Eigentlich ist PlayerUnknown’s Battlegrounds, nachfolgend kurz PUBG, ein dämliches Videospiel. Zumindest ist dies meine Erkenntnis, wenn ich versuche den Titel in meinem Freundeskreis zu erklären, einem Freundeskreis der wenig bis keinen Bezug zum Thema Videospiele hat. 100 Personen fliegen mittels Flugzeug über eine Insel, um auf dieser mittels Fallschirm in einem mehr oder weniger breiten Korridor zu landen und gleichzeitig dadurch einen möglichst guten Startpunkt für die weitere Partie zu erreichen. Ohne Ausrüstung durchsucht man die nähere von der Bevölkerung verlassene Umgebung nach Waffen, Munition, einer Rüstung und oder für den weiteren Verlauf nützlichen Gegenstände. Gleichzeitig versucht man den Kontakt mit den anderen 99 Mitspielern zu minimieren und falls dies nicht möglich ist, die Anzahl der Mitspieler mittels Waffengewalt frühzeitig zu reduzieren. Parallel definiert PUBG eine kreisförmige Zone, welche man innerhalb eines knappen Zeitlimits erreichen muss um nicht zu sterben. Es beginnt für alle ein Wettlauf zu dieser sicheren Zone, einer Zone die alle paar Minuten weiter schrumpft. Unter massiv steigenden Zeitdruck sammelt man alles was man finden kann, navigiert schnellstmöglich zur immer kleiner werdenden Zone und versucht mit dem was man hat zu überleben. Man überlebt indem man die Zone vor Ablauf des Zeitlimits erreicht und indem man die anderen Mitspieler eliminiert, egal auf welche Art und Weise. Tötet man einen Mitspieler, scheidet dieser komplett für die Partie aus. Stirbt man selbst, ist die Partie für einen vorbei. Tötet man den letzten Mitspieler, ist man der Gewinner der Runde und hat intensive 30 bis 40 Minuten hinter sich. Und dann? Man startet die nächste Partie PUBG. Die gleiche Insel, 100 Personen ohne Ausrüstung, ein Flugzeug welches eine andere Flugroute wählt, neu platzierte Gegenstände in der Videospielwelt und einer von PUBG örtlich neu definierten Zielzone.
Warum springen 100 Personen über einer verlassenen Insel ab? Weshalb gibt es eine Zielzone? Warum wird diese immer kleiner? Was tötet einen außerhalb dieser sicheren Zone? Was ist mit der Bevölkerung passiert? Woher kommen die Waffen, Munition oder Ausrüstung? Keine Ahnung, PUBG erklärt nichts davon und versucht es auch gar nicht. Es ist einfach so und Millionen von Videospielern spielen PUBG und die Antworten auf diese Fragen sind dabei komplett egal.
Die Kurzbeschreibung des Spielablaufs ist plakativ und auch stark reduziert auf die Grundelemente. PUBG strotzt mit inhaltlich unlogischen Elementen in der Videospielwelt, welche eigentlich nur vorhanden sind um die Spielmechanik zu etablieren. Anders als andere Videospiele, wird gar nicht versucht eine sinnvolle Erklärung für Elemente wie die sich stetig verkleinernde Zielzone oder die menschenleere Insel zu liefern, diese Elemente sind einfach da und sind das definierende Regelwerk von PUBG. Das Fehlen der Erklärung ist ungewöhnlich für das Medium, aber im Prinzip gar nicht dumm. Dadurch wird es nämlich den Entwicklern ermöglicht, jederzeit die Parameter der einzelnen Elemente zu ändern und damit das Regelwerk von PUBG im Verlauf des Lebenszyklus anzupassen ohne inhaltliche Erklärungen finden zu müssen. Das Argument, dass sich dadurch der Spielablauf verbessert ist ausreichend, eine für die Entwickler gute Ausgangslage.
PUBG wurde ursprünglich ebenso unter der Prämisse eines unfertigen Videospiels veröffentlicht, wodurch die Erwartungshaltung der Videospieler entsprechend realistisch nach unten angepasst wurde. Durch diesen Aspekt verstärkt wurde es ermöglicht, das Grundkonzept des Wettkampfs der 100 Videospieler spielmechanisch so oft und so lange wie erforderlich anzupassen. Jede gespielte Partie lieferte und liefert auch heute relevante Datenpunkte, wodurch im Laufe der Zeit die Parameter der einzelnen spielmechanischen Elemente immer besser aufeinander abgestimmt wurden, um die bereits erwähnten intensive 30 bis 40 Minuten zu erzeugen, dem eigentlichen Ziel hinsichtlich der Spielerfahrung. Diese Minuten sind ein stetiger Gefühlswechsel zwischen machbar und herausfordernd, ein den Körper süchtig machender Gefühlswechsel.
