Normalerweise versuche ich soweit es möglich ist absolut keinen Bezug zu aktuellen Themen in meinen Beiträgen zu haben. Normalerweise versuche ich mit meinen Texten eine in sich geschlossene Geschichte zu erzählen, im Regelfall auf inhaltlicher sowie sprachlicher Ebene. Normalerweise versuche ich zu unterhalten, manchmal zu überraschen sowie zum Nachdenken anzuregen. Normalerweise veröffentliche ich zwei Texte pro Monat, einen zu einem Videospiel und den anderen zu einem generellen Thema mit Bezug zu Videospielen. Die letzte Sache ist wohl das einzige was normal bei diesem Beitrag ist, denn der Rest ist ungewohnt. Aber ungewohnte Texte sind in ungewohnten Zeiten wohl das Normalste, denn am Ende stellt sich die Frage was ist eigentlich noch normal. Die Viruserkrankung COVID-19 hat sich im März 2020 zu einer weltweiten Pandemie entwickelt und hat unser tägliches Leben verändert. Es wurden von den Regierungen der Welt erforderliche einschneidende Maßnahmen ergriffen und seit etwa vier Wochen versuchen wir alle mit massiv reduzierten sozialen Kontakten, der Einhaltung aller Auflagen bei Bewegung im öffentlichen Raum sowie mit so weit wie möglich zu Hause bleiben, die Geschwindigkeit der Ausbreitung des Virus zu verringern. Dieses bewusste physische Distanzieren scheint momentan die effektivste Maßnahme hierfür zu sein, dieses explizite Abstand voneinander halten änderte bereits unsere Gewohnheiten kurzfristig und wird es auch nachhaltig tun. Darum soll es aber eigentlich gar nicht gehen, aber es hilft vielleicht, um zu einem späteren Zeitpunkt oder vielleicht auch heute meine Gedanken hinter diesem Beitrag zumindest etwas zu verstehen. Was nämlich folgt, ist meine nicht zusammenhängende Auflistung an Möglichkeiten als Videospieler und Fan von Popkultur in Zeiten des physischen Abstands voneinander mit Freunden und Gleichgesinnten eine soweit es möglich ist gemeinsame gute Zeit zu verbringen, zumindest ist es das was ich momentan mache und mir auch in während dieser ungewohnten Zeit hilft.
Videospiele funktionieren irgendwie für mich immer. Also nicht jeder Titel in jeder Stimmung, aber meine Sammlung ist dank verschiedenster Abonnements und Services mittlerweile so umfangreich, dass ich eigentlich immer etwas finde, um mich einfach ablenken zu können. Sei es eine Partie Dead Cells auf einer einfachen Schwierigkeitsstufe, ein paar zufällige Rennen in Forza Horizon 4 oder das Erledigen von generischen Nebenaufgaben in Assassin’s Creed Odyssey. Die Formulierung der Auflistung deutet es an, dass es manchmal schlichtweg darum geht etwas zu spielen, ohne dabei viel nachdenken zu müssen. Gerne Videospiele mit sich wiederholenden Aktivitäten, gerne Titel bei denen bereits trainierte Abläufe fast automatisch abgespult werden. Eine solche Grundbelastung ist optimal, um mit digitalen Bekanntschaften und auch Freunden gemeinsam einen Abend im Gruppen-Sprachchat der jeweiligen Plattform oder auf Discord zu verbringen. Es geht dabei gar nicht darum etwas gemeinsam zu spielen, es ist komplett irrelevant wer was spielt, aber es ist eine angenehme Ausgangsbasis für einen nicht zielgerichteten Gesprächsverlauf ohne wirklich spezifisches Thema während jeder etwas spielt. In Zeiten, in denen manchmal der Wunsch der zeitweisen eigenen geistigen Zerstörung häufiger ist als sonst, ist es eine doch sehr schöne Sache. Einfach Videospiele spielen und einfach belanglos reden, ohne sich allzu viel Gedanken über andere Dinge zu machen.
Manchmal ist jedoch die Motivation in Videospielen etwas weiter zu bringen, etwas voran zu kommen, etwas auszuprobieren oder neue Erfahrungen in einem Titel zu machen höher als die des einfachen Zeitvertreibs. Mein bevorzugtes Hilfsmittel der Wahl hierbei ist die Gruppensuche auf der Xbox-Plattform, welche sowohl auf der Videospielkonsole als auch auf Windows 10-PCs vorhanden ist. Einfach die Funktion auf der gewünschten Plattform anwählen und dann entweder eine eigene Suche initiieren oder die bestehenden Suchen nach persönlichen Vorlieben filtern und im besten Fall mit Gleichgesinnten direkt in die Gruppen-Sprachchat sowie das Videospiel starten. Meine Erfahrungen damit in den letzten Wochen waren schlichtweg großartig, weil ich innerhalb kürzester Zeit jemanden gefunden habe, meine Mitspieler durch die Bank freundlich sowie hilfsbereit waren und es eine nette Abwechslung war gemeinsam mit fremden Personen mit dem gleichen Interesse und Ziel abends ein paar Stunden zu verbringen. Videospiele die ich dadurch wieder oder auf eine Art erlebt habe: Sea of Thieves, Gears 5 und Bleeding Edge. Quasi eine gemeinsame fokussierte andere Erfahrung mit Bezug zu einem Videospiel, wodurch man schön aus der eigenen Blase ausbrechen kann, dennoch im eigenen Interessensgebiet unterwegs ist und etwas ungewohntes erlebt.
