hinsichtlich der Basis-Videospielmechaniken zu und ich verbinde mit Vertretern des Genres äußerst positive Erinnerungen an etliche durchgespielte Nächte. Gleichzeitig auch das sich rasch einstellende Gefühl der Befriedigung durch die sich stetig wiederholende Schleife von Finden besserer Ausrüstung, den damit dann effektiveren Besiegen von Gegnern, um erneut besseres Equipment zu finden und so weiter. Meine Hoffnung an Minecraft Dungeons war, dass der Titel für mich genau diese Erinnerungen wieder zu einer Realität werden lassen kann und auch das Beste aus beiden Bereichen, Minecraft und dem Genre der Dungeon Crawler, kombiniert. Genau daran scheitert Minecraft Dungeons jedoch.
Diesen Gedanken möchte ich beim Faktor Minecraft weiterspinnen. Im Namen selbst steht schon ein wichtiger Teil davon, nämlich das Crafting, das Herstellen von Gegenständen aus gesammelten Ressourcen. Was in Minecraft unterschiedlichste Werkzeuge, Hilfsmittel oder das Veredeln von Ressourcen darstellt, hätte in Minecraft Dungeons das Herstellen von Waffen oder anderer Ausrüstung sein können. Traurigerweise gibt es in diese Richtung jedoch nichts, also so gar nichts. Jegliche Waffen und Ausrüstungsgegenstände werden entweder von Gegnern in den unterschiedlichen Leveln fallen gelassen, man findet manches in den selten über die Bereiche verstreuten Truhen, bekommt nach Beendigung eines Levels einen zufälligen Ausrüstungsgegenstand oder kann mit den Münzen bei einem der beiden Händler eine Kiste mit zufälligen Inhalt kaufen. Im Prinzip basiert das ganze Basiskonzept des Videospiels auf Zufälligkeit und wenn man nicht durch Glück etwas bekommt, was zum eigenen Spielstil passt, dann hat man schlichtweg Pech gehabt. Mir ist bewusst, dass Minecraft Dungeons einen stark vereinfachten Ansatz hinsichtlich vieler Videospielmechaniken verfolgt, aber durch das Weglassen der Möglichkeit selbst Waffen mit entsprechenden Ressourcen herzustellen und stattdessen jeden Gegenstand zufällig zu genieren, fehlt dem Videospiel die elementarste Komponente eines Videospiels aus dem Minecraft-Universum.
Setze ich diesen Gedanken hinsichtlich des Genres Dungeon Crawler fort, ist es sehr ähnlich. Die primäre Motivation bei Videospielen dieses Genres ist die Kombination aus dem permanenten Verbessern des Charakters durch gefundene oder erworbene Waffen und Ausrüstungsgegenstände, welche spezifisch die Fähigkeiten der Klasse des eigenen Charakters unterstützen sowie ergänzen. Bedeutet, dass man immer die besten Dinge für seinen Krieger, seinen Zauberer oder Fernkämpfer sucht. Bedeutet aber auch, dass man stetig optimiert und Vorteile als auch Nachteile wechselseitig aufwiegt. Und es bedeutet auch, dass man sich regelmäßig ärgert, wenn man eine gute Waffe für einen Krieger findet, aber in diesem Moment gerade am Speicherstand seines Zauberers spielt. Es ist dieses Gefühl der sprichwörtlichen Karotte vor der Nase, dem Gedankenspiel Was Wäre Wenn und auch wenn im konkreten Moment die Situation ungerecht wirkt, motiviert das Wissen der Möglichkeit einen solchen Gegenstand zu finden doch ungemein. Minecraft Dungeons scheitert hier erneut am vereinfachten Ansatz, denn es gibt keine unterschiedlichen Klassen und jeder Charakter ist abgesehen vom Aussehen gleich. Die Wahl der Klasse und des eigenen Spielstils erfolgt indirekt und minimalistisch über die im Spiel gefundenen Waffen und Ausrüstungsgegenstände, die sich jedoch allesamt gleichzeitig sehr generisch und als nicht besonders anfühlen.
Die von Minecraft Dungeons vehement umgesetzte Vereinfachung von Videospielmechaniken ist per se nichts Schlechtes und ich selbst bin jemand, der sich in den letzten Jahren häufig an immer komplexer werdenden Videospielen gestört hat. Am Ende ist aber die Frage welche Teile man wie weit vereinfachen sollte. In vielen isoliert betrachteten Bereichen finde ich großen Gefallen an der Art wie Minecraft Dungeons hier vorgeht, aber durch das Eliminieren der beiden relevantesten Komponenten von Minecraft und dem Genre Dungeon Crawler, hat sich Minecraft Dungeons jeglicher relevanter Alleinstellungsmerkmale selbst beraubt. Was überbleibt ist ein Videospiel was weder schlecht noch gut ist, es ist leider einfach nur okay.
Gespielt wurde Minecraft Dungeons auf einer Xbox One S. Entwickelt wurde der Titel teils vom schwedischen Entwicklungsstudio Mojong Studios und dem britischen Entwicklungsstudio Double Eleven. Vertrieben wird das Videospiel vom amerikanischen Publisher Xbox Game Studios, einer Abteilung innerhalb von Microsoft. Das Videospiel ist für den PC, Nintendo Switch, PlayStation 4 und die Xbox-Plattform erhältlich. Digitale Bezugsmöglichkeit ist der Microsoft Store (Xbox und Windows 10 PC-Direktkauf), der PlayStation Store (PlayStation AT Direktkauf) und der Nintendo Store (Switch AT Direktkauf). Codes für den Download für die Version auf der Xbox sowie Windows 10-PCs sind unter anderem bei Amazon (Codes*) erhältlich. Preislich liegt das Videospiel je nach Edition bei etwa 20 bis 30 Euro.