Bulletstorm

Als ich am 21. Februar die deutsche PEGI Version von Bulletstorm im Briefkasten fand (zum Tweet), wollte ich den Brutalo-Shooter aus dem Hause People Can Fly bzw. Epic Games eigentlich verlosen oder verschenken. Neben der Tatsache, dass ich mit dem Genre nicht wirklich viel anfangen kann, war es vielleicht die extrem aggressive (aber doch irgendwie gelungene) Werbekampagne (z.B.: die spielbare Duty Calls Demo, ein von der Halo Werbekampagne inspirierte Trailer oder der rasante TV Spot) oder die beigepackte Gears of War 3 Beta, durch die meine Erwartungshaltung deutlich nach unten gedrückt wurde.

Damit wäre dieser Beitrag auch schon wieder am Ende, wenn da nicht diese liebe Wörtchen wenn wäre. Obwohl die Demo schon einen eher ernüchternden Eindruck hinterlassen hatte, legte ich unter nicht mehr genau rekonstruierbaren Umständen die DVD in das Laufwerk der Konsole meiner Wahl, um wenige Sekunden später die Introsequenz über den Bildschirm flimmern zu sehen. Dies war gleichzeitig der Beginn einer unerwarteten Achterbahnfahrt, die mich förmlich dazu zwang weiterspielen, bis ich einigen Stunden später (mit hochgezogenen Mundwinkeln) die Endsequenz auf dem Flachbildfernseher sah und erschöpft, aber auch zufrieden, in meinen Sessel sank.

Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass ich ein äußerst friedfertiger Mensch bin und ausufernde Gewaltdarstellung eher nicht auf der Liste meiner All Time Favorites stehen. Trotzdem wurde ich aber während der etwa sieben Stunden langen Kampagne unheimlich gut unterhalten und versuchte auf möglichst kreative und vielfältige Art die unterschiedlichen Gegner ins Jenseits zu befördern. Zusammen mit dem Motto des Spiels („Kill with Skill“) sowie der wirksamen Medienberichterstattung (siehe folgende Google Suche) drängt sich jetzt wohl die Frage auf, wie denn das alles zusammen passen soll (und nein ich habe nicht die verstümmelte geschnittene USK Version gespielt).

Der wohl spannende Punkt bei der Diskussion ist die Sache mit der Gewalt und deren Darstellung. Es wird auf Teufel komm raus getötet und je kreativer man den Gegner eliminiert, desto mehr Punkte erhält der Spieler („Kill with Skill“), um diese dann bei Versorgungskapseln gegen Munition sowie Waffenupgrades einzutauschen. Dabei spritzt mehr Blut als in so manchen Hollywood Blockbuster und die erzielten Punkte blinken wie verrückt am Bildschirm auf. Aber Bulletstorm macht hier etwas anders, es überzeichnet und das überdeutlich. Das geht sogar soweit, dass sich das Spiel nicht mal selbst ernst nimmt und der bewertete Realismusgrad auf einer Skala von 1 bis 5 wohl bei -8 liegen müsste. Bulletstorm ähnelt hier einem Ausflug in einem Vergnügungspark (ebenfalls unterhaltsam und weit weg von der Realität) und die in den Medien verwendeten Formulierungen wie „Tötungssimulation“ oder „das schlimmste Videospiel der Welt“ passen meiner Meinung nach eher zu sogenannten „realistischen“ Spielen wie Call of Duty, Battlefield oder Medal of Honor als zu Bulletstorm.

Trotz dieser Fokussierung gibt es auch eine Story, die witzigerweise für ein solches Spiel sogar eher gelungen ist. Natürlich handelt es sich um keinen Plot der einen Oscar gewinnen würde, aber dank einiger unerwarteter Twists ist nicht alles sofort vorhersehbar. Gleichzeitig mit dem Ende der Kampagne kommt aber leider auch bereits das Ende des Spiels, denn hier verhält es sich sehr ähnlich wie bei der bereits als Metapher eingesetzten Achterbahnfahrt: Die erste Runde macht unheimlich viel Spaß, welcher einem aber in der zweiten Runde nicht wirklich überkommt. Dies mag zwar auf auf viele andere Spiele zutreffen, aber die Jungs von People Can Fly versuchen den Spieler immer und immer wieder (fast schon zwanghaft) in den gleichen Achterbahnwagen setzen.

Da gibt es zum Beispiel die Echos, in welchen man Spielabschnitte aus der Kampagne erneut absolviert. Dabei geht es auf Zeit und Punkte um komische Sterne zu sammeln und sich gleichzeitg eine möglichst gute Platzierung in der Rangliste zu sichern. Klingt nicht wirklich spannend oder unterhaltsam und ist es auch tatsächlich nicht. Der richtige Mehrspielermodus (der stark an eine Mischung aus Serious Sam, der Kampagne und dem Horde Modus von Gears of War erinnert) macht es leider auch nicht wirklich besser. Mit bis zu vier Spielern versucht man Wellen von Gegner möglichst kreativ zu töten um dabei ein vorgeschriebenes Punktelimit zu erreichen. Ist dieses Ziel erreicht kommt die nächste Welle an Gegner ,die zum einen stärker sind und gleichzeitig noch kreativer ins Jenseits befördert werden müssen, da natürlich auch das Punktelimit mit jeder Welle angehoben wird.

Bullestorm (PEGI) (Amazon* Link) macht auf eine gewisse Art Spaß und ist definitiv ein gelungenes Einzelspieler Spiel für Erwachsene. Trotz extrem bunter Grafik werden auf den Next-Gen Konsolen neue grafische Maßstäbe gesetzt, die wohl erst von Gears of War 3 übertroffen werden. Die extrem übertrieben Gewaltdarstellung, sowie der derbe Humor lassen das Spiel wie ein verfrühtes Duke Nukem Forever wirken, welches sich wie ein auf Gears of War getrimmtes Serious Sam spielt.

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