Dieser Beitrag wird anders, ich beginne das Schreiben dieses Beitrags ohne Konzept und ohne geplante Wendung am Ende. Es geht sogar noch etwas weiter, denn die folgenden Absätze werden wenig bis nicht zusammenhängen, keine fortlaufende Geschichte erzählen und auch der sprachliche Stil unterscheidet sich von den von mir sonst genutzten Erzählformen. Eine ungewohnte Einleitung und es stellt sich auch die Frage nach dem Grund. Die Erklärung ist einfach und doch nicht, denn es gibt keinen Grund außer Abwechslung, eine Herausforderung und einfach mal etwas anderes versuchen. Dennoch hat der Beitrag ein übergreifendes Thema und die Überschrift nimmt es wie immer vorweg. Es geht um das Super Nintendo Entertainment System, kurz SNES. Konkreter um einige meiner Erinnerungen an die im Jahr 1992 in Europa erschienene Videospielkonsole aus dem Hause Nintendo.
Alle Freunde von mir fanden das Abenteuer-Rollenspiel Secrets of Mana cool, ich konnte mich nie wirklich mit dem Videospiel anfreunden. Ich habe mich mehrfach am Titel versucht, aber nach ein oder zwei Bossen war für mich Schluss. Heute vermute ich, dass ich durch den Titel zu wenig motiviert wurde, um durch sinnloses wiederholtes Schinden die zum Besiegen der Gegner erforderliche Stufe meiner Videospielfiguren zu erreichen. Damals waren Videospiele in dieser Hinsicht einfach und schwierig. Hatte man die richtige Stufe für einen Gegner, war dieser problemlos schaffbar. Aber wehe man war auch nur eine Stufe unter der erforderlichen Stufe, man hatte im Prinzip keine Chance die Begegnung zu überleben. Mich hat das irgendwie frustriert, ohne dass ich damals genau wusste warum und weshalb. Heute kenne ich mich meine Frustgrenze bei Videospielen besser, die heutigen Videospiele sind für mich bei weitem nicht so frustrierend wie die Videospiele damals.
Ich habe Terranigma geliebt und ich bin mir bis heute unsicher warum. Hinsichtlich des Genres ist der Titel eine Mischung aus Action-Adventure und Rollenspiel, nicht untypisch zu einigen anderen Titeln, die in den letzten Lebensjahren des SNES erschienen sind, aber der Titel hat bei mir Eindruck hinterlassen. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich das Videospiel durchgespielt, wenn ich nicht falsch liege sogar mehrfach. Dennoch sind meine Erinnerungen eher verwaschen und heute verspüre ich alle paar Monate ein gewisses Verlangen, mich erneut an dem Titel zu versuchen. Ich erinnere mich auch noch an die große Kartonbox im Kinderzimmer, in der neben dem Modul praktischerweise der Spieleführer mitgeliefert wurde. Richtig gelesen, der Spieleführer als Teil des Videospiels. Neben der Anleitung zum Videospiel befand sich in Schachtel also gleich die Komplettlösung, eigentlich verrückt. Die Motivation dahinter habe ich damals nicht verstanden, dachte es ist normal für Titel aus dem Genre und so habe ich Terranigma immer mit dem Spieleführer gespielt. Obwohl ich dadurch über den kompletten Verlauf der Geschichte Bescheid wusste und mir durch das Lesen des Spieleführers jegliche Spannung selbst genommen habe, habe ich dieses für mich bis heute merkwürdig positive Gefühl, wenn ich an Terranigma denke.
105% bei einer Spielzeit von vier Stunden und ein paar Minuten war für mich irgendwann ein wichtiger Wert hinsichtlich Videospiele. Der zu den Zahlen zugehörige Titel war Donkey Kong Country 3: Dixie Kong’s Double Trouble!. Diesen für mich damals wichtigen Meilenstein erreichte ich während der Sommerferien. Anstelle des Freibads verbrachte ich die neun freien Wochen im heimischen Wohnzimmer vor dem Fernseher und spielte den dritten Teil von Donkey Kong Country unzählige Stunden und beendete das Videospiel dabei auch unzählige Male. Sobald der Abspann lief, begann ich erneut von vorne um es beim nächsten Durchlauf besser zu machen, besser als zuvor. Rückblickend eigentlich spannend welche Begeisterung ein einfacher Prozentwert und eine Zeitdauer auf mich ausüben könnten. Meine Eltern haben mich übrigens geschimpft, mehrfach um ehrlich zu sein. Meine Erkenntnis, wenn ich heute auf die Zeit früher zurückdenke? Meine Eltern hatten nicht unrecht, meine Prioritäten waren damals komplett daneben und manche Abschnitte von Donkey Kong Country 3: Dixie Kong’s Double Trouble! haben sich so tief in mein Gehirn eingebrannt, dass ich heute noch manche Abschnitte ohne großes Nachdenken und fast ohne hinzusehen fehlerfrei absolvieren kann.
