Into The Breach

Und dann war Into The Breach einfach da und hat sich in den paar Wochen seit der Veröffentlichung als schlimmer Zeitdieb etabliert. Die Formulierung mag negativ klingen, ist aber vielmehr als Beschreibung der Ist-Situation zu sehen. Um das Fazit gleich vorwegzunehmen, Into The Breach ist ein unheimlich gutes Videospiel. Kommt im Prinzip aus dem Nichts, sieht auf dem ersten Blick nach Nichts aus und klingt in einer kurzen Beschreibung auch unspektakulär. Die erste Partie spielt sich holprig und dann kommt der große Aha-Moment. Man versteht das Grundgerüst, man versteht die Logik, man entwickelt seinen Weg um den Titel durchzuspielen und ist begeistert über die spielerische Tiefe. Zumindest glaub man dies, denn mit jeder Partie taucht man tiefer in die Mechaniken von Into The Breach und es folgt Aha-Moment auf Aha-Moment.

Zurück zum Anfang, der Erklärung was für ein Videospiel Into The Breach ist. Grundlegend handelt es sich bei dem Titel um ein Videospiel aus dem Genre Strategie, genauer der rundenbasierten Strategie. Der Videospieler steuert drei Mechs, roboterähnliche Maschinen, um damit auf einer acht mal acht Felder großen Karte gegen insektenähnliche Monster anzutreten. Wobei in den fünf Runden pro Karte der Kampf gegen die Monster nicht im Vordergrund steht, sondern es vielmehr gilt die auf der Karte verteilten Wohnhäuser und Infrastrukturgebäude vor Angriffen besagter Monster zu schützen. Zum Beginn einer jeder der Runden bewegen sich die Gegner auf dem Kartengitter und zeigen die geplanten Angriffe auf die Gebäude und oder die Mechs an. Daraufhin hat der Videospieler die Möglichkeit die Mechs zu bewegen und auch Angriffe auf die Monster durchzuführen. Die Priorität liegt hierbei auf dem Schutz der Wohnhäuser sowie der Infrastrukturgebäude, danach dem Abwenden von Angriffen auf die Mechs, dem wenn möglichen Eliminieren von Gegner und zuletzt der geschickten Positionierung auf der Karte für die folgende Runde. Nach bereits erwähnten fünf Runden ist Schluss und es geht weiter zur nächsten Karte.

