Und dann war da noch die Sache mit Lizenzvideospielen. Vor etwa einem Jahrzehnt gehörten Videospiele zu Kinofilmen fast schon zum täglichen Pflichtprogramm. Multimediale Promotion über mehrere Trägermedien war das neue Non plus ultra und jeder große Filmverleih hatte Mediaplaner die jahrelang die Vorteile und das Stärken der Immersion der Zielgruppe runtergebeten haben. Das Resultat waren abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen wirklich schlechte Spiele. Die Spielmechaniken waren schlecht kopiert, die Integration in das Filmuniversum extrem aufgesetzt und wirklich Spaß gemacht hat es nie. Heute sind Videospiele auf Basis von Filmlizenzen selten geworden, vermutlich aber nicht aufgrund der schlechten Qualität der letzten Jahre, sondern nach einem ebenso katastrophalen Abstecher in die Welt der Mobilspiele sind durch die Fokusverschiebung von Mediaplanern zu Social Media Experten nun Facebook, Twitter, Instagram und Snapchat das neue Non plus ultra.
Eine Zusammenfassung die auch perfekt auf das „Fast & Furious“-Franchise anwendbar ist. Seit 2001 vertreibt Universal Pictures die Actionfilmreihe mit inhaltlich starken Fokus auf illegale Straßenrennen, Autos und Überfälle. Klassisches Popcornkino ohne großen Anspruch, welches dank der wachsenden Zielgruppe und des immer größer werdenden Carporn-Interesses zu einem Popkultur-Phänomen geworden ist. In Bezug auf Videospiele gab es 2004 einen Ableger für Spielhallen, 2006 einen Titel für die PlayStation 2 und PlayStation Portable gefolgt von verschiedenen Mobilespielen für iOS und Android. Im Jahr 2013 erschien zeitlich mit dem Film Fast & Furious 6 das zugehörige Lizenzvideospiel Fast & Furious: Showdown für alle möglichen Plattformen. Abgestraft mit 22 Fantasiepunkten auf Metacritic zeigt sich, dass sich jahrelange Erfahrungen im Aufbau einer Filmmarke nicht zwangsläufig positiv auf die Beauftragung eines Videospiels auswirken müssen. 2015 ist das Jahr von Furious 7, dem siebten Teil der Filmreihe und Universal Pictures hat seinen primären Vermarktungsfokus in Richtung der Social Media Landschaft verlagert. Aber nicht komplett, denn anstelle ein eigenes Videospiel zu beauftragen, hat man sich mit Microsoft auf eine Cross-Promotion verständigt. Das Resultat ist Forza Horizon 2 Presents Fast & Furious für die Xbox One und Xbox 360, das beste und gleichzeitig schlechteste Lizenzvideospiel zur Filmserie.
Um es kurz zu machen, alle Punkte in Bezug auf Spielmechaniken und Funktionsarten die ich im Forza Horizon 2 Beitrag beschrieben habe, stimmen auch für den eigenständigen Ableger Forza Horizon 2 Presents Fast & Furious. Es sieht aus wie Forza Horizon 2, es spielt sich wie Forza Horizon 2 und macht auch genauso viel Spaß wie Forza Horizon 2. Anders ist es hinsichtlich des Spielumfangs, denn es handelt sich mehr ein Best Of von Forza Horizon 2 und mit einer Einzelspielererfahrung von etwa vier Stunden ist der Ableger auch bewusst deutlich kürzer und knackiger. Gefühlt eine sehr stark erweiterte Demo, die unheimlich gut Lust auf ein sehr gutes arcadelastiges Rennspiel macht, welches man passenderweise direkt aus dem Hauptmenü heraus digital im Xbox Store kaufen kann.
Stellt sich nur noch eine Frage: Wenn es spielerisch ein so gutes Lizenzvideospiel ist, wieso ist es gleichzeitig das schlechteste Lizenzvideospiel? Weil die Integration der „Fast & Furious“-Marke fast schon zu minimalistisch ist und es überhaupt fraglich ist, ob man von einem Lizenzvideospiel sprechen kann. Beim ersten Start gibt es einen kurzen Furious 7 Trailer und akustisch durch das Videospiel führt die Stimme von Ludacris, einer der Hauptakteure im Film. Inhaltlich konzentriert sich die Kampagne auf die Beschaffung von zehn Fahrzeugen, die passenderweise auch im Kinofilm die Requisitenhauptrollen einnehmen. Überzogen wird alles mit einigen netten sprachlichen Referenzen zur Filmreihe und passenden Erfolgen. Das war es dann aber auch. Keine permanent aufdringliche Promotion des Films, keine lächerlichen Zwischensequenzen mit Filmcharakteren und auch keine regelmäßigen Hinweise doch bitte auch die Filme anzusehen.
Forza Horizon 2 Presents Fast & Furious ist definitiv kein Lizenzvideospiel, es ist eine geschickte Cross-Promotion von Universal Pictures und Microsoft. Spielern wird mit der stark erweiterten Demo durchaus Lust auf Forza Horizon 2 gemacht und gleichzeitig wird durch die Integration der Autos und die teils witzigen Filmreferenzen eine gewissen Neugier gegenüber dem „Fast & Furious“-Franchise erzeugt. Zumindest bei mir hat es funktioniert, denn auch wenn ich kein wirklicher Fan der Filmreihe bin, habe ich nach dem Beendigen der Kampagne den sechsten Film der Serie via Amazon Prime Instant Video angesehen und wenig später den aktuellen Teil im Kino. Warum genau? Ich kann es nicht wirklich sagen, einfach eine Sache des Bauchgefühls und weil ich Lust darauf hatte. Hätte ich ohne dem Videospiel genauso gehandelt? Schwierig zu beantworten, aber irgendwas scheinen Universal Pictures und Microsoft mit Forza Horizon 2 Presents Fast & Furious richtig gemacht zu haben.
Gespielt wurde die Xbox One Version von Forza Horizon 2 Presents Fast & Furious. Neben der Xbox One ist zeitgleich auch die Xbox 360 Version erschienen, welche sich jedoch stärker an Forza Horizon aus dem Jahr 2012 orientiert als an der Xbox One Version. Der eigenständig lauffähige Ableger von Forza Horizon 2 ist rein digital im Xbox Store erhältlich und kann bis 10. April 2015 kostenlos geladen werden. Danach verlangt Microsoft knapp 10 Euro für den Download und damit einen preislich günstige Einstieg in das Forza Horizon 2 Universum, der zumindest für vier bis fünf Stunden gut unterhält und neben der Kampagne auch Onlinerennen ermöglicht.
Dieser Beitrag wurde auch als Gastbeitrag bei den Kollegen von Red Bull Games veröffentlicht.