Diablo III – Ultimate Evil Edition

Ab wann kann und sollte man einen Text über ein Videospiel verfassen? Reicht es ein Spiel für ein paar Stunden zu spielen und diese Spielerfahrung gepaart mit den Informationen des Publishers auf den gesamten Spielumfang anzuwenden? Oder zählt es erst wenn man den Titel durchgespielt hat? Wobei der Versuch es so zu definieren auch schwierig sein kann, denn zu welchem Zeitpunkt ist man mit einem Spiel durch? Alternativ könnte man auch versuchen den Zeitpunkt zu nehmen, an man einen subjektiv umfassenden Eindruck von einem Spiel bekommen hat. Mein Versuch diesen Zeitpunkt für die Ultimate Evil Edition von Diablo III zu bestimmen ist irgendwie gescheitert. Die Hochglanzproduktseite verspricht ein Rollenspielabenteuer in fünf Akte, sechs verschiedene Spielerklassen und eine zufallsgenerierte unendliche Spielwelt. Meine Spielerfahrung beschränkt sich bisher bis in die Mitte des dritten Akts mit genau einem Spielcharakter.

Diablo III - Ultimate Evil Edition - Xbox One Cover

Meiner Vermutung und den Zahlen nach habe ich die halbe Spielwelt gesehen und mich mit einem Charakter vertraut gemacht. Rechnet man es hoch, ein Bruchteil des Spiels, jedoch völlig ausreichend um die zugrundliegende 30-Sekunden-Basis-Spielmechanik zu verstehen: Gegner töten, Gegenstände sammeln, Gegenstände beurteilen, Gegenstände ausrüsten oder schrotten, Wiederholen. Der gesamte Spielablauf basiert auf dieser Endlosschleife, die in von ähnlichen Mechaniken wie dem Erfüllen von Aufträgen oder der Anpassung der Spezialfähigkeiten mit dem Stufenanstieg der Spielfigur eingebettet ist. Eine Basis, die bereits im mittlerweile siebzehn Jahre alten ersten Teil der Serien enthalten war, oftmals seither erfolglos kopiert wurde und in der Ultimate Evil Edition von Diablo III perfektioniert wurde. Es ist schlichtweg die perfekte Portierung einer am PC groß gewordenen Spielserie auf die Konsole und die Perfektionierung einer simplen Spielmechanik zur Steigerung einer positiven Spielerfahrung. Es ist einfach dieses Gefühl, welches sich innerhalb kürzester Zeit beim Spielen einstellt, ein Gefühl, welches sich schwer beschreiben lässt und dessen Gründe sich noch schwerer beschreiben lassen. Versucht man es dennoch lange genug, kristallisieren sich zwei große Themen heraus.

Zugänglichkeit und Zeitflexibilität fassen den ersten Bereich gut zusammen. Aufgrund der sehr einfachen Spielmechanik, der logischen Tastenbelegung des Controllers, einer sauberen Benutzeroberfläche und sehr simplen sowie klar formulierten Aufgaben kommt man auch nach dem Spielen anderer Titel oder einer längeren Pause wieder leicht ins Spiel. Klingt vielleicht lächerlich oder merkwürdig, kann aber durchaus ein Problem darstellen. Wenn ich ein Spiel länger nicht spiele, fällt es mir oft unheimlich schwer wieder in die Spielwelt abzutauchen. Was ist zuletzt passiert? Was muss ich als nächstes tun? Wie verdammt nochmal ist die Steuerung und warum fühlt sich das Spiel einfach nur komisch an? Fragen die in der Vergangenheit nicht nur einmal meine Spielerfahrung ruiniert haben und mich vor dem Durchspielen mehrerer Titel aufgehalten haben. Klingt nach einem Luxusproblem einer Minderheit der ich angehöre, macht aber vielleicht mehr Sinn wenn man den Begriff der Zeitflexibilität hinzunimmt. Zeit ist eine sich im Leben stetig wandelnde Komponente und mittlerweile erwarte ich, dass Spiele mit meinem von Zeit gesteuerten Spielverhalten kompatibel sind. Mal hier drei Stunden am Wochenende, unter der Woche eine kurze halbe Stunde am Abend, zwei Wochen pausieren, ein anders Spiel zwischendurch spielen und nach drei Wochen wieder eine längere Sitzung einlegen und ohne Bedenken mittendrin pausieren um mit Freunden zu telefonieren. Willkommen in einer Welt, die ich mir vor 15 Jahren nicht vorstellen konnte oder wollte, aber heute meine Realität ist. Die gefühlte Qualität leidet oftmals aufgrund des verteilten Spielens, jedoch nicht bei Diablo III. Egal ob 15 Minuten oder vier Stunden, Diablo III funktioniert einfach. Reicht die Zeit nur für eine kurze Spielsitzung, drehe ich den Schwierigkeitsgrad nach oben, ignoriere jegliche Aufträge und begebe mich in Horden von Monstern um die Stufe meines Heldens zu erhöhen und Gegenstände zu finden. Steht mehr Zeit zur Verfügung und ich möchte in der Hauptgeschichte weiter kommen, stelle ich den Schwierigkeitsgrad auf normal und versuche mein nächstes Ziel zu erreichen. Gleiches gilt für den kooperativen Modus mit Freunden, denn unabhängig vom eigenen Status oder dem des anderen Spielers, zu jedem Zeitpunkt an jeder Stelle in jeder Konstellation kann man gemeinsam spielen ohne eine schlechte Spielerfahrung zu haben. Klingt selbstverständlich, sollte selbstverständlich sein, ist es aber leider noch nicht.

