The Legend Of Zelda: Link’s Awakening

Viele deutschsprachige Texte über Videospiele versuchen einen guten Gesamteindruck des jeweiligen Titels zu vermitteln und im optimalen Fall hat der Leser am Ende des Beitrags alle relevanten Informationen, um eine Kaufentscheidung treffen zu können. Das Verfassen solcher Beiträge erfordert ein gewisses Können und man muss sich mit dem jeweiligen Titel auseinandersetzen, aber solche Texte zu schreiben hat sich zumindest für mich nie so wirklich gut oder auch richtig angefühlt, deswegen mag ich solche Texte auch nicht. Ähnlich verhält es sich mit The Legend Of Zelda: Link’s Awakening, jedoch anders herum. Anders, denn obwohl sich der Titel stark an einem anderen Teil der The Legend of Zelda-Serie orientiert, ist The Legend Of Zelda: Link’s Awakening aufgrund der ursprünglichen Herkunft aus dem Jahr 1993 und für den Game Boy von Nintendo als Plattform sehr anders als vorherige sowie nachfolgende The Legend of Zelda-Ableger. Anders auch, denn das damalige Original war für mich für Jahrzehnte der beste Teil der Serie, eine Sache, die für viele andere Videospieler hinsichtlich der Ableger Ocarina of Time auf dem Nintendo 64 oder Breath of the Wild auf der Nintendo Switch unverständlich ist. Aber Zeiten ändern sich und nach Jahrzehnten habe ich einen neuen Lieblingsteil der Videospielreihe, nämlich das gleichnamige Remake des Action-Abenteuers auf der Nintendo Switch. Die Erklärung weshalb dies so ist, ist eigentlich relativ simpel und dadurch am Ende eigentlich wieder kompliziert und auch anders.

Meine Geschichte mit dem Titel führt in meine Kindheit zurück, konkreter auf mehrere sich jährlich wiederholende Urlaube mit meiner Familie im österreichischen Bundesland Steiermark. Ich habe die genaue Zahl nicht mehr im Kopf, denke aber, dass ich so elf oder zwölf Jahre alt gewesen bin, als ich das erste Mal mit dem Modul für The Legend Of Zelda: Link’s Awakening, meinem Game Boy und einer Tasche voller AA-Batterien in den Sommerurlaub aufgebrochen bin. Ohne genau zu wissen was ich da eigentlich spiele, habe ich mittels klassischen herumprobieren irgendwie den Titel gespielt und bin ehrlicherweise inhaltlich nicht sonderlich weit gekommen. Es war mir aber egal, ich war dennoch gut unterhalten und habe mich im Hochsommer unter der Decke auf der Liegewiese am Badesee verkrochen und stundenlang auf den 160 mal 144 Pixel großen monochromfarbigen nicht hintergrundbeleuchteten LCD-Bildschirm gestarrt.

Dieser Ablauf wiederholte sich in den folgenden Jahren, aber meine Ausstattung wurde immer besser. Die Tasche voller AA-Batterien wurde durch Akkus samt Ladegerät ersetzt, der Game Boy bekam eine montierbare Lupe samt dualer LED-Beleuchtung und irgendwann habe ich meine Eltern überzeugt, dass die Investition in den im Einzelhandel erhältlichen Spieleführer für den Titel, damals die unverfängliche Benennung der von Nintendo selbst veröffentlichten Lösungsbücher, eine sinnvolle ist. Im dritten Urlaubsjahr in der Steiermark und dank der Unterstützung in des Spieleführers schaffte ich es The Legend Of Zelda: Link’s Awakening das erste Mal komplett durchzuspielen. Ich war stolz auf mich, also so richtig stolz und gleichzeitig unzufrieden. Weshalb? Weil es laut dem Spieleführer einen speziellen Abspann gibt, wenn man den Titel durchspielt, ohne ein einziges Mal zu sterben. Mein damals neues Ziel brauche ich wohl nicht weiter auszuführen. Das Resultat war jedenfalls, dass ich im Laufe der darauffolgenden Sommerurlaube und damit über zig Jahre hinweg The Legend Of Zelda: Link’s Awakening mehrfach und immer wieder durchgespielt habe. Wenn ich es in Zahlen beziffern müsste relativ genau drölfzehn Mal, vielleicht auch ein oder zwei Mal öfter und dabei hat sich der Spielablauf, die Geschichte, die Charaktere, die Dungeons, die Nebenaufgabe und auch Geheimnisse der Videospielwelt nachhaltig in mein Gedächtnis eingebrannt.

