DLC als Kampfmittel für den Gebrauchtmarkt

Mit dem Einzug von Festplatten, Breitbandverbindungen, dem Xbox LIVE Marktplatz sowie dem Playstation Network Store feierte auch der DLC seine Geburtsstunde. Meine erste Erinnerungen an Premium Downloadable Content (auch PDLC) und Download Content (auch DLC) gehen auf den Starttitel Kameo auf der Xbox 360 zurück.

Vermutlich von Microsoft mehr als ein Art Testballon geplant, wurde kurz nach der Veröffentlichung ein Winterkrieger-Paket für 200 MS Points am Xbox LIVE Marktplatz zur Verfügung gestellt. Ein paar Monate später folgte das nächste Paket mit Kostümen für 200 MS Points und der erste kostenlose Inhalt, das Kameo-Ko-Op-Paket. Damit wurde der Launchtitel aus dem Hause Rare um einen Online-Ko-Op-Modus erweitert und die Lebenszeit sowie der Wiederspielwert wurden deutlich erhöht. Wieder ein paar Monate später folgte dann für die Fans von Kameo noch ein Power Pack, welches für 400 MS Points den Schwierigkeitsgrad drastisch steigerte.

In meinen Augen war hier das Vorgehen von Microsoft und Rare absolut in Ordnung und der Titel wurde sinnvoll erweitert sowie die Lebensdauer gesteigert. Ebenfalls bekamen Fans des Titels neue Herausforderungen und konnte für wenig Geld noch etwas länger mit Kameo Spaß haben. Nach und nach sind die Hersteller der Spiele aber dazu übergegangen DLC auch anders einzusetzen, als Hilfsmittel gegen einen Second-Hand-Spielemarkt. Drei Beispiele für diese in meinen Augen eher fragwürdigen Strategie sind Forza 3 Motorsport, Dragon Age: Origins und Saboteur.

Bei Forza 3 lag zum Beispiel jeder Spieleverpackung ein Downloadcode für ein Auto- und Strecken-Paket mit dem Namen „Motorsport-Legenden“ bei. Durch die Eingabe des Codes am Marktplatz wanderten ein paar Megabyte durch die Leitung und das Spiel wurde in Summe um 10 Autos sowie 30 Strecken erweitert. Dieser Code kann natürlich nur einmal verwendet werden und wenn man dieses Spiel gebraucht kauft, hat man keine Chance an den erweiterten Spielumfang zu kommen.

Bei Saboteur verhält es sich ähnlich, denn in der DVD Hülle verbirgt sich auch ein Downloadcode für „Die Mitternachtsshow“. Durch diese Spielerweiterung stehen fünf neue Verstecke, ein paar zusätzliche Videos sowie die Möglichkeit den Erwachsenenmodus (!) zu aktivieren zur Verfügung. Durch die zusätzlichen Verstecke wird das Spiel etwas leichter, aber ansonsten halten sich die Einschränkungen bei einem Gebrauchtkauf in Grenzen. Anders als bei Forza 3 bietet EA die Möglichkeit durch den Einwurf von 240 MS Points die Spielerweiterung auch ohne Code herunterzuladen.

Hinter Dragon Age: Origins versteckt sich ebenfalls EA und hatte zum Launch bereits zwei AddOns in den Startlöchern. Jeder Version des Rollenspiels ist ein Code für die Erweiterung „In Stein gefangen“ beigelegt, die Deluxe Versionen bekamen zusätzlich noch einen Downloadcode für die „Wächter-Festung“. Alternativ steht wieder die Möglichkeit zum Kauf zur Verfügung, nur möchte EA gerne 560 MS Points für die „Wächter-Festung“ und 1200 MS Points für die Erweiterung „In Stein gefangen“. In Summe sind das umgerechnet mehr als 20 Euro, die für Gebrauchtkäufer anfallen, wenn diese beiden Inhalte nachgekauft werden. Bei Dragon Age kommt noch hinzu, dass man im Spiel mehrmals über Questgeber stolpert, welche im Prinzip dazu auffordern doch den DLC zu erwerben, falls man diesen nicht besitzt. Finde ich persönlich etwas unangenehm und nervig. Erst recht, da auch Erstkäufer der normalen Version sich mit solchen Questgebern herumschlagen dürfen.

Ich bin kein Gegner von DLC, sondern eher Befürworter, aber die aktuelle Entwicklung empfinde ich nicht als positiv. DLC soll ein Spiel erweitern und die Lebensdauer verlängern, aber nicht Gebrauchtkäufer verärgern oder ein zweites Mal zur Kasse bitten. Auch fühlt man sich als Erstkäufer etwas vor den Kopf gestoßen, wenn man wie bei Dragon Age ein zweites Mal bezahlen darf, um den vollständigen Spielumfang zu bekommen und das nur da man nicht zur Deluxe Edition gegriffen hat.

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