Reality Check: Schnee in Videospielen

Es ist Winter und damit hat auch wieder der Schnee Einzug in unsere Längen- und Breitengrade gehalten. Wie jedes Jahr war auch heuer der öffentliche Nahverkehr von der Schnee- und Eisbildung überrascht, denn schließlich passiert das ja praktisch immer während dieser merkwürdigen Jahreszeit namens Winter. Da Videospiele prinzipiell ein unterhaltendes Abbild der Realität sind, hat die weiße Pracht naturgemäß auch die digitale Welt erreicht (Winter Games Anyone?). Der Schneeanteil meiner aktuellen Videospielliste liegt praktisch bei 100% und damit ist es wohl an der Zeit, den digitalen Winter einem Realitätscheck zu unterziehen.

Forza Motorsport 4 (Amazon Direktlink*)
Dreht man die Verpackung des Rennspiels um, so springt einem nach dem Satz „Ein völlig neues Fahrerlebnis!“ sofort die Phrase „Unfassbar Realistisch“ ins Auge und das stimmt auch prinzipiell. Mit einem fiktiven Rennkurs in den Berner Alpen hat zum ersten Mal auch ein Schneekurs Einzug in den virtuellen Rennzirkus von Turn 10 erhalten, aber mehr als ein optisches Gimmick ist die weiße Pracht leider nicht. Keine Schneefahrbahn, keine rutschigen Kurven, keine Eisflächen, kein Schneegestöber bei der Tunnelausfahrt, keine sichtbehindernden Scheestürme und auch keine angelaufenen Scheiben. Der sonst an den Tag gelegte Detailrealismus wurde leider zugunsten der massenkompatiblen Spielbarkeit aufgegeben und umso verwunderlicher ist es, dass just jener Track eines der Aushängeschilder im Vorfeld war (Alpen-Making-Of-Blogbeitrag). Schnee kann (unter kontrollierten Bedingungen) für Freunde des Motorsports durchaus unterhaltsam sowie herausfordernd sein und muss nicht immer so frustrierend sein, wie es zum Teil manche Verkehrsteilsnehmer im täglichen Straßenverkehr empfinden. Der virtuelle Winter in Forza 4 versagt im Reality Check und meine Hoffnung auf ein Rennspiel mit möglichst korrekter Schneeintegration ist wieder etwas gesunken.

Skyrim (Amazon Direktlink*)
Die Verpackung bietet textlich keinen Schnee, aber das Hintergrundbild zeigt die weiße und übrigens sehr hübsche Pracht im Rollenspiel-Epos aus dem Hause Bethesda. Es gibt zwar keine Jahreszeiten, aber dafür eine riesige Welt, die dankenswerter Weise viele unterschiedliche Klimazonen aufweist. Bezaubernd sind die dynamischen Übergänge die zwar videospieltypisch eher rasch ablaufen, aber dennoch in die Kategorie glaubwürdig fallen. Spätestens beim Anblick der ersten Schneeverwehungen und beim Erleben des ersten Schneesturms merkt man, welche Liebe in die audiovisuelle Wintererfahrung gesteckt wurde. Spielerisch gibt es leider ausgenommen der eingeschränkten Sicht keine Auswirkungen und bei genaueren Hinsehen fallen auch Kleinigkeiten wie die fehlenden Fußabdrücke im Schnee auf. Passend wäre eine Lost Planet ähnliche Integration gewesen, bei der zum Beispiel die Rüstung einen Wärmewert hat, der bestimmt wie lange man sich ohne negative Effekte (langsameres Schlagen, zitternde Hände, weniger Ausdauer) in kälteren Regionen aufhalten kann. So fällt auch der Reality Check für Skyrim spielerisch nicht aber optisch durchaus positiv aus.