Weshalb dieser ausführliche Schwenk in meine Kindheit relevant für diesen Beitrag ist? Weil es mit Remakes so eine Sache ist. Viele meiner Erinnerungen an frühere Videospiele sind in der Erinnerung besser als die Titel in Wirklichkeit waren. Remakes können positiv verträumte Erinnerungen zerstören und eine gewissen Enttäuschung zurücklassen. Erst recht, wenn es sich so wie bei The Legend Of Zelda: Link’s Awakening um ein wirkliches 1:1 Remake ohne relevante spielmechanische Anpassungen handelt. Um es aber abzukürzen, weil es nach dem bisherigen Text wohl keine sonderliche Überraschung darstellt, The Legend Of Zelda: Link’s Awakening hat dieses Problem nicht, denn der Titel war 1993 grandios gut und ist es im Jahr 2019 noch immer. Für mich ist dies sehr beeindruckend, denn wenn ein mehr als 25 Jahre altes Videospiel es mit aktuellen Titeln in allen Belangen aufnehmen kann, dann wird einem die damalige schlichtweg meisterhafte Leistung in Sachen Videospiel-Design erst so wirklich bewusst.

The Legend Of Zelda: Link’s Awakening wurde als Remake natürlich für die heutige Zeit in manchen Bereichen wie der Steuerung oder dem Aussehen angepasst, sowie mit einer besseren Karte der Videospielwelt erweitert, aber diese Ergänzungen sind hinsichtlich des Gesamtumfangs sowie der Wirkung des Titels und dem Gefühl welches man als Videospieler während des Spielens hat, nicht wirklich relevant. Es ist einfach die Tatsache, dass vielen damals erstmalig vorhandene Elemente mittlerweile zum Standard in Videospiele geworden sind. Dazu zählt zum Beispiel das mittlerweile oftmals auf die Spitze getriebene Sammeln von irgendwelchen Gegenständen, eine Sache die bei The Legend Of Zelda: Link’s Awakening im Jahr 1993 in Form von sammelbaren Muscheln eingeführt wurde. Es gibt neben der Hauptgeschichte kleinere und größere Nebenaufgaben und auch die mittlerweile für die The Legend Of Zelda-Serie zu einem Standard gewordene Tauschaufgabe, bei der es gilt über den Verlauf des Titels spezielle Gegenstände gegen immer wieder andere Gegenstände bei den unterschiedlichen Charakteren einzutauschen. Und natürlich das interaktive Hilfesystem in Form von Telefonhäuschen in allen Ecken der Videospielwelt, heute ein Standard aber damals fast revolutionär für das Medium.

Ja, ich bin definitiv beeindruckt von The Legend Of Zelda: Link’s Awakening und ich hatte unheimlich viel Spaß das ursprünglich für ein mobiles Gerät gedachte Videospiel nun erneut im mobilen Modus auf der Nintendo Switch zu spielen. Meine positiven Erinnerungen an meine Erlebnisse wenige Zentimeter vor einem 160 mal 144 Pixel großen monochromfarbigen LCD-Bildschirm haben es quasi verlustfrei ins Jahr 2019 geschafft und meine persönliche Liebe zum Titel hat sich sogar noch ein kleines bisschen intensiviert. The Legend Of Zelda: Link’s Awakening ist einfach ein Wohlfühl-Titel, der bis auf eine oder zwei kleine Dinge durch die Bank alles und damit meine ich tatsächlich alles richtig gemacht hat und dies auch heute in Form des Remakes macht. Was genau? Die überschaubare Videospielwelt, die sehr angenehme Abwechslung zwischen Entdecken sowie den Rätseln in den Verliesen (mal abgesehen von der auch nach Jahren noch frustrierenden Adlerfestung im letzten Abschnitt des Titels) und die Tatsache, dass mich das Remake motiviert hat nach dem erstmaligen Durchspielen noch mal von vorne zu beginnen. Weshalb? Um The Legend Of Zelda: Link’s Awakening ohne Sterben zu absolvieren und am Ende den speziellen Abspann zu sehen. Aber 2019 versuche ich es ohne Spieleführer und verkrieche mich auch nicht mehr unter einer Decke auf der Liegewiese am Badesee.

Gespielt wurde The Legend Of Zelda: Link’s Awakening auf der Nintendo Switch. Entwickelt wurde der Titel vom japanischen Entwicklungsstudio Grezzo und vertrieben wird der Titel vom japanischen Publisher Nintendo. Das Videospiel ist exklusiv für die Nintendo Switch erhältlich. Digitale Bezugsmöglichkeit ist der Nintendo eShop (Switch AT Direktkauf). Physische Datenträger sowie Download-Codes gibt es unter anderem bei Amazon (physische Datenträger & Download-Codes*). Preislich liegt das Videospiel bei etwa 60 Euro.

Veröffentlicht in games