Etwas mehr als zwei Monate nach der Auftaktveranstaltung unter dem Motto „Competitive Games“ ging die Veranstaltungsreihe GameStage@AEC vor wenigen Tagen in die zweite Runde. Anstelle des gegenseitigen Wettbewerbs fand dieses Mal eine Bündelung unter dem Titel „Tu Felix Austria, Lude!“ statt. Standhaften Verweigerern der lateinischen Sprache sagt dies jetzt nicht wirklich etwas, aber der Mundartuntertitel „Mei Spü is ned deppat“ hilft auch Lateinlaien wie mir den österreichischen Fokus zu erkennen.
Das duale Konzept wurde beibehalten und der Abend teilte sich in einen theoretischen Teil mit Vorträgen, sowie den praktischen Teil an den Spielen selbst auf. Zu Gast waren mehrere Gruppierungen der österreichischen Entwicklerszene, die vor der größten Leinwand Österreichs eher untypisch nicht über ihre Spiele, sondern über sich selbst sprachen. Klingt für Zuseher nur bedingt spannend, ist es aber, da alle vier Teams in den unterschiedlichsten Stadien sind und auch versuchen unterschiedliche Wege in Zukunft zu bestreiten.
Martin von Broken Rules erzählte über das gemeinsame Entwickeln von Spielen ohne einschlägiger Erfahrung in der kommerziellen Spielebranche und ohne der strengen führenden Hand eines Publishers. Den Herausforderungen von neuen Spielkonsolen, wie sie es geschafft haben als kleiner österreichischer Indie-Entwickler mit Chasing Aurora einen Starttitel für die Nintendos Wii U abzuliefern und dabei finanziell als Firma zu funktionieren.
Kosi von Pro 3 Games skizzierte anhand von StarForce Delta den Weg von einem Studentenprojekt bis hin zum vor wenigen Tagen gestarteten Free2Play Browserspiel. Es ging über die Finanzierung durch zwei Risikoinvestoren, um die Zusammenarbeit mit Adobe und dem Launch auf Friendster, einem der größten Spielenetzwerk weltweit.
Fabian von Team Missing Kangaroo Productions zeigte mit Noomix einen weit fortgeschrittenen schnellen Team-Mehrspieler-Puzzle-3rdPerson-Comic-Fun-Shooter, der aus einem studentischen Umfeld entstanden ist. Anstelle der oft vorhandenen Form der Chaosentwicklung ist das Team jedoch fast schon industrietypisch organisiert und versucht den klassischen Weg der Spieleentwicklung einzuschlagen. Momentan sind die Salzburger auf der Suche nach Geld, Investoren und oder im besten Fall nach einem Publisher im klassischen Sinne.
Mit einem kurzen Vortrag über die Crowdfunding Kampagne und Steam Greenlight Aktivitäten von Schein aus dem Hause Zeppelin Studio endete der theoretische Teil und das Publikum konnte im praktischen Teil selbst Hand anlegen. Alle erwähnten Spiele konnten vor Ort angespielt werden und mit den anwesenden Teammitglieder über die eine oder andere Feinheit bei einem kühlen gerstehaltigen Getränk philosophiert werden.
Abgerundet wurde das Programm mit Exponaten der österreichischen Games-Geschichte aus Andraniks persönlichen Archiv von Bildschirmsprünge und auch das glab der FH Hagenberg demonstrierte die Aktivitäten der eigenen Studenten an mehreren Stationen sowie mit Limelight im Deep Space des AEC.
Ein unheimlich volles Programm an einem unheimlich interessanten Abend voller österreichischer Spielkultur, Spielen aus Österreich und österreichischen Entwicklern. Anstelle Videospiele nur zu spielen, bot sich die Gelegenheit mit den Menschen dahinter in direkten Kontakt zu treten und auch mehr über das tatsächliche Leben als Entwickler in der oft glänzenden Unterhaltungsindustrie zu erfahren. Videospiele sind mittlerweile in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und umso erfreulicher ist es, dass diese mit der GameStage@AEC Reihe auch einen Platz mitten in Linz gefunden haben.
Weitere Informationen gibt es im Ars Electronica Blog und der GameStage@AEC Seite. Weitere Fotos sind wie üblich auf Flickr zu finden.