Die Größe der Videospielwelt in Relation zu den 100 Videospielern ist passend, die zu überwindenden Distanzen im Verhältnis zum Zeitlimit für die jeweils aktuelle sichere Zone optimiert stressig und auch die Komplexität der unterschiedlichen Gebiete entsprechend herausfordernd. Die erste Hälfte der Partie hat man genug Luft als auch Zeit um problemlos zu überleben, nach dem ersten Drittel beginnt man hektisch zumindest ein paar Sekunden vor den Zeitlimit zu sein und egal wo man sich befindet, man hat immer Vorteile als auch in der Situation schwierig zu bewertende Nachteile mit der aktuellen Position auf der Insel.
Und dann ist da noch das Thema Adrenalin, denn die Anzahl der Versuche pro Partie ist reduziert. Reduziert auf genau einen Versuch um zu gewinnen oder eher wahrscheinlich, zu verlieren. Stirbt man, scheidet man sofort aus und beginnt mit 99 anderen Mitspielern eine neue Partie. Tötet man einen Mitspieler, braucht man sich im weiteren Verlauf nicht mehr um diesen zu sorgen. Das Regelwerk ist so wie die Videospielwelt bei jeder Partie gleich. Die Ausgangslange jedoch durch die unterschiedlichen Startpunkte, die zufällig platzierte Ausrüstung und ebenso mit jeder Partie neu gesetzte sichere Zone anders. Bedeutet, dass jeder der Videospieler nach wenigen Partien die Spielmechaniken verinnerlicht hat, aber der Verlauf jeder Partie komplett anders ist. Durch den Zufallsfaktor sowie die Unberechenbarkeit der anderen 99 Mitspieler entsteht eine schwer erklärbare Dynamik, die ich ansonsten in keinem anderen Videospiel bisher erlebt habe. Es ist immer das gleiche Videospiel, welches aber jedes Mal eine komplett neue Spielerfahrung bietet. Jeder hat zu Beginn die gleichen Möglichkeiten, Vorteile entstehenden individuell pro Partie. Mehrmals in einer solchen Partie steht man vor Entscheidungen, ohne dabei nur ahnen zu können was richtig oder falsch ist. Es gibt auch kein richtig oder falsch, es gilt vielmehr mit der getroffenen Entscheidung zu leben, konkret formuliert die Partie damit zu überleben. Bis zu welchem Zeitpunkt benutzt man ein Fahrzeug, mit dem man sich zwar schnell fortbewegt, aber entsprechend Lärm verursacht. Versucht man entdeckte Mitspieler sofort zu eliminieren oder spielt man auf sicher und wartet bis sich der Großteil der Mitspieler gegenseitig ausgeschaltet hat. Entscheidungen, die einmal getroffen nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Trifft man die passende Entscheidung, kann dies der Vorteil für den Sieg der Partie bedeutet. Eine suboptimale Entscheidung kann wiederum zum Tod führen, wodurch eine 30-minütige Achterbahnfahrt der Gefühle und voller Adrenalin innerhalb von wenigen Sekunden ein abruptes Ende nimmt.
Die Freude, wenn man als letzter Videospieler überbleibt ist groß, der Frust beim Ableben erstaunlich gering. Die innere Gier die nächste Partie zu gewinnen groß, denn man hat aus dem letzten Scheitern gelernt und ist sich sicher, dass man es beim nächsten Mal besser macht. Die spielmechanische Wahrheit ist jedoch, dass die nächste Partie zwar ident wirkt, jedoch aufgrund der geänderten Parameter einen komplett anderen Verlauf nimmt. Die zuvor erlange Erkenntnis ist weniger nützlich für diese Partie, aber es ist eine Erfahrung für den gesamten Videospiellebenszyklus von PUBG. PlayerUnknown’s Battlegrounds ist ein Videospiel was immer gleich ist, jedoch jedes Mal anders verläuft und meist unerwartet endet.
Gespielt wurde die Xbox One Version von PlayerUnknown’s Battlegrounds. Das Videospiel ist seit 2017 für die Xbox One sowie den PC erhältlich. Amazon* verkauft den Titel in Form von Download-Codes für die Xbox One sowie Steam am PC. Preislich liegt der Verkaufspreis je nach Plattform bei 20 bis 30 Euro.
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