Das zweite große Thema lässt sich unter Perfektionierung zusammenfassen. Mir ist bewusst, dass es oberflächig, aus einem PR Text kopiert und dank der dritten Wiederholung innerhalb von knapp 700 Wörtern fast schon übertrieben kitschig klingt. Würde man versuchen eine Auflistung aller richtigen Designentscheidungen zu erstellen, würde es zu einem Mammutprojekt ausarten. Die jahrelange Erfahrung von Blizzard als Entwicklerstudio ist allgegenwärtig. Auch wenn die vor zwei Jahren auf dem PC erschienene Basisversion von Diablo III mit fragwürdigen Designentscheidungen wie dem Echtgeldauktionshaus und der dadurch bewusst gesteuerten Limitierung an guten auffindbaren Gegenständen durchaus als problembehaftet eingestuft werden kann, ist von diesen Entscheidungen in dieser Edition nichts mehr zu sehen oder zu spüren. Es wurde optimiert und perfektioniert um ein Diablo Spiel abzuliefern, welches man einfach nur gerne spielt und mit dem unheimlich viel Spaß hat. Die Geschwindigkeit ist gut, man steigt regelmäßig im Level, findet immer wieder Gegenstände die minimal besser sind und hat eine perfekt auf den eigenen Spielwunsch angepassten Schwierigkeitsgrad. Die Intervalle zwischen den Fortschritten sind optimal abgestimmt und dank sinnvoller Oberfläche immer vor Augen. Die simple Basis-Spielmechanik ist perfekt eingebettet in die anderen perfekt abgestimmten Mechaniken. Ja, es artet in Lobhudelei aus, aber jeder andere Text für die Xbox One und PlayStation 4 Version wäre meiner Ansicht nach unpassend.

Diablo III in der Ultimate Edition macht alles richtig und mit alles ist tatsächlich alles gemeint. Aber es kann doch nicht alles gut sein oder? Doch, es kann alles gut sein und Blizzard zeigt wie gut alles sein kann. Sollte man seine Entscheidung anhand von Screenshots und Videos fällen? Nein. Sollte man Diablo III in der Ultimate Edition auf der Xbox One oder PlayStation 4 spielen? Verdammt nochmal ja. Sollte man Diablo III in der Ultimate Edition spielen wenn man von der Basisversion von Diablo III aufgrund fragwürdiger Designentscheidungen enttäuscht war? Auf jeden Fall. Sind 60 Euro für die zweite Konsolenportierung eines mittlerweile zwei Jahre alten Spiels gerechtfertigt? Un-ein-ge-schränkt! Es ist Diablo in Reinkultur und sorgt für Glücksmomente und ein gutes Gefühl in der Bauchregion.

Gespielt wurde in einem Zeitraum von vier Wochen auf der Xbox One und es wurde in etwa die Hälfte der Geschichte mit einem Charakter absolviert. Teils alleine, teils im kooperativen Modus mit Freunden. Diablo III in der Ultimate Evil Edition gibt es für die PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360 und Xbox One. Amazon* verlangt etwa 60 Euro für die PS4/X1 und 40 Euro für die PS3/X360 Version. Maus und Tastatur Spieler zahlen in Summe etwa dasselbe für die Basisversion* und entsprechende Erweiterung*.

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