Mehr als zehn Jahre nach dem Erscheinen von Halo auf der Xbox lässt sich ohne Zweifel sagen, dass Microsofts Wette mit dem damaligen Kauf der Markenrechte aufgegangen ist. Aus einem Spiel wurde eine Multi-Millionen-Dollar-Franchise, in dem zukünftig Videospiele vermutlich nur noch ein Teil des großen Ganzen sein werden. Das Halo Universum faszinierte heute unheimlich viele und böse Zungen behaupten gar, dass der Spruch „Halo sells Hardware“ bei Microsoft als Standardlösung für schleppende Verkaufszahlen einer Plattform gilt.
Laut propagierten Medienberichten sind die Absatzzahlen der Windows 8 Plattform quasi seit dem Start vor zehn Monaten nur bedingt berauschend. Umso überraschender war dann die kürzliche Ankündigung eines neuen Halos mit dem Beititel Spartan Assault. Der jüngste Titel im Halo Universum bricht ebenso überraschend ein ungeschriebenes Gesetz der Serie, denn anstelle einer zumindest zeitlich exklusiven Xbox Version, ist Halo Spartan Assault exklusiv auf Windows 8 und dem Windows Phone 8 erhältlich. Der unglückliche Zufall einer langfristigen Planung oder der zwanghafte Versuch die Windows Plattform zu stärken? Egal, denn Halo Spartan Assault überrascht positiv.
Anders als die großen Xbox Brüder (ausgenommen des grandiosen Halo Wars) ist der jüngste Teil des Franchises nicht dem Shooter Genre zuzuordnen, sondern der Kategorie der Twin-Stick-Shooter. Keine Ballerei in Ego-Ansicht, gespielt wird aus der Schräg-Oben-Kameraperspektive, mit dem linken Stick wird die Spielfigur bewegt und der rechte Stick steuert die Schussrichtung sowie die Schüsse selbst. Mangels realer Analogsticks am PC, Tablet oder Smartphone sind diese virtuell abgebildet, was auch erstaunlich gut funktioniert, solange man nicht versucht Granaten zu werfen. In gefühlt mehr als der Hälfte der Fälle landet das Wurfgeschoss nicht dort wo man es möchte und auch gegen Ende des Spiels ist die Trefferquote eher im Bereich des Zufalls angesiedelt. Anfangs richtig nervig, später erträglich, aber niemals akzeptabel und auch nach zig Stunden mit dem Spiel ist es unerklärlich, warum Granaten nicht einfach mittels Fingerdruck oder Mausklick geworfen werden.
Schwer zu sagen ob Halo Spartan Assault als solches geplant war oder eine bereits vorhandene Entwicklung umtexturiert wurde, es funktioniert jedenfalls. Warum? Aufgrund des bereits erwähnten Halo Universums. Die akustische Untermalung in den Menüs und während der überschaubaren Missionen ist perfekt abgestimmt, qualitativ extrem hochwertige Videos eröffnen jedes der fünf Kapitel, die optische Aufbereitung ist quasi fehlerfrei und es fühlt sich spielerisch und atmosphärisch einfach wie Halo an. Die Sounds, Waffen, Gegner, KI Kollegen, Sprachsamples, Grafiken, Umgebungen, Missionen und Herausforderungen sind in allen Bereichen auf einem so hohen Level, den zumindest ich nicht in dieser Form erwartet hätte. Halo Spartan Assault spielt sich komplett anders als jeder bisher in der Serie veröffentlichte Teil, fühlt sich aber trotz der anderen Plattform und des neuen Genres wie ein vollwertiger Teil des Halo Franchises an.
Das Fazit? Überraschend positiv, sehr positiv. Ausgenommen von Halo Wars und dem ersten Halo auf der Xbox sagt mit die Serie spielerisch wenig bis kaum zu. Das Universum jedoch sehr wohl und auch wenn ich die Hintergründe der Geschichte von Spartan Davis und Spartan Palmer nicht verstanden habe, war ich einige Stunden verdammt gut im Halo Universum unterhalten. Im ersten Anlauf absolvierte ich die 25 Missionen, im zweiten Anlauf versuchte ich die höchste Wertung in jedem Level zu erreichen und nun geht es um die vorderen Plätze in der Rangliste. Trotz aller möglichen Vorurteile entpuppte sich Halo Spartan Assault als ein gelungenes und hochqualitatives Halo Spiel, welches quasi für alle Spielergruppen geeignet ist und für den perfekten Halo Kick in der Hosentasche oder aus dem Rucksack sorgt. Zumindest wenn man ein Windows Phone 8 oder Surface sein eigen nennt. Alternativ kann man auch noch ein paar Monate warten, denn vermutlich entschließt sich Microsoft demnächst auch anderen Plattformen eine Fassung zu spendieren. Zumindest auf der kommenden Xbox One sind die zwei Analogsticks bereits vorhanden. Die Chancen einer Xbox 360 Fassung? Eher unwahrscheinlich, denn Halo sells Hardware.
Gespielt wurde die Verkaufsversion aus dem Windows 8 Store auf einem Surface RT. Halo Spartan Assault ist seit Mitte Juli exklusiv auf der Windows 8 Plattform (PC, Tablet und Phone) erhältlich und kostet etwa 6 Euro. Das Spiel selbst bietet leider offensichtliche Mikrotransaktionen in Form von zusätzlichen Waffen und einmaligen Boostern, spielerisch erforderlich sind diese aber glücklicherweise zu keinem Zeitpunkt.