Change

Dies ist jetzt der fünfte Anlauf für den ersten Absatz dieses Beitrags über Veränderung. Verschiedene Ansätze mit blumigen Umschreibungen und Metaphern habe ich versucht, für mich hat aber keiner dieser Gedanken gut, passend oder ehrlich geklungen. Deswegen die Entscheidung, dass ich es simpel halte und einfach direkt auf den Punkt komme, konkret den Auslöser für diesen Beitrag. Vor einigen Wochen habe ich auf einem sozialen Netzwerk eine private Nachricht von jemanden erhalten. Inhalt war, dass sich der Verfasser der Nachricht über den Stil, sowie über die Inhalte der letzten Wochen und Monate monierte und aufgrund dessen auch von mir persönlich enttäuscht ist. Das Fazit der Nachricht war, dass ich mich im Gegensatz zu früher verändert habe und diese veränderte Art nicht gefällt. Ich habe diese Rückmeldung zur Kenntnis genommen und wusste anfangs nicht wirklich was ich damit anfangen soll. Am Ende habe ich ungewollt einige Zeit über die Kernaussage nachgedacht, dabei unter anderem selbst reflektiert und entschieden teilweise meine Gedanken dazu in schriftlicher Form festzuhalten.

Mein erster Beitrag auf diesem Blog wurde vor elf Jahren im Juni 2009 veröffentlicht und vergleiche ich frühere mit aktuellen Texten, dann ist eine große Veränderung nicht von der Hand zu weisen. Dies betrifft sowohl den sprachlichen Stil, den grundlegenden Inhalt, meine Perspektive und auch die Themenwahl. Dies ist aber nicht sonderlich verwunderlich, denn in diesen elf Jahren hat sich vieles verändert. Die Videospielindustrie, meine berufliche Lage, das nähere Umfeld von mir, im Prinzip die gesamte Welt und natürlich auch ich. Was der Blog inhaltlich darstellen soll ist mein persönlicher Umgang, mein Zugang und mein Verständnis zum Thema Videospiele und diese Elemente sind für mich heute komplett anderes als vor elf Jahren. Um noch einen Schritt weiter zu gehen, behaupte ich auch, dass sich mein Umgang mit meinem liebsten Hobby mittlerweile von Monat zu Monat, von Videospiel zu Videospiel und von Plattform zu Plattform laufend verändert. Die relevante Information dabei ist jedoch, dass die hier veröffentlichten Texte nie eine neutrale Sichtweise einnehmen, sondern immer eine persönliche Perspektive von mir darstellen. Ich habe vor ein paar Jahren entschieden die Inhalte hier möglichst unabhängig und losgelöst von aktuellen Trends und anderen Meinungen zu veröffentlichen, ich möchte meinen Bezug als auch meine Gedanken zum Themenkomplex Videospiele festhalten. Wenn ich auf die letzten paar Monate bis Jahre zurückblicke und die Überschriften im Archiv lese, dann bin ich der Meinung, dass mir diese von mir getroffene Grundsatzentscheidung eigentlich ganz gut geglückt ist.

Waren es in den ersten Jahren kürzere einfache bunt durchgewürfelte Texte über Videospiele, Veranstaltungen und auch Inhalten, die durch Kooperationen mit der Videospielindustrie entstanden sind, auch getrieben durch den Umstand meiner eigenen aktiven Rolle in dieser, habe ich nach und nach meine Nähe zu dieser reduziert und versucht eine inhaltliche Nische für mich zu finden. Diese sollte für mich funktionieren und gleichzeitig einen kreativen Ausgleich darstellen. Meine Motivation war primär ein Ventil für meine persönlichen Gedanken zu schaffen, welches mich sowohl geistig fordert, eine persönlich befriedigende Komponente hat und im optimalen Fall auch andere Personen an meiner Gedankenwelt beteiligt sowie unterhält. Mit jedem Text schärfte sich dieser Fokus und durch stetige Veränderungen in meinem Leben hat sich auch mein Umgang mit diesem Hobby, mit Videospielen und der Videospielindustrie, verändert.

Bis kurz vor dem ersten Beitrag auf diesem Blog nutzte ich ausschließlich einen Windows-PC zum Spielen von Videospielen. Aufgrund der aus meiner Sicht vorhandenen Nachteilen der Plattform, entschied ich damals mit der Einführung der Original Xbox komplett ins Lager der Videospielkonsolen zu wechseln, mit allen damit einhergehenden Konsequenzen. Ich hatte neben der Original Xbox, später der Xbox 360 und bis hin zur Xbox One jahrelang keine andere Videospielkonsole und dies merkte man auch bei der Auswahl an Videospielen, die ich im Laufe der Jahre inhaltlich verarbeitet habe. Lange Zeit war dies für mich auch okay und ich lernte auch die Vorzüge von vorgegebenen Plattformen im Bereich Videospiele zu schätzen. In den letzten Jahren entwickelte ich aber ein immer stärkeres Interesse an Titeln von kleineren Indie-Entwicklungsstudios sowie eher experimentellen Zugängen zum Medium. Dieses Segment von Videospielen findet jedoch auf Videospielkonsolen defacto nicht statt, sondern im Prinzip rein auf Windows-PCs beziehungsweise wird dort vorangetrieben. Aufgrund dieser Tatsache, auch in Kombination mit einer gewissen Begierde an einigen Titeln auf Windows-PCs dominanten Genres und der Verfügbarkeit von Diensten wie dem Xbox Game Pass für Windows-PCs, bin ich dieser Tage dabei, ein für Videospiele geeignetes System anzuschaffen. Eine sehr bald anstehende Veränderung für mich, welche gepaart mit der Entscheidung, in den nächsten ein bis drei Jahren keine neue Videospielkonsole anzuschaffen, spürbare Auswirkungen in meinem Umgang mit dem Medium und damit natürlich auch diesen Blog haben wird.