Minecraft (Amazon Merchandise Link*)
Als ich heute Vormittag nach einiger Zeit Pause zurück in meine persönliche Minecraft Welt kam, erlebte ich meinen ersten nächtlichen Wintereinbruch in der pixeligen Blockwelt (Schnee Tweet). Hier wird der Realitätscheck etwas schwerer und aufgrund fehlender Erfahrung, folgen ein paar Details aus dem deutschsprachigen Minecraft Wiki (Wiki Direktlink). Schnee ist dort ein Blockmodifikator, den man in Biomen mit Schneefall findet. Keine Ahnung was Biomen sind, aber der Minecraftschnee kann durch erhöhte Temperatur (Lava / Fackel) zum Schmelzen gebracht werden und verhält sich dann ähnlich wie schmelzendes Eis (und auf Eis rutscht man). Viel spannender ist jedoch Schnee als „Waffe“, da „durch das Abbauen mittels Schaufel ein Schneeball entsteht“ (sic!). Leider fügt dieser den Mobs keinen Schaden zu, aber wirft diese zurück. Vier Schneebälle ergeben einen Schneeblock und ich bin dann mal weg, mein Minecraft Iglu zu bauen. Ein kurzes Blick auf YouTube (Real Life Minecraft Building An Igloo Direktvideo) demonstriert den Realismus der Blocksimulation, wodurch Minecraft den Reality Check im Bezug auf Schnee natürlich bravourös besteht ;-).

Batman Arkham City (Amazon Direktlink*)
Mein persönliches Pile of Shame Spiel des Jahres 2011: Angespielt und irgendwie seither ein kurzweiliger Pausenfüller, der eigentlich viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Keine Ahnung welche Jahreszeit in Gotham City herrscht, aber im Stadtteil Arkham City ist es kalt, richtig kalt. Einige Missionen rund um Mr. Freeze beschäftigen sich auch mit dem Thema Temperatur und mit beiden Augen zugedrückt sagen wir mal Winter und Schnee zur Jahreszeit beziehungsweise zur Umgebung. Da ich bei weitem noch nicht soweit gespielt habe wie ich eigentlich möchte, fällt es schwer eine fachkundige Bewertung abzugeben, aber das bisher gesehen und erlebte überrascht positiv. Die Umgebung fühlt sich kühl an und die Nutzung von Eis im Museum hat durchaus gefallen. Man bewegt sich vorsichtig und langsam über die dünne Eisdecke und wehrt sich beständig gegen dein weißen Hai, der unter Batman seine Runden schwimmt. Mir hat es gefallen und im Winter-Reality-Check fällt das letzte Batman Spiel durchaus positiv auf.

Und der Rest …
Mein Aufruf auf Twitter sorgte für zusätzlichen Input und zum Beispiel @Sogeman lobte Lost Planet. Laut meiner Erinnerung habe ich damals nur die Demo gespielt und es war damals definitiv … anders. Wenn ich mich richtig erinnere, hat der erste Teil der Serie den von mir bei Skyrim gewünschten Wärmewert des Spielers berücksichtigt. Sobald man die schneebedeckte Oberfläche des Planeten erkundet sinkt der Thermalwert des Spielers stetig. Damit ist es nicht nur ein Kampf gegen die üblichen Gegner, sondern auch ein aussichtsloser Kampf gegen die quasi unbesiegbare Umwelt in Form von Kälte. @martinschmidler fand die Partikeleffekte in Skyrim ganz gut und @manuspielt brachte mit 1080 das Thema Snowboard ins Spiel. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich trotz N64 nie in Berührung mit dem 1998 erschienen Titel kam. Wie so oft zeigte Nintendo aber wie es funktioniert und kurze Zeit später folgten die Nachahmer in Form von Amped oder der SSX Serie, welche mit dem meiner Meinung nach grandiosen SSX 3 auch mein persönlicher Einstieg in die Welt der digitalen Snowboardaktivitäten war. Im direkten YouTube-Winter-Schnee-Reality-Check-Vergleich (1080° vs SSX) hat trotz zwei Jahre früheren Release (1998 vs 2000) eindeutig 1080° Snowboarding aus dem Hause Nintendo die Nase vorne.

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