Crash Bandicoot N. Sane Trilogy wurde im Juni 2018 für alle aktuellen Videospielkonsolen (sowie den PC) veröffentlicht. Zum ersten Mal überhaupt spielt man auf manchen der Videospielkonsolen die ersten drei Teile der Serie mit dem charmanten Beuteldachs. Alle drei Titel sind mehr als 20 Jahre alt, alle drei Titel sehen auf den aktuellen Videospielkonsolen hübsch aus, alle drei Titel haben ihren Charme und alle drei Titel bringen mich an den Rand des Wahnsinns. Weshalb? Weil es Remasters anstelle von Remakes sind.
Bevor ich genauer auf die Gründe eingehe, ist es wichtig den Unterscheid zwischen den beiden Begriffen zu verstehen. Häufig kommt es nämlich aufgrund der selben Grundprämisse zur Vermischung oder Verwechslung, obwohl sich die Art der Umsetzung unterscheidet. Was ist die Grundprämisse? Ein früher erschienenes Videospiel für den heutigen Videospielmarkt anzupassen und erneut zu veröffentlichen.
Ein Remaster setzt bei der Umsetzung den Fokus darauf, dass der Titel auf aktuellen Systemen läuft und für eine Veröffentlichung notwendige Anpassungen erhält. Beispielsweise durch hochauflösende Grafiken, ein überarbeitetes oder aktualisiertes technisches Grundgerüst und gegebenenfalls auch überarbeitete Akustik. Die zugrundeliegende Basis, das Spielgefühl und auch die Inhalte bleiben im Regelfall ident mit dem ursprünglichen Videospiel. Vereinfacht gesagt ist ein Remaster eine aufgehübschte Wiederveröffentlichung eines Titels.
Ein Remake hingegen nimmt ein früher erschienenes Videospiel und baut dieses im Prinzip für den heutigen Videospielmarkt nach. Bessere Grafiken, oft ein komplett neues technisches Grundgerüst und auch im Gegensatz zu Remasters finden sich zusätzlich spielerische und inhaltliche Überarbeitungen in einem Remake. Anpassungen von Spielabschnitten, das Entschärfen von schwierigen Stellen oder Adaptierungen von Speichersystemen sind die häufigsten Maßnahmen von aktuellen Remakes. Die große Herausforderung dabei ist jedoch das Spielgefühl von früher zu kopieren, eine Herausforderung an der etliche Remakes bereits gescheitert sind. Vereinfacht gesagt ist ein Remake eine aufgehübschte Kopie eines früher erschienenen Videospiels.
Zurück zum Anfang, zurück zu meinem Problem mit Remasters. Dieses lässt sich am ehesten mit der Kaufentscheidung sowie einer Erwartungshaltung durch verblendete nostalgische Gefühle beschreiben. Egal ob es jetzt das Remaster der ersten drei Teile der Crash Bandicoot-Reihe oder eines ursprünglich während der Zeit von PlayStation 2 und Original Xbox veröffentlichten Rollen- oder Abenteuerspiels, das Problem der verblendeten Nostalgie erwischt mich jedes Mal.
Aus einer spielmechanischen Sicht auf alte Videospiele, altern die meisten nur bedingt gut. Die persönliche Erinnerung an die eigene Spielerfahrung mit den Titeln ist jedoch nicht oder nur minimal gealtert. Es sind die Erinnerungen an Sommerferien vor 20 Jahren, in denen man quasi täglich bei dem Freund zu Besuch war, der gerade die aktuellste Videospielkonsole mit dem besten Videospiel hatte. Man saß gemeinsam mit ein paar weiteren Freunden wenige Zentimeter vor dem Fernseher und spielte den ganzen Tag Videospiele. Unfaire Passagen? Gab es, waren aber egal. Unendlich viele Kämpfe um endlich die erforderliche Stufe für den nächsten großen Gegner zu erreichen? Irrelevant, denn man hatte alle Zeit der Welt. Etliche solcher Nachmittage sind in meinem Gedächtnis hängen geblieben, kombiniert mit positiven Gefühlen im Umfeld von Freunden und schier unendlich viel vorhandener Zeit.
Zwei Jahrzehnte später haben sich Videospiele sowohl aus optischer, akustischer und auch spielmechanischer Sicht stark verändert. Zwei Jahrzehnte später hat man sich als Person stark verändert. Zwei Jahrzehnte später hat sich ein Remaster von einem Videospiel nur optisch und akustisch verändert. Der Schwierigkeitsgrad? Problemlos in der Erinnerung, aber bewertet nach aktuellen Standards ungleichmäßig schwierig und oft auch einfach nur unfair. Unzählig sich wiederholende Elemente um die mit dem Videospiel verbrachte Zeit zu maximieren? Langweilend bis nervend. Die positiven Gefühle hervorgerufen durch gemeinsame Nachmittage vor dem Fernseher und der Videospielkonsole? Aufgrund der persönlichen Veränderung, geänderten Lebensumständen und neuen technischen Möglichkeiten eine Rarität.
Weshalb ich dennoch immer wieder bei Remasters zugreifen? Der Wunsch die Erinnerungen und Gefühle meiner Kindheit und Jugend vielleicht erneut zu erleben. Weshalb mich Remasters in den Wahnsinn treiben? Die mittlerweile fehlende Geduld, eine eher geringe Ausdauer und vielleicht auch die mit gestiegenen Alter reduzierten Reflexe. Weshalb ich die drei in der Crash Bandicoot N. Sane Trilogy enthalte Teile der Serie dennoch weiterspiele? Weil ich vor 20 Jahren die Abenteuer mit dem charmanten Beuteldachs erfolgreich absolviert habe und dies im Jahr 2018 wohl nicht unmöglich sein kann. Was ich mir Wünsche? Nerven aus Stahl und beim nächsten Mal ein angepasstes Remake mit identischen Spielgefühl für die Generation 30 Plus.