gamescom 2011 – das Fazit

Die gamescom 2011 ist vorbei und mit diesem Resümee endet auch die Berichterstattung meines intensiven aber auch durchaus angenehmen dreitägigen Kurztrip nach Köln. (M)eine Meinung zu den Media Briefings und ausgewählten Spielen gab es bereits in mehreren Beiträgen zu lesen. Im Gegensatz zum letzten Jahr ist die textuelle Berichterstattung etwas umfangreicher (und hoffentlich auch besser), aber im optischen Bereich gab es leider Defizite (was sowohl auf meine verkürzte Anwesenheit, als auch höhere Termindichte zurückzuführen ist). Was nun folgt sind ein paar lose Gedanken zur Messe, der Branche oder was mir in diesem Jahr sonst so durch den Kopf gegangen ist (inklusive Reiseanekdote).

Der mittlerweile klassische Start einer Kolumne zur Nachberichterstattung beginnt traditionell am Mittwoch und beinhaltet oftmals Schuldzuweisungen in Richtung der Koelnmesse. In diesem Jahr war der stark aufgeweichte Fachbesucher- und Pressetag ein beliebtes Thema und viele verstehen nicht, warum von Jahr zu Jahr stetig mehr Presse in Form von Blogs sowie Fanseiten zugelassen wird. Zwei der Hauptgründe sind wohl, dass dadurch jährlich stetig wachsende Zahlen an Journalisten präsentiert werden können und auch eine Steigerung des Web Impact Factor im deutschsprachigen Internet. Auch wenn manch altgedienter Schreiberling wenig mit der Armee von Pseudojournalisten anfangen kann, so stellen diese wohl das geringere Problem da, denn das wirkliche leidige Thema sind die Pseudofachbesucher. Im Gegensatz zu Onlinemedien ist hier die Kontrolle deutlich minimalistischer und ein Job in einem Handelsunternehmen ist mehr als ausreichend, um sich mittels minimal erhöhtem Eintrittspreis vorzeitigen Zutritt in die bunte schöne Welt der Videospielneuheiten zu verschaffen (alternativ reicht es auch einen A4 Zettel vor Ort mit ein paar lustigen Daten zu befüllen). Die meisten Onlineschreiberlinge haben immerhin den Gedanken der Berichterstattung in ihren Köpfen herumschwirren (und sei dieser Gedanken noch so gut versteckt), die Motive der Saturn oder Media Markt Betreuer von morgen sind leider primitiver einfacher. Die Auswirkungen waren deutlich in Form von Warteschlange mit vier Stunden Wartezeit, kurzfristig eingeführten Alterskontrollen oder merkwürdig behängte und durch Messehallen schlürfenden Merchbeutelratten zu sehen ;-).

Leicht genervt nimmt man aber dann doch die Gegebenheiten hin und versucht sein vorab penibel geplantes Programm möglichst souverän zu absolvieren. Anfänger verzettelt sich hier oft in ausgedruckten (dichtgefüllten) Terminkalender, die dann mit doppelt und dreifach vergebenen Terminslots der Publisher kollidieren. Nach einigen Jahren Messeerfahrung wird man aber schlauer und die einfachsten Lösungen sind auch die effektivsten: weniger Termine, eine gewisse Fokussierung und Pausen. Auch wenn im Vorfeld die Versuchung oft groß ist, wird alles plötzlich deutlich angenehmer und entspannter durch die Berücksichtigung der drei simplen Regeln und auch die Gespräche mit den Kollegen vor Ort können angenehm abschweifen und auch mal ausufern. Diese sind zwar meist eher oberflächlicher Smalltalk und das beliebteste Thema ist wohl das Hinterfragen der Sinnhaftigkeit und Infragestellen zukünftiger Messebesuche (Stichworte: Warum tue ich mir das an? Meinen die das tatsachlich ernst? Ach ich werde zu alt für den Mist! Da hätte ich auch zu Hause bleiben können …). Aber nicht alle Gesprächen laufen so und eines, welches in meinem Gedächtnis hängen geblieben ist, fand bei EA statt. Der Gesprächspartner war mir (vorher) unbekannt, wodurch die üblichen Phrasendrescherei entschärft wurde und es ergab sich eine anregende Unterhaltung über Medien, Blogger sowie deren Ziele und (Hinter)Gedanken, Geschäftsmodelle in Zeiten von App Stores und sich selbst. Irgendwie kam dann unerwartet die Gretchenfrage und im Gegensatz zu den etlichen Malen zuvor, war es dieses Mal anders und auch ernst gemeint. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt nicht durch das Schreiben und werde mit durch diese Worten hier auch nicht berühmt oder beliebt. Alles ist surreal und ob ich in Köln bin oder nicht, ist mit einer gewissen Portion Grundrealismus auch egal. Also warum tut man sich eine gamescom an, obwohl man mit beiden Beinen fest in einer anderen (Berufs)Welt steht?