Klingt so unspektakulär wie es grundlegend auch ist. Diese Grundmechanik wird durch raffinierte Grundsatzentscheidungen ungewohnt aufgebrochen. Die offensichtlichste Entscheidung ist, dass man als Ziel pro Karte nicht das Eliminieren von Gegnern hat, sondern das Beschützen der Gebäude. Auf den ersten Blick nur ein kleiner Unterschied, spielerisch werden dadurch die Prioritäten jedoch komplett anders gesetzt. Dies hat auch Auswirkungen auf das vorzeitige Ende einer Partie, denn obwohl die Mechs nur eine geringe Anzahl an Treffern aushalten, ist der eigentlich relevante Parameter die globale Energieanzeige, die durch Beschädigungen an den Gebäuden und nicht durch Schäden an den Mechs verringert wird. Ein Mech kann von Gegnern durch Angriffe nur deaktiviert werden, ist aber auf der nächsten Karte wieder einsatzbereit. Bedeutet konkret ein Umdenken, denn die Wichtigkeit des Überlebens eines Mechs ist damit deutlich hinter dem Verhindern von Beschädigungen an Gebäuden einzuordnen. Und dann wird es wild, denn Into The Breach überhäuft mit solchen Elementen und Entscheidungen, wodurch es zu einer dauerhaften Überforderung des Videospielers kommt. Das Sterben von Mechs ist nicht gravierend, jedoch stirbt dabei der Pilot im Mech, der wiederum positive Bonuseigenschaften dem Mech gibt. Piloten in Mechs können ähnlich einem Rollenspiel durch Erfahrungspunkte einen höheren Rang erreichen und sollten nie sinnlos geopfert werden. Die Anzahl der Gegner nimmt stetig zu und die Möglichkeiten des Videospielers verhelfen fast nie zum perfekte Absolvieren einer Karte, sondern immer eher zur Schadensminimierung und der sprichwörtlichen Wahl des kleineren Übels. Neben diesem Aspekt bietet jede Karte auch zusätzliche Aufgaben, wodurch man nach ein paar absolvierten Karten die aktuell aktiven Mechs für diese eine Partie aufrüsten kann. Und außerhalb der eigentlichen Spielmechaniken wird es noch aggressiver, denn Into The Breach bietet bewusst keine Möglichkeit vom Videospieler gemachte Fehler mittels Ladefunktion rückgängig zu machen. Entscheidungen die getroffen werden sind final und man muss mit den Konsequenzen bis zum Ende der Partie leben. Eine Partie dauert zwischen 30 und 75 Minuten und danach? Dann beginnt Into The Breach von vorne und alles wird auf Anfang gesetzt. Keine zuvor erspielten Ausrüstungen werden übernommen, Bonuspunkte aus Zielen früherer Partien sind nicht mehr vorhanden, einzig ein Pilot kann aus der letzten Partie übernommen werden. Es gibt jedoch sehr wohl einen deutlichen Vorteil im Gegensatz zu letzten Partie, den Videospieler der etwas gelernt hat. Das klingt jetzt alles kompliziert und ist es auch. Ehrlicherweise ist die bisherige Auflistung auch nicht vollständig, denn in Into The Breach ist unheimlich viel drinnen, dass es fast unmöglich ist alle Mechaniken und angewendeten Grundsätze aufzuschlüsseln, denn auch nach dutzenden Stunden lerne ich in jeder Partie etwas Neues über die perfekte Funktionsweise des Titels.

Gleich als Vorwarnung, die Lobeshymne geht weiter. Der für mich beeindruckendste Aspekt an Into The Breach ist der Perfektionsdrang über das gesamte Videospiel hinweg. Denkt man kurz an die im letzten Absatz beschriebene Komplexität und hohe Anzahl an Elementen, ist dieser Punkt noch beindruckender. Die Benutzeroberfläche bietet in jedem Moment alle erforderlichen Informationen ohne überladen zu sein, die Möglichkeiten bei jedem Zug sind begrenzt ohne den Videospieler unnötig einzuschränken und die Anzahl der Gegner erzeugt eine permanente Bedrohung, man fühlt sich aber nie hoffnungslos. Jeder Partie beginnt gleich, jeder Partie verläuft anders und der Ärger nach einer falschen Aktion in einer Runde ist geringer als der daraus resultierende Lerneffekt. Die Anzahl der Runden pro Karte ist optimal, die Dauer pro Karte nur wenige Minuten und eine ganze Partie lässt problemlos regelmäßig zwischendurch absolvieren. Alles, schlichtweg alles ist optimierter als optimiert und deswegen funktioniert Into The Breach für eine breite Masse an Videospieler auch so gut. Kommt aus dem Nichts, sieht nach Nichts aus und dann kommt der erste von vielen Aha-Momenten. Was das für ein Aha-Moment genau ist? Die Erkenntnis, dass man den Schwierigkeitsgrad von Into The Breach gleich mal auf Easy stellen sollte und sich definitiv nicht dafür schämen muss.

Gespielt wurde die PC Version von Into The Breach auf einem Surface Pro. Das Videospiel wurde von Subset Games entwickelt und ist seit Februar 2018 für den PC erhältlich. Eine Umsetzung für den Mac sowie Linux wurde ohne genauen Termin angekündigt. Bezugsmöglichkeiten sind GOG.com (PC Direktkauf), der Humble Bundle Store (PC Direktkauf) und Steam (PC Direktkauf). Preislich liegt der Titel bei 10 bis 15 Euro.

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