Etwas anders, aber vom Grundprinzip ähnlich effektiv haben sich virtuelle Filmabende mittels der Streaming-Dienste Netflix, Amazon Prime als auch Disney+ herauskristallisiert. Das Konzept ist einfach, denn es wird einfach physisch getrennt gleichzeitig derselbe Film angesehen und danach mittels Gruppen-Textchat in einer Messenger-Anwendung oder Gruppen-Sprachchat beim Anbieter des Vertrauens über das gerade Gesehene diskutiert. Für mich und meine Filmrunde hat es sich dabei als praktikabel und spannend herausgestellt, wenn die Grundregeln für Cineasten eingehalten werden. Bedeutet konkret, dass während des Films keine Kommunikation stattfindet, jeder in der Runde mit voller Aufmerksamkeit den Film verfolgt und die Auswahl des Films abwechselnd erfolgt. Gerne ungewöhnliche Filme, manchmal experimentelle Werke, sprich eine bewusste Auswahl von ungewohnten um eine reizvolle Basis für das Gespräch um Nachgang zu haben. Das Resultat? Man sieht einen Film, den man sich vermutlich sonst nicht angesehen hätte und diskutiert manchmal länger als der Film überhaupt gedauert hat. Vom Effekt und dem Gedanken wie ein gemeinsamer Abend mit Freunden im Kino, aber halt leider ohne große Leinwand, aber zumindest mit einem ähnlichen sozialen Anspruch hinsichtlich der Erfahrung, aber leider auch nur mit einem virtuellen Anstoßen beim Getränk und Gespräch nach dem Ende des Abspanns.
Eine für mich überraschende, aber nach etwas Grübeln gar nicht so unlogische Thematik, ist die Sache mit Videotelefonie beziehungsweise Videochats. In Zeiten der physischen Distanz ist zumindest bei mir die Frequenz sowie Dauer meiner Nutzung von Skype und Discord deutlich gestiegen. Neben dieser Tatsache aktiviere ich und mein oder auch meine Gesprächspartner fast durchgehend die Webcam bei Gesprächen. Inhaltlich gibt es dafür keine zwingenden Gründe, aber es fühlt sich einfach besser an, wenn man vertraute Gesichter sieht, wenn man die Emotionen anhand der Gesichtssprache erkennt und dadurch aus einem Gespräch eine viel schönere Erfahrung wird. Der Raum in dem sitzt ist nicht aufgeräumt oder die Belichtung nicht optimal? Im Freundeskreis nicht wichtig. Das Schöne dabei ist dann auch die Eigendynamik, die dabei entsteht und als Beispiel fällt mir ein etwa drei Stunden langer Videochat mit zwei guten Freunden ein. Der eine hat am Laptop programmiert, der andere hat sein Notebook mit in die Küche zum Kochen genommen und ich habe mein Smartphone vor den Fernseher platziert, um eine halbe Stunde Fitnessübungen in Ring Fit Adventure zu absolvieren und zu übertragen. Gibt es einen nennenswerten Grund während solch drei unterschiedlicher Tätigkeiten mittels Videochat verbunden zu sein? Absolut nicht, aber wir haben es dennoch gemacht, wir hatten eine gute Zeit und es fühlt sich zumindest ein kleines bisschen wie gemeinsame Zeit mit Freunden an. Zusammengefasst hinsichtlich Kommunikation für mich: Ton ist besser als Text, aber Video ist am Ende doch hinsichtlich virtueller Nähe unschlagbar.
Auf was ist rausmöchte? Eigentlich nichts bestimmtes, außer dass ich, wenn ich auf meine Erfahrungen der letzten Wochen zurückblicke, den Begriff Social Distancing als wirklich merkwürdig doof empfinde und Physiscal Distancing hinsichtlich Begrifflichkeiten bevorzuge. Was am Anfang der Zeit nach einer für mich persönlich nur bedingt einschneidenden Veränderung meines Lebensalltags geklungen hat, hat dann relativ rasch begonnen schlichtweg zu nerven. Und wenn einen etwas nervt, dann sollte man etwas ändern. Genau dies war meine Motivation und die vier Beispiele zeigen unterschiedliche Konzepte, die zumindest für mich die aktuelle Zeit erträglicher machen und meine sozialen Kontakte nicht komplett einschränken und dennoch die derzeit wichtige physische Distanz berücksichtigen. Natürlich gibt es keine universelle Lösung für jedes individuelle Problem eines jeden Menschen und es wird auch so sein, dass manchen kein einziges meiner Beispiele weiterhilft oder zum Denken anregt, aber mit etwas Kreativität und Einsatz entdeckt man meiner Einschätzung nach Möglichkeiten, um sich und sein soziales Umfeld ein angenehmeres Leben in Zeiten des Physical Distancing zu ermöglichen. Auf was ist rausmöchte? Man selbst ist verantwortlich aus seiner Zeit das Beste zu machen, auch in ungewohnten Zeiten.