Die Fragestellung klingt vielleicht merkwürdig, ist es aber nicht. Tatsächlich macht es oft wirklich wenig bis keinen Unterschied ob man bei einer Messe vor Ort ist, da die Wahrnehmung eines jeden sowieso anders ist und man vor Ort wohl das einfärbigste Bild präsentiert bekommt. Trotz pinker Pressekarte ist der Aufwand enorm und neben den Kosten für Flug oder Hotel, bezahlt man einen solchen Ausflug mit dem wohl kostbarsten Gut überhaupt, der (Frei)Zeit. Dies ist auch einer der Gründe warum bei mir dieses Jahr alles etwas kompakter war, aber dies war nicht meine Antwort auf die Frage. Diese war nämlich schlicht und einfach Klassentreffen. Ich entferne mich langsam aber sicher vom Epizentrum der Branche und setze die Schwerpunkte meiner Freizeit anders. Die gamescom bietet eine Art kurzfristig Rückkehr zu einer alten Zeit, mit vielen bekannten Gesichtern auf begrenztem Raum während einer befristeten Zeitdauer. Innerhalb eines Tages kann man feststellen, dass der Alex von consol.at tatsächlich alt geworden ist, Hallo zur Verena von Ubisoft sagen, den Dirk von EA umarmen, mit Fabian von Sega scherzen, Andreas mit Battlefield Blödsinn ärgern, mit Eric lustige Videos (für interne Blogs) drehen oder ein Bier mit Xian trinken, ohne das Messegelände verlassen zu müssen. Die Spiele stehen für mich gar nicht so im Vordergrund (sind jedoch durchaus spannend), es sind mehr die Menschen dahinter. Früher war ich über jede Einladung oder jedes “Ich bin wichtig”-Bändchen froh, dieses Jahr hatte ich schon fast ein schlechtes Gewissen wenn ich wieder jemanden absagen musste, da ich ein privates Abendessen mit zwei Freunden als wichtiger erachtet habe. Zeiten ändern sich, Menschen auch.

Langsam drifte ich vom Thema ab und um nicht noch den letzten übrig gebliebenen Leser zu verlieren, folgt wieder ein Schwenk in Richtung Messe. Neben dem seit zwei Jahren stetig wachsenden Trend der Warteschlangen und der Ableitung von möglichen Verkaufsresultaten aufgrund deren Länge, war 2011 das Jahr der großen Banner. Sieht zwar auf den ersten Blick hübsch aus, ist aber nur eine kostengünstige und unkreative Art des Standbaus. Auch wenn wohl mehr Fotos vor dem Battlefield 3 Banner entstanden sind als vom Sega oder THQ Stand, so waren diese beiden Messeauftritte erfrischend anders und zeigen wie man sich auch ohne Riesenbudget von der Masse abheben kann. Seit dem Wechsel von Leipzig nach Köln und der jährlichen Steigerung der Besucherzahlen hat die Messe leider auch an Charme verloren und ist mit diesem Jahr vollkommen aus der Nische in den Massemarkt katapultiert worden. Die größere Breite der Zielgruppe ist natürlich wichtig und auch positiv zu bewerten, aber gleichzeitig fühlt sich vieles nach Massenabfertigung an und oftmals werden kreative Idee zugunsten der Masse geopfert und gestreamlined.

Aber genug der Worte, denn für mich kommt mit diesem Absatz das Ende der gamescom 2011 und wie bereits seit fünf Jahren auch das Ende eines Augusts in verdunkelten Messehallen. Um möglichst viele Klischees erfüllen zu könnten, schlürfte ich als Pseudojournalist auch in der Tarnung eines Pseudofachbesuchers durch die Hallen um Merch zu sammeln (Tweet: eine Tasche Merch und die Ausbeute), was aber bereits nach fünf Minuten langweilig wurde. Erwähnenswert sind noch die Ninja Kenntnisse im Verstecken von @eugilicious und als Reiseanekdote fällt mir noch der hilflose Zugbegleiter der deutschen Bahn ein, der mir am Weg in Richtung Flughafen tatsächlich in einem (nicht erfolgreichen) fünf Minuten dauernden Monolog erklärt hat, dass ich trotz überfüllten Zug nicht in der ersten Klasse sitzen darf. Danke an alle die Zeit für mich hatten und man sieht sich sicherlich wieder, nur vermutlich nicht in Köln …

Falls jemand noch mehr über die gamescom 2011 lesen möchte, so sind im Startbeitrag alle relevanten Inhalte verlinkt.

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