Aber auch rückblickend in meiner kleinen Welt der Videospiele auf Videospielkonsolen gab es Veränderungen hinsichtlich meiner Bevorzugung diverser Genres. Ich dachte, dass ich vor einem Jahrzehnt schon relativ festgefahren hinsichtlich meiner favorisierten Art von Videospielen war bzw. bin, aber durch die immer häufigeren grundlegenden Weiterentwicklungen in der Videospielindustrie, gab es hier ebenso Veränderungen. Waren es ganz zu Beginn Shooter, platzierten sich nach und nach die beiden Genres Action-Adventure und Rennspiele über einen längeren Zeitraum sehr dominant bei mir. Mittlerweile hat sich bei mir eine Vorliebe für 2D-Plattformer und ins besonders dem Subgenre der Metroidvanias entwickelt, ich bin aber auch heute sehr viel offener gegenüber mir neuen sowie unbekannten Videospielerfahrungen. Die Gründe dahinter sind zum einen natürlich die Verschiebung persönlicher Prioritäten, was am Ende stark in einer Veränderung hinsichtlich meiner zur Verfügung stehenden Zeit resultierte sowie der Tatsache, dass sich einige von mir favorisierte Videospiele zu langjährigen Videospiel-Serien entwickelten und sich die regelmäßigen Ableger dieser in für mich immer weniger passende Richtungen entwickelten.

Am relevantesten für mich ist aber meine eigene Veränderung. Als ich 2009 mit diesem Blog begonnen habe, war ich 25 Jahre alt und habe gerade meine ersten Jahre in der Berufswelt erlebt. Keine ungewöhnliche Sache, aber für mich rückblickend ein sehr relevanter Moment in meinem Leben. Nicht wegen dem Thema Job, auch wenn man sehr viel Zeit seines Lebens dort verbringt, sondern mehr mit dem damit einhergehenden Wechsel vieler Dinge und der eigenen Lebenssituation. Langjährige Freunde verschwanden von der Bildfläche, neue Freundschaften entstanden, mehr Verantwortung wurde übernommen und vieles um mich herum habe ich irgendwann aus einem anderen Blickwinkel als früher wahrgenommen. Es folgten im Laufe der Zeit zwei Jobwechsel, Beziehungen änderten sich sowie die Gefühle Angst und Freude wechselten sich oft unerwartet ab, während ich versuchte alles unter einen Hut zu bringen. Mich haben diese Jahre persönlich verändert, dies hat meinen Zugang zum Hobby Videospiele verändert. Es kann sein, dass ich anfangs einen Drang hatte in meiner Jugend bleiben zu wollen und dies unter Umständen unbewusst inhaltlich in Texten reflektiert habe, aber dieser Drang oder der gar idealistische Traum des Nicht-Veränderns ist seit einigen Jahren definitiv Vergangenheit oder kurz gesagt der Realität gewichen.

Ehrlich gesagt finde ich den Begriff Veränderung in einem solchen Kontext falsch und ich bevorzuge den Begriff Entwicklung. Jegliche Veränderung in meinem Leben hat zu meiner Entwicklung beigetragen und dies schlägt sich in quasi nahezu allen Bereichen meines Lebens nieder. Manche dieser Entwicklungen waren schmerzhaft, viele davon anstrengend, aber keine davon unwichtig. Blicke ich auf die letzten sechs Monate meines Lebens zurück, hat sich innerhalb kurzer Zeit sehr viel bei mir verändert und gleichzeitig aber auch die komplette Welt aus meiner eigenen Perspektive. Und diese Veränderungen und die daraus resultierenden persönlichen Entwicklungen empfinde ich als etwas wichtiges, denn nur daran kann man als Mensch wachsen. Zu Beginn dieses Essays habe ich die Motivation für diesen Blog als kreatives Ventil für meine persönliche Gedanken zum Medium Videospiele beschrieben und dies erklärt meiner Ansicht nach ganz gut, warum sich die hier veröffentlichten Inhalte in den nächsten Jahren immer wieder ändern werden. Ob jeder Leser diese stetige Veränderung gut finden wird? Vermutlich nicht und irgendwie habe ich auch mit Stand heute wirklich eine Meinung dazu, denn am Ende ist es mir aufgrund besagter Motivation für den Blog irgendwie, naja egal. Warum es mir wichtig ist diese Gedanken niederzuschreiben? Weil es für mich eine Art der Transparenz darstellt und gleichzeitig mich die nächsten Jahre daran erinnern soll, weshalb ich so gerne in einem zweiwöchentlichen Rhythmus Texte veröffentliche.

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