Regelmäßig ausgeartet sind Nachmittage mit meinem jüngeren Bruder und Super Mario Kart. Wenn mich meine Erinnerung nicht im Stich lässt, dann war es aber nicht der Arena-Modus, in dem es darum ging, den anderen Videospieler drei Mal zu treffen um als Sieger hervorzugehen, sondern die normalen Rennen. Das Problem war, dass weder er noch ich verlieren konnten und im Zweifel einfach zu physischen Maßnahmen gegriffen wurde. Ein Stoß hier, einmal in den Controller gegriffen oder ein bewusstes Ablenkungsmanöver gestartet. Jedes Mittel war Recht, jedes Mittel wurde angewendet und es ist am Ende im Prinzip immer eskaliert. Getreu dem Motto: Bis einer weint. Die einfache Bestrafung war nicht mehr gemeinsam mit dem SNES zu spielen, die häufigere Bestrafung war ein generelles Verbot das SNES überhaupt nur anzugreifen. Den anderen verpetzen, wenn er es dennoch gemacht hat? Ist manchmal vorgekommen, meistens haben wir uns aber verbündet, um gemeinsam heimlich zu spielen, dann aber auf ganz normale Art und Weise ohne Eskalation oder dergleichen. Heute starte ich alle paar Wochen Super Mario Kart und fahre ein oder zwei Rennserien. Es macht mir auch heute noch Spaß, es fehlt mir aber mein Bruder neben mir und auch wenn er physisch da wäre, wäre es nicht dasselbe wie früher. Manchmal zweifle ich an mir selbst, ob es schlau ist, meine intensivsten Erinnerungen mit und an meinen Bruder und auch das Videospiel durch das heutige Spielen von Super Mario Kart zu verwässern, aber ich vermisse halt einfach etwas, ohne das Was konkret formulieren zu können.
Vor etwa vier Jahren habe ich erst so richtig verstanden, dass das SNES für mich eine, wenn nicht sogar die wichtigste Videospielkonsole in meinem bisherigen Leben war und es auch heute noch ist. Es klingt merkwürdig, wenn ich den vorherigen Satz erneut lese, vermutlich wäre die mich am stärksten prägendste Videospielkonsole meines bisherigen Lebens die bessere Beschreibung. Aber im Endeffekt ist es egal, denn ich habe mir mein persönliches SNES mit Hilfe eines Raspberry Pi samt RetroPie in einem passenden Gehäuse selbst gebaut, spiele mit einem Wireless Controller von 8BitDo und habe eine Tasche, um alle Kabel verstauen zu können. Wieso ich die Tasche dazu zähle? Mein selbstgemachtes SNES ist ein treuer Begleiter auf Reisen geworden und hilft mir um manch Abende im Hotel wie im Fluge vergehen zu lassen und dabei gleichzeitig meine Erinnerungen an einen für mich sehr prägenden Lebensabschnitt erneut aufleben zu lassen. Und als nächstes? Das vorhandene SNES um eine Batterie, einen mobilen Projektor und einem zweiten Wireless Controller von 8BitDo erweitern. Weshalb? Um mit Freunden an Sommerabenden mit einer Kiste Bier und einer Hauswand die eine oder andere Runde in Super Mario Kart zu absolvieren, vielleicht auch wieder mit kleineren Ablenkungsmanövern. Die Zeit wäre jedenfalls reif dafür.
Das Super Nintendo Entertainment System, kurz SNES, wurde von Nintendo im Jahr 1992 in Europa veröffentlicht. Um heute die Erinnerungen an das System sowie die Videospiele erneut aufleben zu lassen oder vielleicht auch das erste Mal selbst richtig zu erleben, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder greift man zum fertigen Nintendo Classic Mini: Super Nintendo Entertainment System (erhältlich bei Amazon* oder auf willhaben) oder man baut sich selbst ein entsprechendes System nach eigenen Wünschen und Vorstellungen (z.B. Raspberry Pi 3 Starter Kit*, 8BitDo SN30 Pro Controller*, RetroPie als Betriebssystem und der Peak Design Field Pouch* als Tasche). Egal welche der beiden Varianten man auch wählt, beim SNES kann man auch 2019 nichts falsch machen.