Nach dem Vorgänger mit dem Beititel Origins nehmen die Spielhelden rund um Rayman ein 100 Jahre andauerndes Nickerchen. Währenddessen befallen Albträume die Heimat der Schläfer. Als Rayman dann erwacht, erwartet ihn und seine Heldenkollegen ein neues Abenteuer, denn es gilt die Ordnung im Universum wiederherstellen. Sie reisen durch fünf Welten, besiegen dabei legendäre Gegner und … ach so ein Bullshit. Niemand spielt Rayman Legends wegen der Geschichte oder wegen der Rettung der Kleinlinge (im Englischen Teensies). Warum man es spielt? Rayman Legends treibt die aus dem Vorgänger gewohnte Perfektion in jeglichen Belangen auf die Spitze und platziert sich zurecht als Referenz der modernen klassischen Jump ’n’ Runs.
Die Steuerung sitzt, es sieht hübsch aus, die Anzahl der Level ist mehr als ausreichend, diese bieten Abwechslung am laufenden und musikalischen Band, es gibt einen (lokalen) Koop-Modus und das wichtigste, es macht einfach irrsinnig viel Spaß. Es wird nichts neu erfunden oder revolutioniert. Was Rayman Legends macht, dass macht es auf einem so hohen Niveau, dass die Nutzung jeglicher halblustiger Wortspiele zur Beschreibung der Qualität unangebracht wären. Wer auch nur annähernd irgendetwas mit Plattformern anfangen kann, kommt nicht an Rayman Legends vorbei. Einen Beitrag über ein quasi perfektes Spiel zu verfassen ist sinnlos, da es eine reine Ausführung von Lobeshymnen wäre.
Keinen Beitrag zu verfassen wäre aber ebenso falsch. Was fehlen wird ist die Lobhudelei und Kaufempfehlung, denn beides wurde bereits ausreichend vermittelt. Viel spannender für mich ist die Frage, warum und wie Rayman Legends funktioniert. Eine eigentlich dumme Frage, deren Antwort die Summe der Einzelkomponenten ist. Aber was wäre, wenn ich mich für eine einzige Komponente entscheiden müsste. Was ist für mich das Besondere an dem Spiel? Die Zugänglichkeit und damit indirekt der Schwierigkeitsgrad, was auch gleichzeitig den größten Fortschritt im direkten Vergleich zu Rayman Origins darstellt.
Spätestens seit Nintendo mit der Wii den auf die Verkaufszahlen positiven Einfluss der Erweiterung der Zielgruppe demonstriert hat, gilt dies als primäres Ziel. Einer der wichtigsten Punkte der Lösung lautet Zugänglichkeit. Bei Rayman Legends wird dies mit einem reduzierten Startpreis von etwa 45 Euro und dem Schwierigkeitsgrad gelöst. Der Spieler kann diesen selbst bestimmen, ohne sich in eine Schubladen („Leicht, Mittel, Legendär oder U1tra L3g3ndär“) stecken zu müssen oder auf eine dynamischen Algorithmus des Spiels vertrauen zu müssen. Trotz des Verzichts deckt Rayman Legends die komplette Palette nach oben sowie unten ab und spricht damit alle Spieler unabhängig des Könnens und der Erfahrung mit Videospielen an.
Der grundlegende Schwierigkeitsgrad kann als leicht fordernd beschrieben werden, stellt aber aufgrund sehr häufiger Checkpoints und unendlich vieler Leben selbst für Neulinge kein Problem dar. Gleichzeitig befreit man quasi im Vorbeigehen genügend Teensies, um einen stetigen Fortschritt zu erleben und nicht frustriert an einer Stelle hängen zu bleiben. Nach etwa fünf Stunden hat man die Endgegner besiegt und sieht den Abspann über den Bildschirm flimmern. Anspruchsvoller wird es jedoch, wenn man versucht alle Teensies, sowie die für einen Goldpokal erforderliche Anzahl an Lums (vergleichbar mit den sonst für das Genre typischen Münzen) in jedem Level einzusammeln. Hier dreht der Schwierigkeitsgrad spürbar noch oben und die Hassliebe vom Spieler zum Controller steigt deutlich. Positiv anzumerken ist jedoch, dass es nie am Controller oder am Spiel liegt, sondern immer am Spieler selbst und dieser sich auch dessen bewusst ist. Was man davon hat trotz durchgespielten Spiel noch weitere Teensies zu befreien? Es werden Herausforderungen für bereits absolvierte Level freigeschaltet, bei denen der Schwierigkeitsgrad praktisch als unmenschlich schwer eingestuft werden kann, aber dabei nicht unfair wird. Zumindest nicht so unfair, dass man freiwillig eine oder zwei Stunden an einer Zeitherausforderung spielt, die in Wirklichkeit in weniger als 40 Sekunden beendet werden kann und soll. Die Belohnung? Weitere Teensies, weitere Level und die Genugtuung besser als das Spiel zu sein. Zumindest bis zum nächsten Level, der wieder etwas schwerer ist als der Level zuvor.
Die Steuerung sitzt, Rayman Legends sieht hübsch aus und es macht einfach irrsinnig viel Spaß. Es wird nichts neu erfunden oder revolutioniert. Was Rayman Legends macht, dass macht es auf einem extrem hohen Niveau. Das klingt nach einer Wiederholung? Das ist es auch, denn Rayman Legends ist eine bessere Wiederholung von Rayman Origins und gleichzeitig einer der Pflichttitel der noch aktuellen Konsolengeneration.
Gespielt wurde eine von Ubisoft zur Verfügung gestellte Reviewversion auf der Xbox 360. Rayman Legends ist seit Ende August für quasi alle Plattformen (Xbox 360, PlayStation 3, PC, Wii U, PlayStation Vita) erhältlich und wechselt für etwa 45 Euro den Besitzer (Amazon*).