Tom Clancy’s The Division

Etwa 17 Monate sind seit der Veröffentlichung von Tom Clancy’s The Division im März 2016 vergangen. Mit einem Metascore von 80 Punkten und tendenziell positiven Testberichten, schaffte es der Titel unter die besten 25% aller 2016 erschienenen Videospiele. Mit außerordentlich guten Verkaufszahlen für eine neue Marke und einem enormen Hype startete der Open-World-Online-Rollenspiel-Gruppen-Shooter aus dem Hause Ubisoft und versuchte mit Hilfe dieses Momentums einen dauerhaften Eindruck zu hinterlassen. Vor 17 Monaten habe ich die unkreative Berichterstattung über den Titel kritisiert. Heute ist die damalige Berichterstattung weiterhin unkreativ und zusätzlich falsch. Lifecycle-Management lautet das Stichwort, denn seit der Veröffentlichung wurde das bereits zum Start inhaltlich umfangreiche Tom Clancy’s The Division durch kostenlose als auch kostenpflichtige Erweiterungen vervollständigt. Spielmechaniken wurden adaptiert, entfernt und auch neu hinzugefügt. Es ist Zeit einen Text über ein 17 Monate altes Videospiel zu verfassen.


Fast drei Jahre und mehrere Verschiebungen lang dauerte der Hype, welcher mich eigentlich bis einen Monat vor der Veröffentlichung kalt gelassen hat. Ich mag Hypes, aber Tom Clancy’s The Division konnte mich im Vorfeld nicht ansprechen, bis ich mich aus purer Langeweile während eines Beta-Wochenendes im verschneiten Manhattan wiederfand. Optisch wusste der Titel bereits damals zu beeindrucken, die ersten Schritte und Versuche eine Mission zu meistern waren aber eher schwierig. Problem war mein fehlendes Verständnis und meine zwanghaften Versuche mich alleine der Armee an Gegner zu stellen. Im Laufe des ersten Abends lernte ich die kooperative Spielerfahrung gegen vom Computer gesteuerte Gegner, am zweiten Abend begann ich die Spannung des gemeinsamen Plünderns in den „Spieler gegen Spieler“-Gebieten, im Videospiel Darkzone genannt, zu lieben und am letzten Nachmittag entwickelte ich mit meinen Gefährten eine gewisse Effektivität beim Erkunden und Entdecken der Videospielwelt. Kurzum ich war angefixt, bestellt Tom Clancy’s The Division inklusive der später erscheinenden Erweiterungen vor und der Rest ist Geschichte. Fast jeden Abend spielte ich mit derselben Gruppe durch die Missionen und zwischendurch ging es immer wieder mal kurz in die Darkzone um dort im optimalen Fall bessere Ausrüstungsgestände zu finden. Es stellte sich etwas wie Routine ein und auch wenn wir nach wenigen Wochen bereits die von den Missionen vorgegebene Geschichte abgeschlossen hatten, ging es die ersten Wochen und Monate immer wieder zurück in die Videospielwelt. Die Spielerfahrung war wiederholend, was aber in Hinblick auf die Effektivität nur bedingt störte. Im Laufe der Zeit wurde die Gruppe immer kleiner, was aber dank der im Titel integrierten Spielersuche kein großes Problem darstellte und aufgrund des enormen Erfolgs war es zu jedem Zeitpunkt möglich passende menschliche Spielpartner in wenigen Sekunden zu finden.

Sommer 2017, in Österreich ist es brechend warm und aufgrund dieses Beitrags treibt es mich zurück zu Tom Clancy’s The Division. Irgendwann vor etwa einem Jahr wurden meine Spielsitzungen immer seltener und in der letztjährigen zweiten Jahreshälfte primär von den im Rahmen des Lifecycle-Managements veröffentlichten Erweiterungen getrieben. Bei diesem vor wenigen Tagen stattgefunden Versuch lud ich jedoch im Gegensatz zu den Vormonaten nicht das Profil meines Alter Egos mit mehr als 100 Spielstunden, sondern startete mit einem neuen Charakter. Ziel war es zu verstehen, in wie weit sich die Spielerfahrung zu damals verändert hat und welche Auswirkungen die regelmäßigen Updates und Änderungen mit sich brachten. Ich wollte sehen wie die Entwickler mit den telemetrischen Spieldaten sowie den inhaltlichen Erweiterungen ein damals in meinen Augen sehr gutes Videospiel wohlmöglich perfektioniert haben.

Nach etwas vier Stunden habe ich kapituliert, denn mir hat der Titel schlichtweg keinen Spaß gemacht und es war einfach zu wenig Substanz vorhanden um auch überhaupt noch eine Stunde weiterzuspielen. Ein kompletter Gegensatz zu meiner Erfahrung zur Veröffentlichung und mit etwas Abstand betrachtet, liegt es nur indirekt an Tom Clancy’s The Division selbst. Was fehlt ist die fixe Gruppe an Spielpartner, mit der ich das virtuelle Manhattan erkunden kann und Level um Level stetig bessere Ausrüstung erkämpfen und er sammeln möchte. Vielleicht war es naiv von mir an eine bessere Spielerfahrung zu glauben, vielleicht war es naiv von mir auf die integrierte und zu Beginn zuverlässige Spielersuche zu vertrauen. Anstelle von wenigen Sekunden dreht sich die Ladeanzeige für die Suche gefühlt unendlich lange und brach nach ein paar Minuten ohne Ergebnis ab. Trotz eigentlich besserem Wissen wagte ich den Versuch eine Mission alleine zu bewältigen und landete innerlich komplett am Anfang. Die Frustration war ähnlich wie bei meinem ersten Kontakt mit Tom Clancy’s The Division, nur dass es dieses Mal im Gegensatz zum Beta-Wochenende keine positive Wendung gab.

Sind vier, acht, zwölf oder mehr Wochen die Haltbarkeit eines Videospiels? Wie definiert man überhaupt die Haltbarkeit des digitalen Mediums? Eine pauschale Antwort darauf ist schwierig, da sich diese von Titel zu Titel unterscheidet. Es gibt Videospiele die ich vor Jahren so nebenbei gespielt habe und die ich auch heute noch gerne spiele. Es gibt Videospiele die ich Jahre nach der Veröffentlichung das erste Mal spiele und die für mich einfach funktionieren. Seit dem Wechsel auf hohe Auflösungen altern Videospiele zumindest optisch nicht mehr so stark wie früher. Mit dem Wechsel von einer geschichtsgetriebenen Einmalerfahrung hin zu einer langfristigen Plattform, reduziert sich aber die Qualität der Spielerfahrung mit jedem Monat welches seit der Veröffentlichung vergangen ist. Im März 2016 liebte ich Tom Clancy’s The Division gemeinsam mit einer Gruppe an Spielpartnern, im August 2017 frustriert mich Tom Clancy’s The Division ganz alleine.

Gespielt wurde die Xbox One Version von Tom Clancy’s The Division. Das Videospiel ist seit März 2016 für den PC, die PlayStation 4 sowie Xbox One erhältlich und Ubisoft sowie Massiv Entertainment haben für die nächsten Monate weitere Updates und Erweiterungen in Aussicht gestellt. Amazon verkauft die verschiedensten Versionen in Form von physischer Datenträger* als auch als Download-Code* zum Budgetpreis.

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